Becca blinzelte. Es war dunkel und sie sah verschwommen Holz über sich. Verwirrt zog sie die Augen zusammen und legte eine Hand auf die Stirn. Sie konnte immer noch nicht richtig sehen, alles war noch leicht milchig und sie versuchte mit aller Kraft Klarheit zu erlangen. Doch erst als sie sich die Augen rieb, ließ es langsam nach. Nun erkannte sie , dass sie wieder in der Hütte lag. Auf dem Bett, auf dem sie vor tagen selber noch geschlafen hatte. Völlig erschrocken fuhr sie hoch. Waren der letzte Tage etwa nur ein Traum gewesen? War Damien nur eine Person ihrer Gedanken? Und vor allem, war sie nun vollkommen verrückt geworden, dass sie sich aus lauter Verzweiflung schon einen Menschen aus dachte und ihn dann für echt hielt?
Nein, denn als sie ihren Kopf nach links drehte, sah sie einen schlafenden Damien auf eine alten Kiste sitzen. Vor Erleichterung , dass sie doch nicht komplett durch drehte, seufzte sie auf und stellte sich auf den Boden, der darauf hin laut knarrte und Damien wie wild aufschrecken lies.
Er sprang sofort auf , griff nach seinem Messer und stellte sich in Angriffsposition. Als er jedoch Becca erblickte, die ihn entschuldigen an sah und "Sorry", murmelte, entspannte er sich.
"Du hast mir einen ziemlichen Schrecken ein gejagt."
Schuldbewusstsein sackten Becca's Schultern runter und ihr Blick glitt zu den hölzernen Dielen am Boden"tut mir wirklich leid, der Boden ist scheinbar sehr alt." zum Beweis strich sie mit ihrem Fuß einige Male über ein Holzstück, sodass dieses einen lautes Knarren von sich gab.
"Das meinte ich doch gar nicht. Du bist gestern einfach umgekippt, und das sicherlich nicht , weil es zu anstregend war. Niemand, der bis heute noch bei Sinnen ist, wäre so schwach. Also sag mir, was war los"
Damien's plötzlicher Stimmungswechsel, erschreckte Becca sehr und lies sie automatisch wieder etwas stolzer werden. Das Damien nun so aggressiv war, gefiel Becca so gar nicht.
"Jetzt pass mal gut auf.",sagte sie trat näher an ihn heran."ich habe es bis hierhin ganz alleine geschafft. Ohne Hilfe, ich bin also definitiv die letzte, die hier zu Schwach ist,um zu überleben!" Während sie sprach tippte sie ihm mehrmals aggressiv auf die Brust und drückte ihn somit etwas nach hinten. Er selber merkte so langsam , dass Becca ein Geheimnisse war. Vor ein paar Minuten hatte er sie noch für ziemlich schwach gehalten. Er dachte, dass sie es bis hierhin nur mit einer menge Glück geschafft hatte, doch Becca's starkes auftreten überzeugte ihm vom Gegenteil. Sie war eindeutig nicht schwach.
"Okey Okey, beruhig dich mal, Kleines und fühl dich nicht angegriffen. Du hast nunmal ziemlich schwach ausgesehen, als du zusammengeklappt bist. Ich hätte dich auch einfach Ligen lassen können." Damien hob die Hand beschützerich nach oben und seine Stimme wirkte zum Schluss genervt. Dieses Mädchen kannte er gerade einmal ein paar Stunden, und schon brachte sie Seiten an ihm heraus, die er lange nicht mehr von sich selber gesehen hatte.
"Kleines , schon mal gar nicht.",zickte Becca sofort rum,"klar hättest du das tun können, aber für so herzlos halte ich dich dann doch wieder nicht. Dass du es bis hierhin geschafft hast, zeigt dass du stark bist. Dennoch nur körperlich, dein Geist ist schwach, wie der eines kleinen Kindes. In all der Zeit hast du nichts gelernt, gar nichts. Man lässt niemanden zurück, der einem Hilfe geben könnte. Das weißt du selber."
Becca war mittlerweile alles andere als Ruhig , dieser Kerl regte sie unfassbar auf. Er tat so, als sei ihm alles egal. Doch als sie Damien in die Augen blickte, sah sie ein helles Funkeln. An ihm ging es nicht spurlos vorbei. Niemand kam hier einfach so raus, auch wenn selbst Becca sich genau das manchmal gerne einredete. Er ganz bestimmt auch. Becca wusste ganz genau, dass Damien schon bevor das alles passierte, ein Wrack war. Immerhin erging es ihr nicht anders. Plötzlich lachte Damien laut auf:
"Du laberst so einen Müll. Schau uns an und dann sag noch einmal, dass du stärker bist. Das ist lächerlich!" Er wollte nicht zeigen, wie wahr ihre Worte waren. In der Tat beeindruckte ihn dieses Mädchen. Im Gegensatz zu ihm wirkte sie winzig, wie sie so vor ihm stand und doch konnte er es einfach nicht leugnen, dass sie tatsächlich die stärkere von beiden war. Laut würde er dies jedoch nur über seine Leiche zugeben.
"Du bist so stur. Oh mein Gott, du regst mich unfassbar auf. Dabei kenne ich dich nur ein paar Stunden. Du solltest dringend lernen, dass innere Stärke bei weitem nützlicher ist, als äußere.",sagte Becca, entfernte sich von ihm und strich sich voller Verzweiflung über seine Sturheit durch die Haare.
"Das weiß ich und es reicht mir jetzt. Ich bin stärker als du. Du bist immerhin umgekippt, nicht ich. Damit ist diese Diskussion jetzt auch beendet. Wie kindisch das ist." Damien war ziemlich angepisst, dass Becca nicht aufgeben wollte. Er konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen und strich sich ebenfalls durch die Haare. Allerdings nicht wegen Verzweiflung sondern eher, weil er genau wusste, wie diese Geste auf Frauen wirkte.
"Was auch immer der Herr will. Ich weiß trotzdem dass ich im recht bin." nun war Becca ebenfalls genervt und hatte genug. Dieser Kerl hörte ihr einfach nicht zu! Egal was sie sagte, er schaltete auf stumm und sagte im nächsten Satz genau das Gegenteil. Er war ein völliger Idiot! Sie drehte sich einfach um und lies wich auf das Bett fallen.
"Woher kennst du diese Hütte überhaupt?" fragte sie schließlich, als ihr bewusst wurde, dass er diesen Ort eigentlich gar nicht kennen konnte. Immerhin hatte Becca eine lange Zeit hier drin verbracht, und nie hatte sie dabei einen 2 Meter großen Mann gesehen.
"Ich habe hier gestern eine Nacht verbracht. Bevor ich in die Stadt ging"
Bei Damien fiel langsam der Groschen, dass Becca diejenige war, die vor kurzem den Geruch in dem Bett hinterlassen hatte, an dem er gerochen und es genossen hatte.
"Aha",murmelte sie und strich über das alte Lacken. Sofort musste sie daran denken, was passiert wäre, wenn Becca einen Tag später los gezogen wäre. Dann hätte sie Damien kennengelernt, bevor sie sich gegenseitig erst retten mussten. Vielleicht wäre es dann nie zu diesem 'Streit' gekommen und sie hätten sich direkt gut verstanden. Doch dies waren nur Spekulationen, Becca hasste das Wort 'vielleicht' oder 'was wäre wenn'. In ihrer Sicht waren dies nur unnötige Gedanken, die keine Wichtigkeit besaßen, dennoch stellte sie sich vor , wie die beiden sich unter anderen Umständen kennen gelernt hätten. Nicht nur in der jetzigen zeit, sondern auch schon, bevor das alles begonnen hatte. Bei diesen Gedanken kribbelte ihr Bauch komisch und ihr Körper verpasste ihr eine Gänsehaut. Irgendwas stimmt mit Damien einfach nicht. Er brachte ihren Körper dazu Dinge zu Tun, die nicht normal waren.
Becca schüttelte den Kopf und ging in den kleinen Nebenraum, der ein Badezimmer darstellen sollte. Es sah allerdings eher aus, wie ein Raum mit nicht mehr funktionierender Toilette und Schüssel zum Händewaschen. Extrem klein und ziemlich abgenutzt und dreckig. Dennoch ging Becca zu dem 'Waschbecken' , wenn man es so überhaupt betiteln konnte, und nahm sich eine Hand voll Wasser um sich dieses ins Gewicht zu klatschen. Ebenfalls hob sie ihr Shirt an und sah verwundert auf den großen Blutflecken, der wohl beim anzünden des Feuerwerks passiert sein müsste und nun höllisch weh tat. Becca wusch das Blut ab und Band sich ein Tuch, welches in ihrer Hosentasche steckte, profesorisch um den Bauch. Die wunde war vielleicht nicht besonders groß, dafür aber sehr gefährlich. Gerade weil sie in Kampfsituation nicht wirklich damit töten könnte.
"Sag mal wie gehts eigentlich jetzt weiter?",rief sie, als ihr bewusst wurde, dass nicht einmal klar war, dass sie zusammen bleiben würden.
"Ich würde ehrlich gesagt zusammen nach Norden gehen. Allerdings nicht durch die Stadt, sondern außen rum." Becca war verwundert, dass er obwohl er noch vor wenigen Minuten angeprangert hatte, wie schwach Becca doch war, dennoch bei ihr bleiben wollte. Diese schüttelte einfach die schultern, Als sie zurück zu Damien ging, weil sie wirklich keine Ahnung hatte, wie es weiter gehen sollte. Die letzten Wochen war ihr einziger Plan diese Stadt gewesen, und nun war die Stadt , die eigentlich die Rettung sein sollte, beinahe ihr Totesort geworden. Und nicht nur ihrer , sondern auch Damien's.
"Klingt gut.", murmelte sie und setzte sich auf das alte Bett. Sofort durchzuckte sie ein Schmerz in ihrem Bauch, den sie zu ignorieren versuchte, doch scheinbar hatte selbst Damien es bemerkt, denn dieser sah sie nun aufmerksam an. "Was hast du?",fragte er ruhig und sah sie dabei dennoch streng an.
"Nichts", erwiderte diese und versuchte nicht allzu stark das Gesicht zu verziehen.
Damien zog daraufhin die Augen fest zusammen und musterte sie schief. "Rück schon raus!", sagte er mit fester Stimme und ballte seine Hand zu einer Faust, wenn er eins hasste, dann war es angelogen zu werden. "wenn du was hast, betrifft es jetzt auch mich."
Becca wusste nicht recht wie sie nun handeln sollte, erst als ein erneuter Stich durch ihren Bauch fuhr und sie schnell eine Hand auf die Wunde legte, stand Damien schnell auf und lief genau auf sie zu. Ohne lang zu zappeln , stieß er Becca nach hinten sodass sie auf dem Bett lag und zog ihr Oberteil nach oben. Das sie dabei Schmerzen bekam interessierte ihn nicht wirklich. Zum Vorschein kam schließlich das Tuch, das sich schon tief Rot gefärbt hatte. Damien verzog das Gesicht, so als täte ihm diese Verletzung selber weh und vorsichtig strich er das Tuch weg. Für einen kurzen Moment wurde ihm schwindelig , als er die offene wunde sah.
"Was ist passiert?", murmelte er und strich becca ruhig über den Bauch. Diese verspannte leicht und setzte sich vorsichtig auf. "Der Feuerwerkskörper. Ich musste schnell handeln, dabei hat sich wohl eine Rakete in meinem Shirt verhangen und ist dort los gegangen." nun sah sie ebenfalls auf ihren Bauch und stellte erschreckt fest, dass es wohl keine gute Idee war, das Tuch um ihren Bauch zu wickeln, da die wunde wieder auf war und nun wie doll blutete.
"Verdammt", flüsterte sie und wollte ihre Wunde berühren, doch Damien stoppte ihre Hand und hielt sie fest.
"Nicht.", nuschelte er leise und sah sich in der kleinen Hütte um. "Irgendwie müssen wir das behandeln. Wenn sich das entzündet, können wir nichts tun."
Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare, dies tat er immer, wenn etwas nicht gut lief und gerade sah es überhaupt nicht gut aus. Becca's wunde blutete immer noch stark und langsam lief das Blut bereits auf das Bett, doch in der Hütte schien nichts zu sein, was momentan helfen könnte. Für einen Bruchteil glaubte er sich zu erinnern in der Stadt ein Krankenhaus gesehen zu haben, doch schon nach wenigen Sekunden kam ihm dieser Einfall bescheuert vor. Selbst wenn dieses Krankenhaus existierte, was so oder so nicht sicher war, dann wäre es ein großes Risiko dorthin zu gehen, nur um ein Druckverband und andere Medikamente zu holen. Doch gerade viel ihm nichts besseres ein. Kurz sah er zu becca, die einfach stumm auf den Boden starrte und versuchte wach zu bleiben, da war die Entscheidung auch schon getroffen. Damien würde dieses Krankenhaus suchen und Becca helfen. Koste es was es wolle.
Auch wenn es sein leben sein sollte.
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Lost in this World~♡
FantasyBecca und Damien leben in einer ganz anderen Welt. Sie sind auf sich alleine gestellt und müssen mit allem klar kommen, doch eines Tages kreuzen sich ihre Wege und beide sehen eine Chance zu Leben.