Der OP-Termin war schnell festgelegt. Donnerstag die Diagnose und am Dienstag, den 08. Juni 2010 sollte ich schon ins Krankenhaus. Das ging mir einfach alles zu schnell. Tage- nein wochenlang musste ich warten und lebte in dieser scheiß Ungewissheit und nun musste ich mich innerhalb einiger Tage mit dem Gedanken anfreunden, bald unter’m Messer zu liegen, denn I C H habe ja Brustkrebs.
Die Voruntersuchungen am Tag der Krankenhauseinweisung wurde zum Spießroutenlauf. Von einer Abteilung zur nächsten, eine Untersuchung nach der anderen und bei jeder stand mir die Angst in den Augen. Hoffentlich würden sie nichts anderes finden. Aber ich hatte Glück. Wenigstens dabei stand Gott auf meiner Seite.
Ich kam in ein Doppelzimmer und bekam einen Platz direkt am Fenster. Kaum eine halbe Stunde da, wurde schon das Mittagessen vom Vorgänger gebracht. Wie soll ich JETZT etwas essen können? Also blieb es an meinem Vater hängen.
Dann war ich allein. Ich saß auf meinem Bett, in dem ich nun ganze 7 Tage liegen sollte. Ich war allein und meine Gedanken kreisten um mich. Ich vermisste meinen Freund, die Wohnung, ich wollte nicht hier sein. Ich wollte diesen scheiß Krebs nicht. Plötzlich fühlte ich mich total verloren und einsam.Schon bald bekam ich eine Bettnachbarin. Conny war 40 Jahre und noch total bedudelt von ihrer LMAA-Tablette. Ihre OP stand noch bevor. Genau wie meine. Mittwochfrüh um 06.30 Uhr hatte ich einen Termin zur Markierung. Also hetzte ich noch kurz vor meiner OP mit dem Taxi durch Halle, um mich anzeichnen zu lassen. 08.30 Uhr wurde ich dann zum OP-Saal geschoben. Das einzige, was ich in diesem Moment zur Schwester sagte, war: Im Liegen fährt es sich viel ruhiger Fahrstuhl. Tja, wie kommt man nur auf so einen Mist!? Lag wohl an der Tablette.
Erstaunlicherweise war ich kein Stück aufgeregt. Es musste halt sein und so nahm ich mein Schicksal hin. Um 16.00 Uhr wachte ich im Aufwachraum wieder auf. Mit mir meine volle Blase und weit und breit keine Toilette. Als mir meine Kindergartenfreundin in die Augen schaute, die dort arbeitet, sprach ich sie auf mein kleines Problem an. Nachdem sie mir aber nur einen Schieber anbieten konnte, lehnte ich ab. Ein Schieber? Um Gottes Willen.. nee nee und schon gar nicht, wenn mich der alte Mann, der mir gegenüber lag, noch weiter so anstarrt. Mittlerweile platzten mir nicht nur fast die Tränen aus den Augen…… es dauerte eine gefühlte Stunde, ehe endlich eine Schwester aus meiner Abteilung kam, um mich zu holen und ich ließ es mir auch nicht nehmen, frisch vom OP-Tisch gehüpft, aufs Klo zu balancieren. Natürlich war vorprogrammiert, dass mein Kreislauf dadurch rasant in den Keller schoss.In Conny fand ich eine gute Freundin. Wir lachten sehr viel und gaben uns gegenseitig halt. Auch heute haben wir noch Kontakt, schreiben regelmäßig.
Meine Operation verkraftete ich recht gut. Ich war etwas schlapp, aber nach 1-2 Tagen fühlte ich mich wieder richtig gut. Lediglich die Sehnsucht nach meinem Freund machte mir zu schaffen. Er fehlte mir wirklich sehr, denn länger als eine Stunde konnt er nie bleiben. Ich war froh, als ich am 14. Juni endlich entlassen wurde. Dahin wollte ich nie wieder zurück.
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Krebs
Teen FictionIch hatte eine unbeschwerte Kindheit, wuchs mit einem vier Jahre älteren Bruder, meinen Eltern und unseren Berner Sennenhunden auf. Nach erfolgreichem Schulabschluss absolvierte ich eine Lehre zur Bürokauffrau. Im Moment arbeite ich im Reisebüro als...