Die Zukunft? Teil Eins

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"...Sondern ein Zeuge!"
Mein Blick galt nicht mehr Mr. Grey, sondern nur noch meinem besten Freund. Ich weiß nicht was mein Blick alles wiederspiegelte, ob Entäuschung oder Wut, jedoch hielt dieser Augenblick nicht lange an. Denn, sobald ich realisiert hatte, wer mich da verraten hatte, setzte ich meine kalte Maske wieder auf.
Keine Regung war in meinem Gesicht zu sehen. Das war auch die einzige Möglichkeit nicht vor ihm in Tränen auszubrechen.

David sah nicht einmal überrascht aus. Schließlich hatte er diesen Blick schon oft gesehen, bisher aber immer bei anderen.
Er wusste wie sehr er mich damit enttäuschte, ich hatte soviele Feinde, da musste ich mir sehr genau überlegen wen ich näher an mich lasse.
David ist der letzte mit dem mir das passiert, das schwor ich mir in diesem Moment.
"Und geschockt?" Zuerst dachte ich David hätte das gesagt, doch da mich Mr. Grey abwartend anguckte, antwortete ich schnell: "Natürlich, schließlich dachte ich wir wären befreundet"
"Ja, dass denken sie alle"
So ein Arsch! Immerhin kann ich davon ausgehen, dass er selber keine Freunde hat.

Noch während Mr. Grey das sagte, schüttelte er den Kopf, wie als ob er die Dummheit der Menschen nicht verstehen könnte.

"Dann denke ich sind wir hier ferti-"
David unterbrach ihn bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte und lief ein paar Schritte auf mich zu:
"Es tut mir leid, alles hier, aber es ist besser du verschwindest erstmal von der Bildfläche. Ich weiß, dass fällt dir jetzt schwer, aber du musst mir vertrauen! Bitte."
Das letzte Wort hatte er so leise gesagt, dass nur ich es hören konnte.
Während er mich in eine Umarmung zog, flüsterte er mir leise zu " Bitte bleib mindestens ein halbes Jahr drinnen!"
Mr. Grey begutachtete das Geschehen eher missbiligend, aber stoppte ihn nicht. Wahrscheinlich erhoffte er sich weitere Informationen von mir.

David klang wirklich verzweifelt, sodass ich nicht anders konnte als ihm zu glauben.
Doch trotzdem wird es dauern bis ich meinem engsten Freund wie früher vertrauen konnte.
Zur Bestätigung nickte ich, allerdings so leicht, dass nur er es sehen konnte.
Davids Emotionsausbruch hatte mich kaum überrascht. Er war schon immer sehr emotional, aber dafür liebte ich ihn. Es war eine seiner Stärken, so kämpfte er für die Sachen, die ihm wichtig waren. Das war vielleicht auch einer der Gründe, warum er so ein guter Anwalt wurde.

"Keine Sorge, sie kriegt mindestens 5 Jahre!" unterbrach Mr. Grey meinen Gedankengang.
Ich schaute David ein letztes Mal genau an, ich wusste jetzt schon, dass seine blauen Knopfaugen mir fehlen würden. Ich wuschelte ihm zum Abschied durch die braunen kurzen Haare und wurde aus meiner Handbewegung gerissen, als der Wärter von vorhin mich aus dem Raum zerrte.
Mr. Grey rief noch irgendwas über unseren Gerichts Termin in der nächsten Woche, aber das hört ich gar nicht mehr.
Ich war so in Gedanken versunken, dass alles wie Watte gehüllt war und nur schwer zu mir durchdrang.
Später erfuhr ich, dass mein Fall so 'besonders' war, sodass er sogar vorgezogen wurde.
Dieses Mal bekam ich meine eigene Zelle. Wieder wurde ich in diese geschubst, doch ich konnte mich noch im Fall abfangen.
Erst nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich eine dreckige Liege in der Ecke erahnen.
Direkt daneben befand sich hinter einer Trennwand das Klo.
Die Trennwand war parallel zu den Gittern. Somit konnte niemand sehen wenn ich aufs Klo müsste.
Wow, wie beruhigend.
Leicht deprimiert setzte ich mich auf mein neues 'Bett'.
Es war nicht wirklich eins, eher so eine Metallplatte mit nem Laken.
Insgesamt sah alles sehr ungemütlich aus. Noch während ich mich gerade auf das Stück Metall legen wollte, spürte ich etwas eckiges in meiner rechten Hosentasche.
Ich überlegte kurz und schließlich fiel es mir wieder ein.
Vorhin als ich noch in der anderen Zelle war, hatte ich die Karten von der Verrückten dort hineingesteckt.

Nach kurzem Zögern nahm ich sie heraus.
Ich legte sie so hin, wie ich es vorher bei der Verrückten gesehen hatte, also mit der verziehrten Seite nach oben.
Zwar wusste ich nicht mehr ob sie noch in der richtigen Reihenfolge waren, aber ich denke das ist egal.

Schließlich drehte ich die erste Karte um.
Das Erste was ich erkennen konnte, war eine Frau in einem Kostüm, darunter standen die Worte Der Narr.
Ich deckte die zweite Karte auf, es zeigte einen Engel auf einer Wolke und darunter andere Menschen. Darunter stand Das Gericht.
Bei der dritten erkannte ich einen einstürzenden Turm.

Nach kurzem Überlegen seufzte ich auf.

Ich verstand die Karten nicht, ich denke ich musste die Bedeutungen im Internet oder sonst irgendwo nachschlagen.
Ich musste mir hier unbedingt einen Computer besorgen, aber wie?

die Hackerin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt