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Da ich am Wochenende wahrscheinlich keine Zeit zum Hochladen finden werde, gibt es bereits jetzt das zweite Kapitel. Ohne viele Worte: Viel Spaß beim Lesen. :) 

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Einen Monat nach Schulbeginn stand schließlich die Klassenfahrt an. Am Abreisetag, ein Sonntag, verbrachte ich meinen Nachmittag mit Kilian und Lina in seiner Wohnung. Für traute Zweisamkeit blieb uns daher keine Zeit. Aber damit hatte ich mich bereits abgefunden. Ich musste nicht nur mit der Tatsache leben, dass Kilian mein Lehrer war, sondern auch auch mit der, dass ich ihn teilen musste.

Lina machte es mir – das musste man erwähnen – allerdings ausgesprochen einfach, damit klar zu kommen. Ich hatte das kleine, fröhliche Mädchen in mein Herz geschlossen und war ihr unendlich dankbar dafür, dass sie mich in ihrem Leben und das ihres Vaters akzeptierte. Das war immerhin keine Selbstverständlichkeit und zudem ein riesiger Vertrauensbeweis.

In diesem Moment saßen wir zu dritt auf dem gemütlichen Sofa und Kilian versuchte seiner Tochter zu erklären, wie wichtig es war, dass sie vorsichtig war mit dem, was sie in Gegenwart der anderen sagte. Ein Wort darüber, dass ich die beiden oft Zuhause besuchen kam und die Folgen wären katastrophal. 

„Dass wir Clara sehr lieb haben und sie oft Zeit mit uns verbringt, bleibt unser Geheimnis, okay?"

„Weil es sonst Ärger gibt, wenn es jemand weiß?", erwiderte Lina und ihre blauen Augen wurden groß. Ich war mir sicher, sie verstand nicht die ganze Bandbreite, die hinter Kilians Worten steckte, aber sie war ein schlaues Kind und würde uns nie mit Absicht in eine schwierige Situation bringen.

„Genau. Sehr viel Ärger." Sehr sehr viel Ärger.

„Dann verspreche ich, nichts zu sagen. Clara und du sollen keinen Ärger bekommen", meinte sie ganz ernst und auf einmal schien das kleine Mädchen gar nicht mehr so klein zu sein.
„Aber ich darf doch noch mit dir reden, Clara, oder? Die ganze Zeit bei Papa zu bleiben, wird bestimmt langweilig." Sie sah mich mit einem Blick an, dem man einfach nicht standhalten konnte. Dummerweise hatte ihr Vater einen ebenso effektiven Hundeblick, wie sie drauf.

„Natürlich darfst du das." Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, gab mir Lina einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich in meine Arme. Ohne zu zögern drückte ich sie an mich. Kilian bedachte mich dabei mit einem entrüstenden Blick (immerhin hatte seine eigene Tochter mich ihm vorgezogen), dann wurde der Ausdruck in seinen blauen Augen jedoch liebevoll und seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Automatisch erwiderte ich es und ließ die aufkommende Wärme von meinem Körper Besitz ergreifen. Es war unmöglich, in Worte zu fassen, was dieser Mann mit nur einem einzigen Blick in mir für Gefühle auslösen konnte.

Dieser schöne Moment nahm ein Ende, als die Klingel ertönte. Da hatte jemand ein wirklich gutes Timing. Bevor ich es registrierte, hatte Lina sich geschickt aus meinen Armen gewunden und war aufgestanden, um den Ankömmling willkommen zu heißen. Kilian jedoch war schneller und öffnete die Tür, bevor es Lina tun konnte.

„Hallo, Alexandra. Komm rein", hörte ich ihn sagen und sah gerade wie der blonde Lockenkopf samt Kinderwagen in die Wohnung trat, als ich mich zu ihnen in den Flur gesellte.

„Langsam könntest du dich dazu bequemen und mich endlich wie alle anderen Sascha nennen", nuschelte sie vor sich hin. Bevor die beiden anfangen konnten, sich zu zanken (was sie oft und gerne taten), kam ich dem zuvor, indem ich meine beste Freundin in eine Umarmung zog.

„Hey, schön dich zu sehen." Wir lösten uns wieder voneinander, beide mit einem breiten Lächeln, und während Sascha sich ihrer Schuhe und Jacke entledigte, wagte ich einen Blick in den Kinderwagen.
Clea hatte die hellen, braunen Augen geöffnet und bewegte ihre winzigen Hände hin und her. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war ihre Haut ein wenig dunkler und das Haar von einem dunklen Braun. Ihr italienisches Blut war nicht zu verleugnen.

In unseren HändenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt