Linnas Sicht
Hej. Ich bin Linna, 17 Jahre alt und wohne seit einer Woche in Stockholm. Warum erst seit einer Woche? Früher wohnte ich in Obbola, einem kleinen Dorf mit knapp über 2000 Einwohnern im Nordosten Schwedens. Warum nicht mehr? Weil meine Mutter zwei Jahre nach der Trennung von meinem Vater einen neuen Freund namens Erik kennengelernt hat. Dieser war jedoch nur im Urlaub in Obbola und wohnt eigentlich mit seinem Sohn in Stockholm mit einer guten Arbeitsstelle. Meine Mutter ist total fasziniert von unserer Hauptstadt und hat sich dann direkt um einen neuen Job dort gekümmert. Siehe da - gerade mal drei Wochen hat es gedauert, bis sie eine Stelle als Kellnerin in einem noblen Café gefunden hat. Deswegen wohnen wir; meine Mutter, mein kleiner Bruder Gunnar und ich jetzt in Stockholm. Und heute ziehen Erik und sein Sohn zu uns. Ich weiß nichtmal wie er heißt, aussieht oder wie alt er ist. Na super.
Heute war der letzte Schultag vor den Herbstferien. Draußen ist es kalt und stürmisch, deswegen habe ich mich direkt ins Bett gelegt und den Fernseher eingeschaltet, dazu eine schöne Tasse Kakao. Bis meine Mutter in mein Zimmer kam.
"Du, Linna, Erik kommt gleich mit seinem Sohn. Hilfst du dann bitte beim Kartons tragen?"
"Kann Gunnar das nicht machen?", antwortete ich mürrisch.
"Gunnar ist acht!", antwortete meine Mutter. "Außerdem schläft er gerade." Mit diesen Worten verließ sie wieder mein Zimmer. Ich seufzte. Gunnar wurde oft bevorzugt. Aber das ist eben bei kleinen Geschwistern so. Dafür bekomme ich meist mehr erlaubt.
Ich stand auf und blickte mich im Spiegel an. Jogginghose, zu großes T-Shirt, unordentlicher Dutt? So kann ich mich vor Erik und seinem Sohn, ich kenne seinen Namen immer noch nicht, nicht zeigen. Also schlüpfte ich schnell in Jeans, Top und Strickjacke und kämmte meine offenen Haare. Schon besser. Dann hörte ich auch schon die Klingel. Zeit, meinen neuen Stiefbruder kennenzulernen.
Unten im Treppenhaus angekommen, erblickte ich Erik in der Tür stehen. Ich mochte ihn eigentlich. Er war gepflegt, sympathisch und hatte ein paar gute Witze auf Lager. Aber manchmal redete er mir zu viel.
Als er mich sah, begrüßte er mich mit einer schnellen Umarmung. "Hey Linna. Alles gut? Schön dass du uns beim Umzug hilfst. Ein paar tatkräftige Hände können wir gut gebrauchen. Du kannst gleich die Kisten fürs Schlafzimmer annehmen und hochbringen. Die kommen aber glaube ich als letztes." Dann wurde er von einem Umzugshelfer gerufen und hastete nach draußen.
Auf einmal stand ein großer, blonder Junge in der Tür. Er war etwa so alt wie ich, vielleicht sogar älter. Seine Haare reichten ihm bis über die Brust und er trug ein weißes Top mit schwarzer Jacke und eine schwarze Hose. Als er mich sah, blickte ich in seine blauen Augen. Er lächelte und ging auf mich zu. "Hey, du musst Linna sein?", fragte er und hielt mir die Hand hin. Ich erwiderte das Lächeln und schüttelte seine Hand. "Ja. Und du?"
"Ich bin Hannes. Eriks Sohn. Das ist also meine neue Stiefschwester." Er grinst.
Ich lächle und dann kam auch meine Mutter und übergab uns Kartons. Während wir sie von hier nach da schleppten, überlegte ich. Hannes also. Er hatte ein wunderschönes Lächeln. Und schöne Augen. Aber naja... das ist dann wohl mein neuer Bruder. Stiefbruder? Bruder? Eigentlich sind wir ja gar nicht verwandt...
Total in Gedanken stolperte ich über kleine Kartons, die am Boden standen. Mit einem lauten Rumpeln fiel ich auf den Boden und der Karton, den ich soeben noch in der Hand hielt, ebenfalls.
Hannes, welcher vor mir gegangen ist, drehte sich um und ging zu mir. "Alles gut?"
"Ja, alles gut.", erwiderte ich, meinen schmerzenden Arm ignorierend. Wie peinlich. Wir kennen uns seit nichtmal ein paar Stunden und schon falle ich vor seiner Nase hin. Na super.
Ich wollte aufstehen, doch mein Arm hatte nicht genug Kraft. Hannes bemerkte dies, schob seine Arme unter meinen Körper und zog mich hoch. Mir war das alles ziemlich unangenehm. Ich drehte mich zu ihm um und bedankte mich kurz. Dabei verlor ich mich für einige Sekunden in seinen Augen. Schnell bemerkte ich mein Starren, drehte mich um, nahm den Karton und ging weiter.
Zum Glück verlief der restliche Tag ohne weitere Geschehnisse und am Abend, als alle Kartons im Haus standen und die Umzugshelfer wieder gefahren waren, saßen wir alle zusammen im Esszimmer mit Rotwein für die Erwachsenen und Cola für die Kinder.
Ich habe einiges über Hannes erfahren: er ist 18, spielt Schlagzeug, fährt gerne Skateboard und sogar dass er Single ist habe ich erfahren. Hat sein Vater nebenbei erwähnt.
Nachdem meine Mutter Gunnar ins Bett gebracht hatte, verabschiedeten sich sie und Erik für heute Abend: sie gingen in ein Restaurant. Als sie das Haus verlassen hatten, wollte ich mich gerade auf in mein Zimmer machen, da hielt Hannes mich zurück.
"Äh, Linna... hättest du vielleicht Lust, einen Film mit mir zu schauen?"
Ich lächelte und irgendwas in mir kribbelte. Schon ziemlich süß, wie er fragte. Ich bejahte und wir suchten uns irgendeinen raus, den meine Mutter hier rumliegen hatte und dessen Titel einigermaßen anspruchsvoll klang. Also machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich.
Wie es sich herausstellte, war der Film eine Mischung aus Romantik und Drama. Er handelte von zwei Mädchen, welche im Urlaub drei Männer kennenlernen - zwei davon verlieben sich in die Mädchen und auch andersherum, der dritte wird super neidisch und versucht, sich dazwischenzustellen, was ihm aber nich gelingt und irgendwann haut er ab. Dann ist der Urlaub zu Ende und die Fast-Pärchen müssen sich verabschieden - an der Stelle sind wir gerade. Mädchen Nummero 1 ist mit Mann Nummero 1 in ihrem Hotelzimmer - das Selbe mit den beiden Nummero 2.
Während des Film hatte ich andauernd das Gefühl, dass Hannes mich öfter angeschaut hat. Habe ich mir wohl nur eingebildet, aber auf einmal spürte ich einen Arm an meiner Schulter. Ich schaute zu Hannes - er hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich lächelte leich und spürte, wie meine Schulter von Gänsehaut übersät wurde.
Nun war das Paar im Film kurz davor, sich zu küssen. Sie lagen fast genauso wie wir auf dem Sofa.
Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Kopf. Sie streichelte durch meine Haare und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Ich drehte meinen Kopf leicht zu Hannes, er schaute mir in die Augen und lächelte leicht. Kommt er mir gerade näher? Oder bilde ich mir das alles nur ein?
Nein, tatsächlich. Nun ist sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich blicke auf seine Lippen. Sie sehen weich aus. Ich merke, wie er mich kurz mustert und dann seine Lippen ganz sanft an meine stoßen. Ich spüre seinen warmen Atem und bekomme Gänsehaut. Ich schließe die Augen, denn irgendwie fühlt es sich richtig an. Dann legt er seine Lippen endgültig auf meine und lässt Feuer in mir brodeln. Ich erwidere den Kuss und bin wohl erstmals seit 17 Jahren verliebt.
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Sabaton || Oneshots
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