아홉

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Seokjin

"Taehyung!", Seokjins Stimme hallt durch den gesamten Raum, wenn nicht sogar die gesamte Wohnung.
Beschämt bedeckt er seine leicht rötlichen Wangen und wirft dem Jüngeren einen giftigen Blick zu.
"Musste das sein?", brummt er und beobachtet, wie sich auf Taehyungs Gesicht ein zufriedenes Grinsen breitmacht und sein Freund zu einem Nicken ansetzt.
Die anderen lachen und Seokjin ist sich fast schon zu sicher, dass das alles auf eine gewisse Art und Weise von ihnen geplant sein muss.

Er kann nicht sagen, dass er wirklich sauer auf ihn ist, denn das ist er auf keinen Fall, aber die gesamte Situation ist ihm dann doch etwas unangenehm und Seokjin wünscht sich im Moment nichts mehr, als das es anders gelaufen wäre.
Auf der anderen Seite ist er jedoch glücklich, dass es so gelaufen ist, denn jetzt weiß er endlich, wie Iseul aussieht. Und sie ist hübsch, verdammt hübsch.
Seufzend lehnt er sich zurück und bedeckt sein Gesicht mit seinen Händen.

"Komm schon, du wolltest es so!", ruft sein Freund und Seokjin kann das amüsierte Grinsen aus seiner Stimme heraushören.
"Klar. Peinlicher ging es wohl nicht.", entgegnet er sarkastisch und um ihn herum ertönt Lachen. Auch auf seinem Gesicht bildet sich ein Lächeln.

Er ist froh darüber, dass sie ihn verstehen und ihm nicht ständig unter die Nase reiben, wie riskant das alles ist.
Seokjin hat sich schon einige Male gefragt, ob es nicht schlauer gewesen wäre, wenn er die Nummer sofort geblockt oder seine eigene Nummer gewechselt hätte.
Wenn Iseul herausfände, wer er wirklich ist, könnte das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, auch wenn dieser Gedanke eigentlich schon längst in den Hintergrund gerückt ist.
Indem er dem Mädchen schreibt, begibt sich Seokjin in ständige Gefahr aufzufliegen und wenn dies geschehen würde, dann würde er seine Freunde ebenfalls in Gefahr bringen.
Nicht in Todesgefahr, aber es würden Gerüchte entstehen und diese würden ihm selbst und der ganzen Band überhaupt nicht guttun. Und jetzt, da sie auch Taehyungs Nummer besitzt, ist die Gefahr um so einiges gestiegen. Ihm fällt wieder ein, dass sie auch Jungkooks Namen kennt, falls sie ihn nicht schon wieder vergessen hatte und ihm läuft es bei dem Gedanken, dass sie schon Verdacht schöpft, eiskalt über den Rücken. Er kann nur hoffen, dass Taehyung ihr nicht auch noch seinen Namen verraten hatte.

Das ist der Grund weshalb er so oft zögert, bevor er ihr antwortet. In den Momenten des Zögerns sitzt er stillweigend vor seinem Handy und starrt Löcher in die Luft. Er ist sich unsicher und fühlt sich unwohl, manchmal geht es sogar so weit, dass ihm übel wird.
Seokjin weiß, dass er irgendwann auffliegen wird, dass sie herausfinden wird, wer er ist, aber er weiß auch, dass er nicht anders kann, als Iseul zu antworten.

"Bist du noch anwesend?", Namjoon wedelt mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. Seokjin hat gar nicht gemerkt, dass er mit ihm sprach, so sehr war in seinen Gedanken verschwunden.
Gedanken, die ihn von innen auffraßen und sein Gewissen so sehr quälten, dass er abends kaum einschlafen konnte.
"Mh?", bringt er hervor und sieht ihn sechs Gesichter, die ihn allesamt anstarren.
Seokjin hofft, dass er nicht allzu viel verpasst hat, während er in seiner Gedankenwelt war.

"Wir gehen jetzt trainieren.", antwortet Jimin an Namjoons Stelle und fährt sich durch seine Haare. Jungkook rappelt sich neben ihm auf und zupft, bereit zum Training, sein T-Shirt zurecht.
"Eh...klar.", Seokjin nickt und steht ebenfalls von dem harten Boden auf, um sich erst einmal ausgiebig zu strecken.

Die Stunden im Studio ziehen sich hin, wie Kaugummi. Die Jungs sind müde und erschöpft, aber noch ist nicht die Zeit gekommen, um das Training abzubrechen oder zu beenden. Ihr Trainer ist nicht zufrieden mit ihrer heutigen Leistung und das zeigt er auch offen.
Seokjin ist erleichtert, als er ihnen eine kleine Pause gewährt und er greift müde nach der kühlen Wasserflasche, um sich einen großen Schluck zu gönnen.
"Seokjin.", ertönt die Stimme seines Trainers und der Angesprochene hebt augenblicklich seinen Blick, um ihn fragend anzusehen.
Er spürt die Blicke der anderen auf ihm, aber er versucht die Blicke, die sich wie Kitzeln auf seiner Haut anfühlen zu ignorieren.
Seokjin weiß, was jetzt kommt, schließlich ist es mehr als offensichtlich, dass er während des Trainings nicht wirklich bei der Sache war.
Seufzend macht er sich auf die Standpauke bereit und stellt die kühle Wasserflasche zurück an ihren Platz, aber die Standpauke kommt nicht.
Stattdessen kommt ein müdes "Konzentrier dich.", was es fast noch schlimmer macht.
Er hält die anderen auf. Wegen ihm sind sie alle noch hier und dieses Wissen bringt Seokjin schließlich doch dazu sich zusammenzureißen und die letzte halbe Stunde Alles zu geben.

Verschwitzt und übermüdet quetschen sich die Jungs in den großen Wagen. Während es auf der Hinfahrt noch laut und lustig war, herrscht jetzt Totenstille.
Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und keiner scheint auch nur den Anschein zu machen, dies zu ändern.
Es ist kein schlechtes Schweigen, sie sind alle einfach nur zu erschöpft und wünschen sich nichts sehnlicher als Schlaf.
Als der Wagen vor ihrem Dorm zum Stehen kommt, endet die Stille, auch wenn nur für einen kurzen Moment. Sie verabschieden sich alle von ihrem Fahrer und stürmen die dünne Treppe nach oben zu ihrer Wohnung.

Die Müdigkeit ist für einen Moment wie weggeblasen, denn jeder versucht, als erstes die Wohnung zu betreten, um sich als erstes unter die Dusche stellen zu können.
Während die Jüngeren vorne drängeln und sich sanft gegenseitig schubsen - äußerst bedacht sich nicht zu verletzen - ist Seokjin dieses Mal nicht dabei. Er läuft gemächlich hinter ihnen her und betritt schließlich als Letzter die Wohnung.

Seine Augen fallen ihm fast zu, während er die Haustür zuschließt und seine Schuhe feinsäuberlich neben die der anderen stellt, die achtlos in die Ecke geworfen wurden.

@ morgentau-

Was ist mit dir?
Wie siehst du aus? :)

@ ma-seokjin

Tut mir Leid.
Ich verschicke nicht
gerne Bilder von mir
selbst.

Mit schleppenden Schritten schlurft er in Richtung seines Zimmers und lässt sich erschöpft in sein Bett fallen.
Duschen kann er auch noch morgen, direkt nach dem Aufstehen.

Seine Augen fallen wie von alleine zu und auch die letzten Gedanken, die in seinem Kopf herumspucken, verblassen langsam aber sicher.

Seokjin muss vorsichtiger sein, viel vorsichtiger.

•••

[ 1039 Wörter ]

A/N: Hier mal ein Kapitel aus Seokjins Sicht.
Jetzt habe ich endlich Ferien und was tue ich, statt sie sinnvoll zu nutzen und vielleicht ein wenig öfter zu updaten?
- Genau...ich tue NICHTS.
Sorry.

deaf | k.sjWo Geschichten leben. Entdecke jetzt