Als wir uns...

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David und ich gingen schon seit der 5. Klasse auf das selbe Gymnasium, jedoch erst seit der 6. Klasse auch in die selbe Klasse.
Bis zum ende der 9. Klasse hatten wir nicht viel zusammen zutun.
Wir hatten verschiedene Freundeskreise und während er zu den “coolen“ gehörte, war ich eher zurück haltend.
Ich glaube wir haben in den Jahren nur wenig mit einander geredet, vielleicht mal während einer Gruppenarbeit, aber mehr nicht.
David ist mir schon oft aufgefallen weil er mit seinen Freunden oft laut Sprüche gerissen hat, aus dem Unterricht geflogen ist und auch Klassensprecher war, weil er schlau und lustig ist. 
Ärgerlicherweise war meine beste Freundin Melissa in ihn verliebt, und das bereits seit mehreren Monaten. Aber zu dem Zeitpunkt war mir das relativ egal, solange Lissy und ich weiterhin Zeit verbringen konnten.
Ich will nicht sagen das David und sie sich gut verstanden hatten, aber sie besuchte oft Housepartys auf die er auch ging und so kannten sich die beiden halt.
Partys waren noch nie mein Ding gewesen, weshalb ich grundsätzlich Abends zuhause blieb. Eine Zeit lang war ich mit einem Jungen namens Tim zusammen gewesen mit dem ich oft Aus war, aber als das endete, entwickelte ich mich zu einem völligen Serienjunkie, für den es nichts Schöneres gab als Abends im Bett vorm TV zu hängen.
An einem dieser Abende wollte mich Lissy in ihrem besoffenen Zustand überreden auch der Party beizuwohnen, die sie gerade besuchte.
Alleine der Gedanke zu dieser Party zu gehen war völlig absurd und auch die nächsten Male lehnte ich immer ab.

Bis zu dem Tag an dem Lissy 16 wurde. Es war etwa einen Monat vor unserer Klassenfahrt ans Meer, ein Samstag und ein furchtbar warmer dazu.
Lissy lud mich ein, wir trafen uns und als ich bei ihr ankam grinste sie mich spöttisch an. Ich wusste sofort das sie irgendwelche Pläne hatte.
Heute lache ich über mich wie ich da stand, völlig geschockt als sie mir offenbarte das wir anstatt den geplanten Film Abend, eine Party besuchen würden. All diese “coolen“ Leute aus meiner Klasse, die Lissys neuer Freundeskreis waren, sollten da sein.
Natürlich sah ich absolut nicht Party tauglich aus, Jogginghose, Messi dutt und nen Pulli, aber Lissy wollte das schnell ändern.
Ich würde niemals den Minirock anziehen den sie mir damals anbot, den er war lächerlich kurz und durchsichtig.
Lustigerweise kann ich mich noch genau an diesen Abend erinnern, während mir vieles andere fast gar nicht mehr einfällt.

Ich bekam von ihr eine Jeans und ein schwarzes, bauchfreies Langärmelshirt was überhaupt nicht mein Stil war. Trotz dem wurden wir wenig später von irgendeinem älteren Typen mit dem Auto abgeholt und schließlich vor einem hell erleutetem Haus abgesetzt. Die musik war bis draußen zu hören und im Vorgarten saßen um eine Feuerstelle einige Jugendliche.
Ich habe mich nicht wohl gefühlt und als wir rein gingen, ging Lissy sofort ab und hatte wenig später bereits einen Becher Vodka in der Hand. Ich war ehrlich schockiert, ich war 15 und hatte keinerlei Erfahrungen mit Alkohol.
Ich glaube Lissy war bereits nach einer Stunde völlig betrunken und ich fühlte mich richtig überflüssig weil ich nur an ihren Fersen klebte.
Schließlich versammelten sich die meisten aus meiner Klasse zum Flaschendrehen und Lissy zog auch mich mit. Die aufgaben waren völlig bescheuert, von Füßen ablecken, über Küssen, bis hin Getränkemixe zu exen. Vor mir war Lissy dran und auch wenn ich mich nicht auskannte wusste ich, dass sie genug hatte. Sie schaut völlig abwesend in der Gegend umher und hatte sich während des spiels mehrmals übergeben.
Jonas, jemand aus meiner Klasse entschied das Lissy ein Getränk trinken sollte, welches er zusammen mixte.

Ich will nicht näher auf die folgenden ereignisse eingehen, aber Lissy wurde bewusstlos und wir alle bekamen Panik, stellten sie unter die dusche und riefen schließlich die Eltern des Veranstalters an, die die Party beendeten. Lissy wurde von ihren Eltern abgeholt und plötzlich verschwanden alle.

Bis auf mich. Ich hatte kein Geld und keine ahnung wo in der stadt wir uns befanden und ehe ich mich versah war ich ganz alleine. Ich hatte keinen Schluck Alkohol getrunken, aber trotzdem war mir so schlecht, weil ich so Angst hatte mitten in der Nacht mit den U-Bahnen zu fahren.
Zumal dachten meine Eltern ich würde ganz normal bei Lissy übernachten.
Als ich schließlich bei einer Bahnstation ankam war niemand da, außer David. Ich hatte ewig gebraucht um mich zu orientieren, aber ich hatte es geschafft.  Auch wenn ich David nicht kannte war ich so froh jemanden zu sehen der mir nicht völlig fremd war.
Er saß auf diesen gelben sitzen und ich erinnere mich noch genau an seinen Blick mit dem er mich angesehen hat.
Ich habe mich zu ihm gesetzt und stumm die Wartezeit von 20 Minuten in kauf genommen.

Ich glaube ich habe gesagt das ich kein Ticket habe und ob er mir Geld geben könnte oder so. Jedenfalls lachte er nur und lallte irgendwas. Ich wusste das auch er völlig dicht war.
Ich glaube er hat mir die ganze Zeit etwas erzählt, aber ich habe nichts verstanden. Als die bahn kam bin ich aufgestanden, doch dann habe ich das Problem erkannt. David konnte nicht mal richtig gehen, so viel hatte er getrunken. Er lachte und streckte seine Arme in meine Richtung und irgendwie musste ich ihm ja helfen. Also stützte ich ihn und setzte ihn schließlich in die leere Bahn.
David und ich wohnen zwar im selben Viertel, aber an völlig anderen enden.
Es war mir völlig rätselhaft wie er es überhaupt bis zur bahn geschafft hatte. Als ich aussteigen wollte und bereits an der Tür stand hatte ich schon meine Zweifel. 1. Rüstete ich mich bereits vor dem Vortrag und der Strafe die mich zuhause erwartete und 2. Wollte ich David nicht alleine lassen.
Wenn ich daran denke muss ich lächeln, auch wenn mir damals gar nicht so zumute war, aber David meinte plötzlich richtig klar: “Kiaraaaaaaa, ich schaffe das nicht nach hause“.
Was hätte ich tun sollen?

Bei der nächsten Station standen wir beide zusammen draußen und wankten die treppen hoch.
Ehrlich gesagt ist mir sofort aufgefallen wie gut er gerochen hat...
Irgendwie sind wir zu ihm nach Hause gegangen und er hatte mir erzählt das seine Eltern weg waren. Gerade als ich von seinem zuhause gehen wollte, musste er sich übergeben. Genau in den Flur und es war so unbeschreiblich ekelhaft, dass ich am liebsten selber gebrochen hätte. Ich habe ihn aufs Sofa gelegt mit einem Eimer und alles sauber gemacht.
Ich wollte gehen, aber er lag noch 2 Stunden da und spuckte alles aus sich heraus und da konnte ich ihn nicht alleine lassen. Irgendwann ist er eingeschlafen und ich bin nach hause.

So viel dazu wie unsere erste Begegnung war. Mein erster Eindruck von ihm war nicht besonders gut. Er sieht zwar noch immer gut aus, aber das war mir damals ehrlich egal. Es war so merkwürdig das ich da Nachts bei ihm war.
Als ich nach Hause kam habe ich übrigens meinen Vater geweckt, der mir am nächsten Morgen (ohne es meiner Mutter zu sagen, danke), absolutes Elektronik Verbot erteilte und mir Hausarrest für die nächsten zwei Wochen aufdrückte.

Eine wahre Liebesgeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt