Kapitel 19

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Kennt ihr diese Momente, in denen man sich fragt ob man gerade träumt? Genau so fühle ich mich jetzt in diesem Moment - aber ich weiß, dass ich leider nicht träume.

"Was willst du damit sagen, dass du nie etwas mit Brian hattest?", wiederholt Nicolas sich.

"Genau das! Brian war nie mehr als ein Freund für mich. Nicht einmal eine Sekunde war da mehr.", wiederhole ich mich.

"Auch nicht über einen Chat? Ich hab es doch mit meinen eigenen Augen gesehen.", sagt Nicolas.

An uns laufen ein paar Menschen vorbei. Ich blicke in ihre verwirrten Gesichter und frage mich, wer jetzt wohl gerade verwirrter aussieht. Der alte Franzose wegen unseren Manieren oder ich wegen dem Verhältnis von dem ich nichts weiß. Nicolas scheint meine Blicke zu deuten, denn er bewegt sich plötzlich die Treppe runter anstatt hoch.

"Komm, lass uns das draußen besprechen.", sagt er. Ich schnappe mir einen Kaffee aus dem Halter, den Nicolas trägt und nehme einen großen Schluck. Dann laufen wir die Treppe runter an der Rezeption vorbei raus aus dem kahlen Krankenhaus nach draußen in die Nacht. Es ist ein eine klare Nacht und ich visiere einen Bank an - nur für den Fall, dass mich der Rest von dem was Nicolas zu sagen hat genau so umhaut.

"Henri hat die Screenshots auf seinem Handy.", sagt Nicolas.

Mein Griff um meinen Kaffee verkrampft.

"Nicolas, ich hab dir bereits gesagt, wie es ist.", antworte ich ihm ruhig - in mir steigt Wut auf.

"Dann verstehe ich das alles nicht.", sagt er.

"Ich auch nicht!", sage ich. Allmählich bin mehr als wütend. Ich möchte sofort sehen, wovon Nicolas spricht. "Ich möchte sie sehen.", sage ich. Bevor Nicolas mir auch nur antworten kann renne ich wieder zur Tür.

"Aurora, was hast du vor?", fragt Nicolas mich während er mir hinterher rennt.

"Ich gehe mir die Screenshots ansehen.", antworte ich.

"Genau so bist du damals aus dem Cafe raus gerannt.", kommentiert Nicolas.

Oben angekommen komme ich zugegeben etwas komisch ins Zimmer gestürmt. Aber wer kann mir das schon übel nehmen? Ich habe schließlich ein Verhältnis von dem ich nichts weiß.

"Henri.", sage ich.

"Aurora.", sagt er verwirrt. Er sitzt auf seiner Bettkante, ganz so als wolle er das Krankenhaus bald verlassen.

"Zeig mir die Screenshots.", sage ich. Roxy, Lauren und Maxwell starren mich an.

"Welche?", fragt Henri.

"Die angeblich ein Verhältnis mit Brian beweisen.", sage ich.

"Was?", entweicht es Roxy und Maxwell zeitgleich aus dem Mund.

"Angeblich?", fragt Lauren. Woraufhin ich und Roxy, Lauren einen schockierten Blick zuwerfen.

"Was? Es ist wirklich offensichtlich wenn man die Screenshots sieht.", sagt Lauren.

"Hat denn jeder außer mir diese Screenshots gesehen?", frage ich wütend.

Henri sieht geschockt aus doch dann holt er sein Handy raus und sucht sichtlich in seiner Galerie nach den verlangten Bildern. Ehe er das Handy zu uns drehen kann schnappt Roxy ihm das Handy aus der Hand.

"Unmöglich.", sagt Roxy. Dann greift Maxwell nach dem Handy. Ich blicke zu Henri. Seinen Blick kann ich nicht wirklich deuten. Er sieht nicht wütend oder verwirrt aus. Es liegt etwas anderes in seinem Blick. Maxwell streckt mir das Handy entgegen. Ich greife danach und fange an zu lesen.

"Das ist nicht von mir.", sage ich. Ich schaue zu Henri er blickt mir mit großen Augen entgegen.

Maxwell nimmt das Handy wieder zu sich. Ich blicke Henri direkt in die Augen. Ich bin gespannt was er zu sagen hat. Aber es kommt nichts.

"Du hast mir deswegen nicht mehr geantwortet?", frage ich.

"Aurora, das musst du doch verstehen.", sagt er.

"Nein! Du hättest es doch ansprechen können.", sage ich.

"Stimmt es sicher nicht?", fragt Henri.

"Wer hat dir das überhaupt geschickt?", meine Stimme überschlägt sich fast. Ich merke, wie die Tränen kommen und renne raus. In mir streckt sich ein Gefühl aus. Ein Gefühl von tiefer Verwirrung. Unverständnis dafür, wieso jemand etwas in meinem Namen tut. Wieso jemand mir schaden will. Angst, dass die anderen mir nicht glauben und dann ist da noch ein Funken Hoffnung.

Hoffnung, dass Henri mich jetzt auch noch mag. Auf die Art und Weise, in der er mich letzten Sommer mochte. Nach fünfzehn Minuten, die ich auf das Taxi gewartet habe und zehn Minuten, die wir gefahren sind, bin ich im Apartment. Ich habe Roxy bescheid gegeben und gesagt, dass ich mich über Zeit für mich freuen würde. Die nächsten zwei Stunden verbringe ich alleine im Apartment. Ich öffne die Fenster und schau nach draußen auf die Straßen. In mir wütet nach wie vor der Cocktail der Gefühle. Ich möchte nicht schlecht über Menschen denken, aber mir geht einfach nicht aus dem Kopf, dass Cindy das gewesen sein muss. Ich blättere in der Vogue, die ich mir am Kiosk gekauft habe. Ein lächerlicher Gefühl meine Laune zu heben. Dann fällt mir Musik ein. Ich gehe meine Bibliothek durch und finde das The Neighbourhood Album, dass Henri und ich vergangen Sommer zusammen gehört haben. All die Songs erinnern mich an so vieles. An die erste Fahrt mit Henri. Daran, wie ich mich gefühlt habe, als ich Henri und Cindy zusammen gesehen habe. An Rose' Brunch, an Ibiza, an das erste Mal in London bei ihm, an den Abschied am Flughafen.

Er hatte versprochen in spätestens zwei Wochen wieder in L.A. bei mir zu sein. Ich frage mich, wie Cindy das geplant hat. Hat sie mich alleine zuhause gesehen und dann beschlossen, dass das ihre Chance ist? Es hat mich verdammt nochmal Monate gekostet. Monate, die ich mit Henri hätte zusammen verbringen können. Wer weiß, ob er mir glauben wird. Es hat mir geschadet um es mal klar auszudrücken. Die Wut in mir wird so stark, dass ich mich frage, wie ich es ihr zurück zahlen kann. Ich bin mir sicher, dass sie es war! Niemand, wirklich niemand, führt sich so auf wie sie. Niemand ist so böse. Ich gehe im Zimmer auf und ab und schaue aus dem Fenster. Immer wieder. Am liebsten würde ich schreien. Lauthals hinaus. Und dann wird mir etwas bewusst. Die Erkenntnis kommt schleichend aber am Ende gibt sie einen lauten Knall, ganz so, als wolle sie sagen:"du weißt, dass es stimmt!".

Wer meint mein Leben sabotieren zu müssen muss unfassbar traurig sein.

Erschöpft lasse ich mich auf das Bett sinken und in mir macht sich langsam aber sicher ein Gefühl breit.


Verständnis.



Am nächsten Morgen höre ich die Tür aufgehen ich öffne meine Augen und stelle fest, dass es noch dunkel ist. Ich sehe eine Kette aufblitzen und erkenne, dass es Henri ist. Ob er bis jetzt noch nicht im Bett war? Er trägt Jeans und Shirt. Ich blicke zum anderen Bett. Es liegt Lauren darin. Dann ist Henri auch schon bei mir. Sachte legt er seine Hand auf meine Schulter, ganz so als wolle er mich im Notfall wach rütteln.

Jetzt kneife ich mich, um zu sehen ob ich träume.

"Steh auf.", flüstert er.

AURORAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt