kapietel 7

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„Und was Schlechteres ist dir nicht eingefallen?", seufzt Tobi lachend und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Schließfächer.
„Was heißt hier schlecht! Der Plan ist perfekt, Bruder", sage ich überzeugt und linse um die Ecke 'rum. „Also. Du weißt, was du tun musst!", stelle ich eher fest, als dass ich frage, nachdem ich mir sicher sein kann, dass Tim und Veni wirklich da stehen.
Tobi brummt nur zustimmend. „Einfach die Wahrheit sagen. Dass du mich gestern genervt hast."
„Ja genau du Faggot. Verzieh' dich jetzt. Und wirk' bloß nicht gehetzt!" - Okay, wenn ich ehrlich bin, bin ich derjenige von uns beiden, der aufgeregt ist. Es ist jetzt wirklich nicht so der Bombenplan. Tobi soll halt einfach hingehen und erzählen, dass ich ihn gestern im Kino abgefuckt hab'. Ich komme zufällig dazu und hau ab, sobald Tim mich bemerkt hat. Bescheuert, aber es sollte trotzdem funktionieren!
Tobi guckt mich nochmal an, dann stößt er sich von der Wand ab und kramt beim Losgehen schon mal seinen Schlüssel für's Schließfach raus. Ich muss erst mal noch stehen bleiben und versuche derweil mich zu beruhigen. Das klappt irgendwie auch nur, weil hier noch so viele andere Leute herum rennen. Der Unterricht ist noch nicht lange beendet.
Ich kann hören wie Tobi die beiden begrüßt und an sein nebenan liegendes Schließfach geht. Gott, wenn das funktioniert.
Er steigt kurz in das Gespräch von Tim und Veni mit ein, was eigentlich ganz gut ist, weil's dann natürlicher wirkt, aber ich krieg' hier fast 'nen Anfall. Tobi, mach jetzt! Das Einzige, was ich aus dem Gespräch richtig mitbekomme, ist, dass Tim vor hat, heute zu Veni zu gehen. Ganz toll.
Dann schlägt er die kleine Metalltür wieder zu - mein Zeichen. Ich atme tief durch, setze meinen gewöhnlich halbfröhlichen Gesichtsausdruck auf und geh' in ihre Richtung.
Anfangs bemerkt mich keiner. Und Tobi legt halt einfach richtig los. „Wie war eigentlich der Film gestern? Ich hab' so gut wie nichts mitbekommen, weil mich Stegi durchgehend genervt hat." - klingt noch ganz nett. Wartet ab. Ich bleibe stehen und glaube, Tim bemerkt mich aus dem Augenwinkel.
„Wie das denn?", fragt Veni grinsend nach und mich erschreckt fast schon, wie angepisst Tobi aussieht. Ich selbst kauf's ihm fast ab.
„Davon abgesehen, dass mich sein Gelaber eh nervt und ich gern darauf verzichtet hätte, dass er bei meinem Popcorn mitfrisst, hat er glaub' ich die ganze Zeit versucht, sich an mich ranzumachen. Kein Plan was das sollte, war auf jeden Fall erbärmlich." Alter, Tobi. Man muss dazu sagen, ich hab' ihm nicht vorgegeben, was er sagen soll. Das kommt gerade nur von ihm. Ich will schon wieder gehen, weil Tim mich vorhin kurz angesehen hat, doch stoppe ich.
„Dann lass doch heute gleich nochmal reingehen. Tim hat eh gesagt, er sollte eigentlich lernen." - gezeichnet, Rafael. Wow, dass der Kerl so schnell auf Tobi anspringt, hätte ich nicht gedacht. Aber auch wenn ich mich jetzt vielleicht freuen könnte, weil es sich ganz danach anhört, als wäre er nicht wirklich scharf auf Tim, versetzt mir das 'nen ganz schönen Stich.
Denn Tim sieht genau so aus, wie ich jetzt wegen Tobi aussehen sollte. Verletzt. Gekränkt, weil Veni ihn abserviert. Zwar nur kurz, bis er sich wieder fängt und ruhig „Jo" beisteuert, doch ich hab' es deutlich gesehen. Wie viel ihm wohl an ihm hängt. Und auch die beste Erklärung dafür, warum er Tobi nicht leiden kann.
Weil er die Konkurrenz ist.
Jetzt dreh' ich mich um und geh. Ich dachte es wäre schwer, zu spielen, ich wäre traurig.
Tja, Karma ist ein mieser Spast und ich lächerlich und armselig, weil mich Tim so aus der Fassung reißt.
Dass ich hören kann, wie Tim mir hinterher rennt, macht es auch nicht besser. Ich quetsch' mich noch durch eine Gruppe von Mitschülern durch, dann erwischt Tim meinen Arm und hält mich auf. Ja, tröst' mich 'n bisschen, sei ein guter Freund - und dann hechle Rafael wieder hinterher!
Gereizt dreh' ich mich zu ihm um und sehe in seine Augen. Ich kann sehen, wie er mich bemitleidet.
Wir schweigen uns an.
Stille.
Mensch, Tim! Tu doch was.
Er unterdrückt sich ein Seufzen und sieht mich fragend an. „Ich versteh's nicht. Was hast du gemacht? Ich dachte, du hast die ganze Zeit nur geschwiegen", erklärt er seinen Blick.
„Ja, das hätt' ich vielleicht tun sollen", gebe ich eine Spur zu aggressiv zurück und starre trotzig auf seine Brust. Warum muss ich nur so scheiße sein? Tim kümmert sich um Probleme von mir, die gar nicht existieren und das obwohl er selbst genug zu tun hat. Und ich spiel ihm weiter vor, ich würde was von Tobi wollen. Wie gerne ich es ihm einfach ins Gesicht sagen würde.
Ich sehe wieder in seine Augen. Hey. Eigentlich will ich was von dir. Von keinem anderen. Und Tobi? Der hat das gerade nur gesagt, weil ich mich nicht traue, dir zu sagen, dass er nur ein guter Freund ist.
Aber nichts dergleichen kommt über meine Lippen. Nein, stattdessen seufze ich angestrengt, dreh' mich wieder um und gehe weg, nachhause, und verziehe mich nach langer Zeit mal wieder an meinen PC.

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