XVIII.

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Kapitel 18

Die Frage, was ich jetzt tun soll, wird mir zum Glück schneller als gedacht beantwortet, denn kurz bevor mein Tod in Form von zwei muskelbepackten Männern bei mir ankommt (die aus irgendeinem Grund in Zeitlupe laufen) höre ich quietschen Reifen. Edwards schwarzer Range Rover hält genau neben mir. In diesem Moment reagiere ich schnell. Ich greife mir meinen Rucksack, renne an den Typen vorbei, zur Beifahrertür und steige so schnell es geht ein. Kaum dass ich sitze, fährt Edward auch schon los, Pistolenschüsse ertönen.

Komischerweise wird das Auto nicht beschädigt, höchst wahrscheinlich, weil es mit Panzerglas ausgestattet ist. ,,Wir müssen uns verstecken", sind Edwards erste Worte an mich. Wir sind bereits auf einer Schnellstraße. Er biegt scharf nach links ab, wo ein Wald zu sehen ist. Ohne Scheu fährt Edward durch die Bäume hindurch. In diesem Moment fällt mir ein, dass ich es verpasst habe, zu gucken, wo wir waren, weil ich so abgelenkt von den Pistolen war. So ein Mist!

,,Du weißt schon, dass das gegen das Naturschutzgesetz ist, oder?", frage ich nach, öffne meinen Rucksack, um nachzugucken, ob sich mein Handy sich darin befindet. Erleichtert atme ich aus. Meine Entführer haben es dort verstaut!

,,Nicht mal ein Danke, weil ich dir den Arsch gerettet habe?", möchte Edward empört wissen, woraufhin ich meine Augen verdrehe.

,,Mein Arsch war noch in seiner schönen Form, wie immer, du musst dir also keine Sorgen machen!" Wir halten an einer sehr dicht von Bäumen bewachsenen Stelle, Edward schaltet den Motor aus. ,,Was ist jetzt?"

,,Wären wir jetzt nach Hause gefahren, hätten wir Ihnen sofort verraten, wo wir wohnen. Wir werden jetzt nach Hause laufen und das Auto morgen hier abholen lassen." Edward steigt aus, lässt mich perplex im Auto sitzen. Das kann doch wohl kaum sein Ernst sein! Dieser Weg würde Stunden dauern!

Da mir aber nichts anderes übrig bleibt, nehme ich mir meinen Rucksack und folge Edward, der sich gerade umschaut. ,,Wieso können wir nicht einfach einen Umweg fahren?", frage ich deprimiert, da ich keine Lust auf einen fünfstündigen Fußweg habe.

,,Das ist nicht unbedingt das unauffälligste Auto, morgen wird es jemand von der Organisation abholen, wir nehmen ab sofort ein anderes. Es könnte nämlich auch sein, dass sie sich das Kennzeichnen gemerkt haben, wir dürfen diesem Auto also nicht mehr in die Nähe kommen", erklärt Edward, beginnt in eine Richtung zu laufen.

Ich renne das Stück, das ich hinter ihm bin auf, frage nörgelnd: ,,Können wir dann immerhin mit dem Bus fahren? Dieser Weg ist viel zu lang!"

,,Wenn du hier in der Gegend eine Bushaltestelle findest, können wir das gerne tun", meint Edward sich über mich lustig machend.

,,Wenn wir aber eine finden, dann fahren wir mit dem Bus, okay?", möchte ich wissen, springe kurz darauf angeekelt von einem Ameisenhaufen, in den ich getreten bin und ramme aus Versehen Edward.

Dieser schaut mich belustigt an. ,,Hat die kleine Felicia etwa Angst vor ein paar kleinen Ameisen?"

,,Hast du mal 'Ant-Man' gesehen? Ameisen können echt gefährlich sein. Sie können sogar die Welt retten."

,,In Filmen vielleicht, aber garantiert nicht im echten Leben." Edward und sein Realismus. Viel zu anstrengend.

,,Du hast eindeutig zu wenig Fantasie", bemerke ich, tue dabei so, als wäre ich ein Seelenklempner. ,,Ich hab eine Idee!"

,,Oh nein, nicht schon wieder!", beschwert sich Edward, schaut missmutig zu mir. ,,Bis jetzt waren alle deine Ideen nicht unbedingt pädagogisch wertvoll."

,,Wir spielen Wahrheit oder Wahrheit!", teile ich ihm meine glorreiche Idee mit. ,,Du darfst beginnen."

,,Heißt das nicht Wahrheit oder Pflicht?"

E.A.T.E.R. - Die FassadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt