Freundschaften
Zu behaupten dass Jane sich nicht dagegen gewehrt hätte, mit einem angeblichen Freund der Person die gerade ihre Mutter zusammengeschlagen hatte, mit zu kommen währe etwas mehr als nur eine Übertreibung. Sie wusste nicht genau ob sie dankbar sein sollte, dass dieser "Salem" ihr die Sicht auf die Küche versperrt hatte. Wofür sie ihm jedoch ganz sicher dankbar war, war dafür dass er gerade Chloe verhörte. Sie erhoffte sich dass er sie anschreien würde. Dass er vor Wut den Tisch umschmeißen würde. Aber allen Anscheins nach tat er das nicht. Man hätte glauben können die beiden unterhielten sich über das Wetter, wäre sie nicht mit silber-glänzenden Handschellen an den Tisch festgekettet worden. Immer wieder sah Chloe zu dem Einwegspiegel herüber. Immer wieder fragte sie sich, wie ihre Freundin dazu in der Lage war, ihren Bewegungen so klar zu folgen. Geschweige denn sie überhaupt zu sehen. Es machte ihr schon fast Angst. Anders als in Polizeistationen gab es kein Mikrofon, durch welches sie alles hören konnten. Zumindest keins von dem Jane wusste. Frustriert setzte sie sich auf einen Stuhl. Der nette Mann, welcher sich vor einigen Minuten noch mit ihr hier aufgehalten hatte, hatte ihr einen Kaffee angeboten. Innerlich verfluchte sie sich dass sie abgelehnt hatte. In ihrer Langeweile betrachtete sie die beiden und versuchte herauszufinden was zu sagen war. Jedoch vergeblich. Weder der Einwegspiegel noch ein potentielles Mikrofon gaben Auskunft. Sie konnte auch nicht Lippen lesen. Auch wenn sie das mehrmals versuchte. Das einzige was sie davon abhielt auszuflippen oder sich aufzuregen war Chloe's Gesichtsausdruck. Es sah so aus, als wäre sie traumatisiert. Kleine rote Sprenkel und ein großer Tropfen, welcher ihre Stirn herunter gelaufen war, untermalten ihren verstörten Blick. Jedoch nicht genug um es zu entschuldigen dass ihre Mutter auf der Krankenstation dieser Einrichtung lag. Vor einer Stunde hatten sie sich noch in ihrem Haus befunden.
Als Jane gegen den hochgewachsenen Mann lief, war sie im ersten Moment gar nicht dazu in der Lage, sich zu erschrecken oder zu schreien. Weder einfach so, noch nach ihrer Mutter. Salem drängte sie einfach aus dem Flur heraus und schloss die Tür der Küche. Ohne auch nur ein Wort, zog er sie nach draußen und setzte sie in einen Mercedes-Amg C63 Cupe. "Warte hier. Wehe du machst irgendetwas kaputt. Er ging noch ein mal nach drinnen und kam nach etwa 10 Minuten wieder heraus. Ein anderer Wagen, ein Minivan, bog in die Straße und kam etwa einen Meter hinter dem Mercedes zum stehen. Drei Männer stiegen aus und folgten ihm noch einmal nach drinnen. Sofort verließ er ein letztes Mal das Haus und stieg mit ein. "Wir kümmern uns um deine Mutter.", gab er nur knapp von sich. Jane wusste gar nicht was sie sagen wollte. So viele Fragen gingen ihr durch den Kopf. "Wer sind sie eigentlich?", fragte sie. Etwas irritiert sah sie zu ihm. "Oh, habe ich mich gar nicht vorgestellt?". Sie schüttelte langsam den Kopf. Erst jetzt fielen ihr die Narbenähnlichen Linien auf, welche ihm von der Stirn, über die Augen bis hinunter zum Hals reichten. "Mein Name ist Salem. Und Chloe kennst du wohl schon.", erklärte er. Sie nickte, aus der Angst sie könnte ihn vielleicht verärgern, wenn sie etwas sagen würde. Er drehte den Zündschlüssel im Schloss um und das Auto sprang an. Jane sah noch einmal zu ihrem Haus, aus welchem gerade Chloe und einer der Männer herauskamen. Ihre Hände waren beide verbunden. Die Bandagen an der rechten Hand hatten sich leicht rötlich gefärbt und sie zitterte. Oder besser, ihre Hände zitterten. Sie konnte nicht erkennen, ob es von ihren Schmerzen oder von etwas anderem herrührte. Ihre Fragen wurden nicht beantwortet. Zumindest noch nicht, denn das Auto setzte sich schon in Bewegung.
Anders als Chloe, die sich vollkommen unsicher gefühlt hatte, als Salem ihr sagte sie solle bitte aus dem Wagen aussteigen, war Jane das ziemlich egal. Sie folgte seiner Anweisung und verschränkte die Arme. Er ging zu dem Kinoeingang, strich mit dem Finger über das Holz und dieses verschwand. Dann drückte er gegen die Tür. Diese öffnete sich nachdem er die ersten Zentimeter geschoben hatte von alleine. "Klemmt schon etwas länger, das Ding.", erklärte er ihr. Eine Erklärung, die Chloe nie bekommen hatte, obwohl sie mehrmals danach fragte. Er wartete darauf, dass sie ihm folgte und betrat den nach Moder riechenden Gang. Als sie die Hollows entdeckte, blieb sie ruckartig stehen. Die hohlen Kreaturen starrten sie alle an. Langsam, wie als müsste sie testen ob der Weg vor ihr sicher war, tastete sie sich voran. Immer darauf achtend dass diese "Dinger" nicht näher kamen. "Was sind das für Teile?", fragte sie gedankenverloren und blieb vor der Tür neben Salem stehen. "Wachen.", erwiderte er nur knapp. Sie legte den Kopf schief und wollte nachhaken, zuckte aber nur stark zusammen, als sich zwei der Hollows von den anderen lösten und langsam auf sie zuschritten. Ihr kleiner Nervenzusammenbruch wurde von Salem gestoppt, der eine Hand auf ihre Schulter legte. Der Hollow stand nun nur noch einige Zentimeter von Jane entfernt und starrte sie an. Dann wanderte sein Blick zu Salem. Wohl eine Art Bestätigung, welche er geben musste. "Sie gehört zu mir und soll mitkommen.", fuhr er das "Ding" an. Es starrte noch eine Zeit lang, nickte dann jedoch verständnisvoll und drehte sich nach vorne. Dort stampfte es, zeitgleich mit dem anderen auf den Boden. Die Tür vor den vieren öffnete sich und Salem, sowie Jane traten in den wohligen Raum ein. Sie lächelte bei dem Anblick des Zimmers. Aber auch nur so lange, bis sie den knorrigen, viel zu dünnen, weißen Arm sah, welcher hinter der Couchlehne in die höhe ragte. Stille. So langsam wurde Jane bereits etwas nervös und Salem's ernster Blick half da nicht. Dann bewegte sich der Arm. Oder besser, die Hand. Ein schnipsen war zu hören. Dann ein klacken. Der gesamte Raum begann zu rütteln und Jane sah sich hektisch um. Bevor sie fragen konnte was passierte, setzte sich der gesamte Raum in Bewegung. Schon bald bemerkte sie dass es nach unten ging. Dieser ganze wundervoll eingerichtete Raum diente lediglich als Fahrstuhl! Ein leises Piepen ertönte als der Fahrstuhl wieder zum stehen kam. "Das ist alles nur ein Aufzug?", fragte Jane nun voller Begeisterung. Salem nickte und konnte sich ein lächeln nicht verkneifen. Wieder dachte sie darüber nach ob sie ihn über die Herkunft dieser Narben ausfragen sollte, verkniff sich das jedoch. Als hätte Salem ihre Gedanken gelesen sah er sie für einen kurzen Moment an. Dann blieb der überdimensionierte Fahrstuhl stehen und eine Tür am Ende des Raumes öffnete sich. Schnell schritten die beiden zu der Tür und verließen den Aufzug. Hinter ihnen schloss sich die Tür sofort wieder und sie konnte hören dass er wieder nach oben fuhr. Die beiden befanden sich nun in einem langen Gang, der wie der Fahrstuhl von gerade eben eingerichtet war. Der hölzerne Gang wurde von verschiedenen Abzweigungen unterbrochen. Jane konnte sich gar nicht vorstellen dass sie sich hier unter irgendwelchen Umständen auskennen würde. Einige Glastüren befanden sich auf beiden Seiten. Auf ihnen Standen Dinge wie: "Konferenzzimmer", oder "Besprechungsraum". Vor einer schweren Eisentür blieben beide stehen. Sie öffnete sich nach einigen Sekunden automatisch und beide traten ein. Der Raum in dem sie sich jetzt befanden, war in einem völlig anderen Stil, als alles davor. Er erinnerte mehr an eine Führerscheinstelle. Grauer Parkettboden. Weiße Betonwände. Das Einzige was anders war, waren die schweren Stahltüren. Gerade als Jane sich fragte was sich wohl dahinter befand, öffnete Salem eine der Türen und trat hinein. Das Zimmer was sich dahinter befand, kannte Jane allzu gut. Zumindest aus Filmen. Es war eines dieser klischeehaften Verhörszimmer. Oder besser, das was sich hinter dem Einwegspiegel befand. Anders als das Zimmer hinter dem Spiegel, war dieses Zimmer nicht leer. Es befanden sich abgesehen von den ganzen Gerätschaften ein Tisch und vier Stühle am rande des Raumes. Salem zog einen der Stühle heraus und setzte sich diesem gegenüber. Mit einer Handbewegung gab er Jane zu verstehen sich auch zu setzen. Sie tat wie ihr geheißen. "Also. Frag mich was du mich fragen willst.", begann er das Gespräch und Jane musste aufatmen. "Okay, also wer bist du? Nein, wer ist Chloe? Und warum hat sie meine Mom angegriffen? Was ist das hier und was waren das für Dinger da oben?", sprudelte es aus ihr heraus. Salem räusperte sich bevor er antwortete: "Soll ich alles in dieser Reihenfolge beantworten?". Sie sah für einen Moment auf den Tisch und hielt erst einmal inne, um ihre Gedanken zu sortieren. "Okay. Also warum hat Chloe meine Mom angegriffen?", wiederholte sie ihre Frage nun etwas langsamer. "Gute Frage. Ich weiß es nicht ganz genau. Aber ich denke ich weiß wieso deine Mutter Chloe umbringen wollte.". "Moment, umbringen?", empört starrte sie Salem an, der nur mit den Schultern zuckte. "Ich denke schon. Also, der Grund ist dass deine Mutter teil der NDFAM, der National Defense Force against Magic ist. Und das schon seid etwa Fünfundzwanzig Jahren.". Jane zog eine Augenbraue hoch. "Sie ist einer Organisation beigetreten, die versucht gegen uns vorzugehen.". "Uns?". "Ja, uns. Dem SMK. Dem Sanctuary for Magical Kreatures.", erklärte er ihr mit einer Stimme, die das alles schon fast normal klingen ließ. "Du willst sagen meine Mom gehörte zu den bösen?". Salem brach in schallendes Gelächter aus. Jane, die keine Ahnung hatte, ob sie etwas falsches gesagt hatte, starrte ihn nur verwirrt an. "Was ist daran so witzig?". Seine Antwort war für Jane schon fast schockierend. "Alles eigentlich. Fangen wir damit an dass du glaubst dass es Gut und Böse gibt. Es ist nicht nur naiv, es ist auch verdammt noch mal dumm so etwas zu Glauben!", rief er amüsiert. Das alles fand jedoch ein Ende, als die Tür zum Verhörszimmer geöffnet wurde. Chloe und zwei andere Männer traten herein. Sie setzte sich und wurde an den Tisch gekettet. Salem sah durch das Fenster zu ihnen herüber. "Entschuldige mich. Ich muss das übernehmen.". Mit diesen Worten ging er zur Tür. "Moment! Wo ist meine Mutter?", fragte Jane noch etwas vorschnell und starrte Salem an. "Auf der Krankenstation.", gab er knapp als Antwort und öffnete sie. Er hielt kurz inne, nahm eine Karte aus dem Geldbeutel und legte sie auf eines der Pulte. "Volle Stempelkarte von Tinys Giant Sadwich shop, volle Stempelkarte. Gib die ab und du bekommst ein gratis Sandwich. Da kannst du dir was zu Essen holen. Ist nicht weit von hier.", erklärte er ihr und verließ dann das Zimmer.--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Neues Kapitel. Ich hoffe es ist mal wieder gut geworden. Wahrscheinlich kommt jetzt nur noch jeden zweiten Tag ein Kapitel. Zumindest versuche ich es so einzuhalten, da ich einiges zu tun habe. '~'
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Sins (alte Version)
ParanormalJane lernt die dunkle Seite der ganzen Fantasygeschichten kennen, als sie sich selbst in der brutalen, finsteren und mysteriösen Welt der Magie wiederfindet. Dass es nicht nur gut und böse gibt lernt sie schnell. Trotzdem muss sie sich entscheiden.