Wie es das Schicksal will

TEIL 4

Playlist: 

Bryan Adams- Heaven 

Ellie Goulding- Love me like you do 

Duman- Aman Aman 

''Man begegnet sich immer zweimal im Leben.''

''Nein, nein, nein..verdammt!'' fluchte ich leise, als der Bus vor meiner Nase wegfuhr. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Die Busse kamen immer in fünfzehn Minuten Abständen und zu Fuß brächte ich genauso lange, weswegen ich mich seufzend auf den Weg machte. Mit Kopfhörern in den Ohren und leise zu meinem Lieblingslied summend, passierte ich die vollen Straßen und quetsche mich förmlich durch die gestressten Menschenmengen.

Fünfzehn Minuten später war ich in der Schule angekommen und bereitete mich innerlich schon auf die Standpauke des Professors vor. Er hasste Unpünktlichkeit, demnach rechnete ich mit dem Schlimmsten. Laut ausatmend klopfte ich an und ging in die Klasse. Ich konnte bereits sehen, wie Cem und Leyla lachend ihre Köpfe schüttelten. Unpünktlichkeit war nicht untypisch für mich.

''Schön, dass du den Weg in die Schule gefunden hast, Cemre. Ich hatte gehofft, dass die Verspätungen vom letzten Schuljahr heuer nicht mehr wiederholt werden.'' sagte er mit einem Hauch von Ironie in seiner Stimme.

''Äh, ja. Ich hab den Bus verpasst, tut mir leid. Wird nicht nochmal vorkommen.'' entschuldigte ich mich und nahm neben Leyla Platz.

Er nickte mich nur an und fuhr mit dem Unterricht fort. Während ich meine Schulsachen auspackte, spürte ich Blicke auf mir und drehte mich reflexartig in die selbe Richtung.

Der neue Schüler, von dem mir Leyla erzählt hatte. Zwei Bänke weiter saß er da und sah direkt zu mir. Nicht einmal als ich genauso intensiv zu ihm sah, wandte er seine Blicke ab. Hellbraune Haare und auffallend grüne Augen, er passte nicht in diese Klasse. Er schien älter zu sein, mindestens zwei- drei Jahre. Vielleicht lag das auch an den dunklen Schatten unter seinen Augen oder an seinem kraftlosen, ermüdeten Blick. Die Reife, die er dadurch ausstrahlte, ließ ihn aus der Masse herausstechen und ganz und gar nicht in diese Schulumgebung passen. Seine Blicke wurden fragender, doch der geschwächte Ausdruck in seinen Blick verschwand nie, während ich innerlich versuchte, die Gründe dieser eindeutigen Kraftlosigkeit zu erraten.

''Cemre?'' holte mich die Stimme meiner besten Freundin aus diesem Gedankenexkurs raus. Einige Male blinzelte ich, ehe ich meine Blicke ihr widmete und fragend den Kopf schüttelte.

''Kennst du ihn, oder gefällt er dir so sehr, dass du deine Blicke nicht mehr von ihm abwenden kannst?'' fragte sie flüsternd und konnte sich scheinbar ein Grinsen nicht verkneifen.

''Nein, ich kenne ihn nicht. Findest du nicht auch, dass er überhaupt nicht in diese Klasse passt?'' fragte ich sie und wandte mich ihm ganz kurz wieder zu. Seine Blicke lagen noch immer auf mir.

''Oh, du meinst sein gutes Aussehen. Ja, stimmt. Er sieht definitiv zu gut aus, um in unsere Klasse zu gehen. Die anderen Jungs hier sind im Vergleich zu ihm alle eine Null.'' grinste sie und widmete sich wieder dem Unterricht zu, da der Professor uns ermahnend ansah.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf, um meine Gedanken wieder zu neutralisieren. Es stand mir nicht zu, so sehr über das persönliche Leben anderer zu grübeln und so viel hineinzuinterpretieren. Schon gar nicht, wenn mir die Person fremd war und ich das alles rein aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung erschlossen hatte. Somit konzentrierte ich mich die restlichen Stunden auf den Unterricht und hörte mir in den Pausen Leyla's Schwärmereien über ihren Burak an.