Mein erster Auftrag

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Ich war schon ziemlich an das eintönige Leben hier gewöhnt und freute mich riesig als eines Nachmittags mein Wecker klingelte.

Die Bestellung war da.
Ja genau, diese Bestellung.

Vier Tage habe ich gewartet, aber es hat sich gelohnt.
Das Erste was ich sah, als ich die Kameras hackte, war ein kleines Paket, ein Großes und ein absurd Riesiges mit Luftlöchern.
Ich konnte nicht mehr vor Lachen als der unfreundliche Polizist die Tür öffnete, unterschrieb was die Postbotin ihm hinhielt und sich wunderte, dass nicht nur das kleine Paket in seinem Vorgarten stehen blieb.
Er lief der Frau, die ihm gerade Sachen angedreht hatte, die er wohl nicht bestellt hat, noch nach, aber nach ein paar Minuten kam er schimpfend zurück in den Garten gestampft. Sein Versuch alles rückgängig zu machen war scheinbar erfolglos.

Er blickte nun auf die Pakete und nahm das Erste in die Hand.
Schnell änderte ich den Blickwinkel der Kamera, um sein Gesicht beobachten zu können während er das Paket öffnete und verdutzt hineinschaute.
Seine Hand verschwand kurz in der Box und zog eine kleine Packung Hemoridensalbe heraus. Leider schaute er gar nicht so unglücklich wie erwartet.
Als er dann noch im Haus verschwand das Kilo Viagra unter dem einen Arm und die Hemoridensalbe in der Anderen, verzog ich angewiedert mein Gesicht.
Damit hatte ich nicht gerechnet.

Das Klopapier folgte ein paar Minuten später ins Haus und dann widmete er sich der großen Kiste.
Plötzlich wich er zurück und näherte sich ihr erst wieder langsam. Wenn ich Ton bei den Aufnahmen gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich ein Pferdewiehern gefolgt von einem kurzen Aufpfiepen des Polizisten hören können.
Schade, aber auch so war das Ganze ziemlich amüsant. Sobald die Kiste offen war und ein Kopf aus der Lücke guckte, musste ich mich sehr beherrschen: Das Pony war echt süß. Ich bekam ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich es dem blöden Polizisten ausgesetzt hatte.
Überfordert machte der Mann in Hausschuhen nichts und stand nur still da während das Pony hungrig an seinem T-Shirt herumkaute. Irgendwann konnte er sich wohl dazu aufraffen, jemanden anzurufen, denn er zog sein Handy und hielt es sich ans Ohr. Dass das Pferd blieb wo es war und munter weiter nuckelte, störte ihn wohl nicht.
Mit diesem Bild schloss ich meinen Laptop.
Später fand ich heraus, dass ich ihn wohl nachhaltig geprägt hatte. Aus einem Pferd wurden erst zwei, dann vier und schließlich wurde daraus ein Ponyhof.
Ziemlich absurd, wenn ich darüber nachdachte.

Meinen ersten Auftrag bekam ich, nachdem ich mit Hades gesprochen hatte. Er belegte einen höheren Rang und konnte mein Anliegen an unser "Oberhaupt" weitergeben. Tags darauf fand ich einen Zettel in meinem Frühstück mit einem Treffpunkt und einer Uhrzeit. Was zwar an sich eine gute Idee war, doch es, meiner Meinung nach, bessere Möglichkeiten gab eine Nachricht zu verschicken. Ich konnte die Schrift des leicht aufgeweichten Zettels fast nicht mehr lesen. Außerdem verdarb mir der Anblick des Papiers an dem mein Frühstücksbrei klebte, vollends den Appetit.

Später machte ich mich auf Anweisung des Zettels auf den Weg in die Bibliothek.
Doch als ich ankam, saß nur eine Frau hinter einem Schreibtisch. Ich schaute mich weiter um. Es war ein etwas größerer Raum als ich gedacht hatte, mit einigen Regalreihen mit, wer hätte es erwartet, Büchern. Es gab sogar Dvds, dass musste ich mir unbedingt merken, damit würde ich mir ein bisschen meiner Langeweile vertreiben. Andererseits fragte ich mich mit welchem Gerät man sie abspielen konnte, wenn doch Computer grundsätzlich verboten waren?
In diesem Moment unterbrach mich die Frau in meinem Gedankengang:
"Ah, Sie haben wohl das Buch vorbestellt. Es steht unter K14."
Überrascht guckte ich sie an, bedankte mich kurz und begann zu suchen.
Ich fuhr mit meinen Fingern die Buchrücken entlang und nach ein paar Minuten stellte sich heraus, dass K14 im unteren Regal stand und von verschiedenen erfolgreichen Wissenschaftlern handelte.
Als ich das Buch öffnete, fiel ein Zettel heraus, der mir vorher noch nicht aufgefallen war.

die Hackerin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt