Normal Friends?

6. Kapitel

John POV

"Wo bleiben Sie, John?" , rief Sherlock durch das ganze Treppenhaus.

Nachdem ich nun etwas mehr über Juan Abruzzi wusste, wollte Sherlock nun auch unbedingt dem mehr oder weniger "Wegweiser" folgen, der in Form eines Pfeils auf einer Karte war und auf das kleine Dorf Colewire zeigte, dass etwa 2 Stunden außerhalb von London lag.
Das heißt ich hatte 5 Minuten um mir eine komplette Reisetasche zu packen, wobei ich überhaupt noch nicht wusste, wie lange wir weg sein würden.

"Ja, Moment noch!" , rief ich dezent gereizt zurück.

Schnell stopfte ich ein paar Hemden in meine Tasche, in der sich auch schon drei Hosen und allerlei Unterwäsche befand. Schnell striff ich mir noch meine Jacke über und stand auch schon unten an der Haustüre, wo ich die ängstliche Mrs. Hudson ersteinmal davon abhalten musste, uns ein militärisches Sonderkommando mit auf den Weg zu schicken.

"Kommen Sie nun endlich!" , sagte Sherlock, der zwar genervt war, aber mir dennoch ganz gentleman-artig die Tür des silber-grauen Mercedes von Mycroft, aufhielt.

Schnell quetschte ich mich ins Auto und Sherlock ebenfalls. Dann startete Sherlock den Motor und wir brausten aus der Bakerstreet und irgendwann hinaus aus London. Zu meiner Verwunderung saß Sherlock sogar am Steuer, aber darüber machte ich mir einige Minuten später auch keine Gedanken mehr.

"Was denken Sie, was uns erwarten wird, Sherlock?" , fragte ich, um das Schweigen zu brechen, da ich keine Lust hatte, die Fahrt in vollkommenem Schweigen zu verbringen.
Aber Sherlock war sehr unkommunikativ. Was ja eigentlich auch kein Wunder war, bei diesem seltsamen Mann.

"Ich weiß es nicht John. Noch nicht." , antwortete er kühl.

Ich nickte nur halbherzig und beobachtete Sherlock noch eine Weile. Er sah starr gerade aus, auf die Straße.
Ich dachte dauernd darüber nach, wie viel mehr Wissen, er vielleicht noch haben mag.
Außer der Tatsache, dass Sherlock einfach nur außergewöhnlich klug war, sah er nicht unattraktiv aus. 

Seine schwarzen, wirren Locken, die doch Stil hatten und sein markantes Auftreten mit seinem langen Mantel, mussten doch bestimmt bei der ein oder anderen Frau, Eindruck hinterlassen haben. Ich fragte mich schon sehr lange, warum Sherlock sich eigentlich nicht für Frauen interessiert. Oder eben für Männer. Je nachdem. Es wäre ja nicht schlimm, sollte er an Männern Interesse besitzen, natürlich nicht...

Warum ich an so etwas dachte, konnte ich mir selbst nicht erklären. Irgendwie war auch der Gedanke, dass Sherlock schwul sein könnte, sehr befremdlich. Aber komischerweise nicht ganz so absurd. Eigentlich hätte ich mich gar nicht in so etwas einzumischen. Aber dennoch würde ich gern mehr über Sherlock erfahren.
Doch wenn er mit mir redete, dann verbessert er entweder nur meine "Deduktionen" oder bittet um eine Tasse Tee. Als sehr kommunikativ konnte man Sherlock nun einfach wirklich nicht bezeichnen. Dabei war ich glaube ich schon der Einzige, der so viel über Sherlock wusste. Außer Mycroft und seine Eltern vielleicht.