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Ich sitze an unserem Küchentisch. Vor mir sitzt eine ungefähr 50 Jahre alte Frau mit schwarz-grauen Haare. Neben ihr ein Mann mit einer Glatze. Ganz rechts sitz eine jüngere Frau die ihre Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebildet hat und eine Brille auf der Nase trägt.

Alle reden auf mich ein doch ich höre ihnen kaum zu. Ich blicke zu meinen Eltern,  wenn ich sie so nennen kann, die im Türrahmen stehen. Meiner Mutter, oder wer auch immer sie ist, laufen Tränen hinunter. Sie gibt eine leises schluchzen von sich.

Ich fühle mich so leer. Innerhalb fünf Minuten hat sich mein gesamtes Leben verändert. Ich habe Dinge erfahren die ich lieber nie gehört hätte.

Auch mir steigen die Tränen auf.
Der Mann mit Glatze schaut mich abwartend an. Was erwartet er von mir? Haben diese Menschen keine Gefühle?

Ich blicke zu meinem Bruder der neben mir sitzt. Sein Blick ist starr auf den Boden gerichtet. Ich höre wieder ein auf schluchzen meiner Mutter.
Genau in dieser Sekunde hat sie ihre einzigen Kinder verloren.
Und sie kann nichts dagegen tun.

Ich wünsche ich hätte das ganze nicht gehört. Ich wünsche, dass sie mir nicht die ganze Zeit am ein Reden sind,  dass ich etwas besonderes sei. Das ich anders bin. Etwas besseres.

Mir wurde gesagt dass meine Eltern nicht meine Eltern sind, dass mein bisheriges Leben nicht mein richtiges Leben ist und nun erwarten sie dass ich vor Freude aufspringe.

Ich sitze da und weis nicht was passiert ist. Mein Herz fühlt sich leer an. Ich kann nicht weinen. Auch wenn ich jeden Grund hätte.

Alle reden auf mich ein. Auch meine Eltern stehen nun neben mir.
"Du musst nicht mit Ihnen gehen."
"Es ist nur zu deinem Besten."
" Du kannst zu deinen richtigen Eltern."
"Alles wird gut"

"Neeeiiiin", schreie ich laut. Alle sehen mich geschockt an. Der Stuhl hinter mir ist umgefallen beim aufspringen.
Ich fange an zu weinen und renne in mein Zimmer.


Schlagartig öffne ich meine Augen. Ein Albtraum. Wie immer. Ich streiche mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht und setze mich auf.
Es ist immer der selbe Albtraum.
Seit diesem Abend habe ich ihn.
Er geht nicht weg. Und das wird er auch nie.

Immer noch schwer atmend sitze ich auf meinem Bett.
Sie haben mir meine Eltern versprochen. Sie sagten wenn ich mit ihnen gehe, werde ich sie sehen. Dass war der einzige Grund weshalb ich mich darauf einliess. Und nun sind sie daran Schuld, dass sie Tod sind.

GraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt