Teil 6

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Playlist: 

Bryan Adams- Summer of '69

Bryan Adams- Heaven 

Christina Perri- A thousand years 

Sam Smith- I'm not the only one 

Duman- Melankoli 

Teil 6


''An allem Unfug, der passiert, sind nicht nur die Schuld, die es tun sondern auch die, die es nicht verhindern.'' 

 

Mehrmals las ich mir seine Nachricht durch und jedesmal wurde mein Lächeln etwas breiter und aufrichtiger. Es hatte etwas gebracht, meine Worte hatten etwas gebracht. Das Gefühl in mir, ließ sich nicht mit einfachen Worten ausdrücken. Ein Mensch hatte wieder Hoffnung und meine Worte waren, zwar bestimmt nicht der einzige, aber eines der Gründe.

Das Bedürfnis, mit ihm zu reden, wurde nach dieser Nachricht nur noch größer und ich wollte mich nach der Schule mit ihm treffen. Einfach nur, um persönlich mit ihm zu reden und ihm ein letztes Mal Mut zuzusprechen.

''Normalerweise würde es mir etwas ausmachen, aber nicht in diesem Fall. Das freut mich so sehr für dich! Wir können uns doch treffen, wenn du noch möchtest. Ich habe um halb drei aus.'' schrieb ich ihm gleich zurück und bekam keine halbe Minute später eine Antwort.

''Selbstverständlich, möchte ich. Dann nach der Schule im Park? Ich werde warten.''

Vielleicht würde ich am nächsten Tag den nötigen Mut haben, ihn nach dem Grund zu fragen. Mir war klar, dass es dennoch eine sehr persönliche Angelegenheit war, aber ich interessierte mich wirklich dafür. Nicht auf eine egoistische Art und Weise, es war wahrhaftiges Interesse. Sowas rief Faszination in mir hervor, Faszination und großes Respekt. Der psychologische Kampf, der dahinter steckt und einen ewig begleitet, verdient wahnsinnig viel Respekt und als Sieger aus diesem Kampf hervorzugehen, verlangt eine unglaubliche Stärke. Mert war der Sieger dieses Kampfes und ich war unglaublich glücklich für ihn. Eine neue, bessere Zukunft wartete auf beide Brüder und ich fühlte mich ernsthaft geehrt, den Anfang indirekt miterleben zu können.

Leyla hatte mir währenddessen mehrere Nachrichten geschickt. Sie wollte, dass Burak und ich uns kennenlernten, damit ich ihr meinen Eindruck über ihn vermitteln konnte. Auch ich war neugierig darauf, wie er drauf war und wie er es geschafft hatte, meine doch etwas renitente beste Freundin zu zügeln und sie an sich zu binden. Ich bejahte und so machten wir uns aus, am Wochenende in unser Stammcafé zu gehen. Gerade als ich dabei war, ihr von meinem morgigen Treffen mit Mert zu erzählen, stoppte ich plötzlich und löschte alles, was ich geschrieben hatte. Sie wusste nichts von Tarik's Bruder, sie wusste nicht, dass er der Junge vom Park war und ich konnte es ihr nicht erzählen. Wenn es nicht einmal sein eigener Bruder wusste, konnte ich es nicht einer, für ihn fremden, Person ezählen. Zwar war Leyla die vertrauenswürdigste Person, die ich kannte, doch hatte ich nicht das Recht dazu, zu entscheiden, wer die Geheimnisse anderer erfährt und einen anderen plausiblen Grund für das Treffen konnte ich ihr nicht nennen. Demnach ließ ich es sein und wir schrieben noch für eine halbe Stunde, ehe ich mein Handy auf die Seite legte und aus meiner Büchersammlung auf gut Glück ein Buch rausnahm.

''Stolz und Vorurteil'', ein Jane Austen- Klassiker. Ein faszinierender Sitten- und Liebesroman. Ich setzte mich wieder auf mein Bett und fing an, das Buch zum fünften Mal zu lesen. Die Liebesgeschichte zwischen ''Mr. Darcy'' und ''Elizabeth'' wurde nie langweilig und die Stärke der Protagonistin ''Elizabeth'' faszinierte mich jedesmal ein Stück mehr. Diese Art von Eigenwille und starke Persönlichkeit war äußerst ungewöhnlich und bewundernswert für eine Frau im 18. Jahrhundert. Beide Protagonisten waren zu stolz, um die Gefühle, die sie füreinander empfinden, zuzugeben und beide hatten Vorurteile. Doch weder ihr immenser Stolz, noch die Vorurteile waren stark genug, ein ernsthaftes Hindernis für ihre Liebe darzustellen. Sie fanden zueinander und blieben beieinander.

Wie es das Schicksal willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt