AURORA

Kapitel 22

Das Leben hat nur eine Richtung. Es gibt kein zurück. Worte können nicht zurück genommen werden. Taten können nicht rückgängig gemacht werden. Alles, was wir tun hat Konsequenzen. Wenn wir zurück blicken sind es die Taten, die wir sehen. Die Erinnerungen an all das was andere getan haben und wie wir reagiert haben. Erinnerungen daran, was wir taten und wie es andere beeinflusst hat. Es ist früher Abend und die Sonne scheint in mein Zimmer in Los Angeles. Ich sitze auf meinem Bett und schreibe Tagebuch. Wenn ich auf die vergangen Monate zurück blicke, gibt es einige Seiten zu füllen. Aber dafür ist heute keine Zeit - Liebes Tagebuch, du musst dich also mit diesen wenigen Zeilen für heute zufrieden geben. Fortsetzung folgt natürlich.

Ich klappe das Tagebuch, das Olivia mir heute zum Geburtstag geschenkt hat, zu. Für den Sommer bin ich nach L.A. geflogen und Henri, Olivia, Lauren und Nicolas sind unsere Gäste. Wie es zwischen mir und Henri steht? Nun was soll ich sagen? Rose und Olivia planen bereits unsere Hochzeit. Wer hätte gedacht, dass die zwei so begeistert von uns als Paar sein werden? Henri und ich sind jedoch nicht so weit, was die Planung angeht. Wir genießen einfach die Zeit zusammen - als Paar. Ich liege ausgestreckt auf meinem Bett, an die Decke starrend als es an meiner Tür klopft.

"Komm, wir fahren los!", ruft Roxy in mein Zimmer. Voller Elan springe ich von meinem Bett. Ich bin bereits in voller Montur gekleidet. Zu dem bodenlangen, lockeren weißen Kleid mit feien Schultern trage ich schwarze Chucks. Denn es geht nun zum Strand am Pier. Bei dem ganzen Sand sind Chucks neben Flip-Flops (die natürlich nicht schick genug sind) die beste Option! Eilig renne ich Roxy hinterher. Unten warten die anderen. Ich war nach dem Schwimmen als erste fertig und hab deswegen eine Ewigkeit auf die anderen gewartet. Aber das ist halb so wild, denn jetzt kommen wir perfekt zum Sonnenuntergang am Pier an.

"Ok, also ich fahre die G-Klasse.", sagt Roxy.

"Wofür haben wir dir denn ein eigenes Auto gekauft.", wirft Rose von der Seite ins Geschehen ein. Sie schenkt sich und Olivia gerade ein Glas Weißwein ein.

"Auf die alten Zeiten.", sagt Roxy in meine Richtung und Rose muss lächeln.

"Ich fahre natürlich bei Roxy mit - auf die alten Zeiten.", sage ich.

"Ich fahre bei Henri mit!", sagt Maxwell.

"Ich wusste gar nicht, dass ich fahre?", sagt Henri.

"Doch natürlich - mit mir.", sagt Maxwell und klopft Henri dabei kräftig auf die Schultern.

"Gut, dann werden wir wohl von Roxy kutschiert.", sagt Nicolas. Woraufhin er sich einen dummen Blick von Lauren einfängt. Ich muss lachen. Was würde ich nur ohne diese Menschen tun?

"Fahrt vorsichtig!", rufen Rose und Olivia uns noch zu.

Ich folge Roxy zum Wagen und steige vorne neben ihr ein. Roxys Handy verbindet sich sofort mit dem Auto und sie drückt auf Play während sie sich anschnallt. Dann wirft sie mir einen Blick zu der förmlich schreit: "auf die alten Zeiten.". Dann fahren wir los zum Sonnenuntergang. Es sind diese Momente, in denen ich mein Glück nicht fassen kann. Kleine Momente mit wichtigen Menschen. Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind. Weil sie genau auf die richtige Art und Weise anders sind. Anders als man selbst. Lauren und Nicolas albern die gesamte Fahrt auf der Rückbank umher und ich und Roxy hören einen alten Song nach dem anderen. Bei jedem einzelnen singen wir lauthals mit. Wir sind fast traurig, als wir am Pier neben Henris Wagen parken. Dann springen wir raus und laufen langsam Lauren und Nicolas hinterher. Roxy legt ihren Arm um mich und ich umarme ihre Taille. Wir reden nicht. Wie so oft brauchen wir keine Worte. Dieser Moment ist perfekt, das wissen wir beide. Am Strand angekommen lösen wir uns und rennen zu den anderen. Ich bin als erste da und lasse mich neben Henri in den Sand fallen. Er küsst mich und ich muss dabei so sehr grinsen, dass ich den Kuss nicht einmal erwidern kann.