Beziehungsprobleme

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„Warum bist du nur so gemein zu mir?" rief Barbara und knallte wütend die Badtür von außen zu. Zum Glück ließ sie mir das Licht an und somit musste ich nicht im Dunkeln im Badezimmer stehen. Ich konnte hören wie sie wild diskutierend vor der Tür auf und ab lief. Dabei verstand ich überhaupt nicht was ich falsch gemacht haben sollte. Eigentlich war alles so wie immer an diesem Morgen, als wir uns das Bad teilten. Es gehörte inzwischen schon zu unserer morgendlichen Routine, wenn sie am Waschbecken ihre Zähne putzte und ich ihr dabei zu sah. Wir kannten uns schon so lange und seit Jahren wohnten wir zusammen. Bereits in der Kindheit hatten wir viel Spaß miteinander. Doch nun schien auf einmal alles anders zu sein und unsere harmonische Welt war scheinbar aus den Fugen geraten. Nur wegen so einer kleinen Sache.
„Ich hatte mich so auf die nächste Woche gefreut." hörte ich sie von draußen rufen. „Die Sonne, der Strand, schwimmen im Meer. Und nun kann ich all das vergessen. Und das ist alles nur deine Schuld!" Meine Schuld? Warum sollte es nur meine Schuld sein? Sie hatte mich gefragt und ich hatte ihr ehrlich geantwortet. So wie immer. Und schließlich kann man die Schuld nicht nur bei Einem suchen, dazu gehören immer zwei. Doch so verstimmt wie heute, hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Noch immer lief sie wütend vor dem Badezimmer auf und ab. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie mal so verärgern würde, denn bis jetzt waren wir immer durch dick und dünn gegangen.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Zeit ich investiert habe, damit alles perfekt wird. Alles umsonst." fluchte sie lautstark und es hatte den Anschein, als würde der eine oder andere Gegenstand ihrer Wut zum Opfer fallen. Alles was ich jetzt tun konnte war darauf zu warten, dass sie sich wieder beruhigte. Langsam zählte ich bis einhundert und draußen wurde es tatsächlich immer stiller. Nur ab und zu hörte ich sie noch leise fluchen. Dann schien sie sich, wieder beruhigt zu haben. Schließlich öffnete sich die Badtür und sie kam zu mir herein. Mit verschränkten Armen und verbissenen Gesicht stellte sie sich vor mich und blickte mich verbittert an.
„Ich glaube wir sollten uns trennen." sagte sie entschlossen, da schien es kein Umdenken mehr zu geben, das konnte ich an ihrer Stimme hören. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte niemand sie mehr umstimmen. „Nächste Woche hole ich mir eine neue Waage!" Damit war mein Schicksal besiegelt. Ich war reif für das Altmetall.


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