Kapitel 20

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----- Rin -----

"Eure Hoheit, ich bin mir sehr sicher, dass ihr Name Margaret ist.", entgegnete mir die Zofe.

"Gibt es dann vielleicht... Zwei Margarets?", ließ ich nicht locker.

"Meines Wissens nach... Nein. Und nun, bitte entschuldigt mich, der König verlangt nach mir." Sie verbeugte sich und lief davon.

Als hätte es nicht schon blamabel genug angefangen, tappte ich beim Nachmittagskaffe prompt in das nächste Fettnäpfchen. Das Rätsel um Margaret, wer auch immer sie nun sein mag, sollte noch einige Zeit fortbestehen. Der Kaffee war beendet, Margaret ist davon gestürmt. Oder... wie hatte sie das Mädchen neben ihr genannt? Ca... Cassandra? Cassidy? Cas... Cas... Während ich vor mich hin grübelte, wanderte ich durch das Schloss und hörte nicht die sich mir nähernden Schritte. Ich bog um eine Ecke. Ehe ich mich versah rannte mir ein blonder Schopf in die Brust und atmete erschrocken auf.

"Ups, entsch- Eure Hoheit!" rief die Frau vor mir und viel mit gesenktem Kopf auf die Knie. "Ich... Ich... es tut mir schrecklich leid, ich-!"

"Alles in bester Ordnung.", lachte ich und nahm sie beim Arm.

"Wie äußerst ungeschickt von mir." Sie blickte auf und augenblicklich erinnerte ich mich an sie von der Einführungsveranstaltung. Ihre hellen, fast gelben Augen und ihr freundliches Lächeln sind mir sofort ins Auge gestochen, ein Grund, warum ich auch ihr einen Schlüssel überreichte.

"Ich bin in solch schrecklicher Eile, die Kammerdiener haben den Schmuck meiner Großmutter abhanden kommen lassen. Ohne ihn fühle ich mich nicht wie ich selbst.", stammelte sie aufgebracht.

"Es tut mir leid, das zu hören.", sagte ich und wusste nicht recht, wie ich mich verhalten sollte. Sie nickte und machte Anstalten, ihre Suche fortzusetzen.

"Vielleicht kann ich euch behilflich sein.", rief ich in meiner Unbeholfenheit.

"Wenn es euch keine Umstände bereitet, nichts lieber als das!", strahlte sie. Ich bot ihr meinen Arm an und sie nahm ihn mit zittrigen Händen.

"Oh, ich habe mich überhaupt nicht vorgestellt, meine Name ist Osanna von Ahrling. Es ist mir eine außerordentlich große Ehre, hier im Palast verweilen zu dürfen." Osanna spielte aufgeregt mit der Spitze ihres Kleides.

"Die Freude ist ganz meinerseits.", lächelte ich sie an. Ihr höflicher und lieber Umgang war eine erfrischende Abwechslung zu den zwei eigenartigen Gestalten des Vor- und Nachmittags. Während wir also durch die Gänge streiften erzählte sie mir, wie sie von dem Aufruf erfahren hat, wer ihre Verwandtschaft ist und dass sie großes Interesse an der Politik des Landes hatte. Ich war überrascht zu hören, dass ihre Schwester in die Königsfamilie eines angrenzenden Landes geheiratet hatte und dass sie bereits als Kind auf Versammlungen mit ihrem Vater, einem Fürsten, war.

Schließlich konnte der Schmuck ihrer Großmutter in dem Gemach von einem der anderen Mädchen ausfindig gemacht werden, Grund war eine Verwechslung der Zimmernummern seitens der Diener. Sie verabschiedete sich höflich und bedankte sich für meine Unterstützung.

Am späten Abend stand ich noch immer vor meinem Fenster. Die vorangeschrittene Zeit hatte bereits die abendlichen Grillen verstummen lassen, doch ich konnte kein Auge zutun. Meine Gedanken schwirrten um die heutigen Ereignisse und neigten hier und da dazu, in voreilige Schlüsse zu springen. Habe ich mich zu irgendeinem Zeitpunkt falsch verhalten? Wer ist nun Margaret? Was war mit dem Mädchen, dass so eilig die Tafel verlassen hatte? Könnte Osanna eine Kandidatin für die engere Auswahl sein? Und wie um alles in der Welt heißt Margaret wirklich? Und warum interessiert es mich so dringlich?

Um meinen lauten Gedanken zu entfliehen, entschloss ich mich, in den überdachten Dschungel zu fliehen. Dort stolperte mir ein ächzender Mann entgegen.

The prince or the kingdom Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt