Part 2

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Geschockt schaute ich auf, starrte aber nur nach vorne. Ich kannte diese Stimme nur zu gut. Ein Grinsen zog sich mir übers Gesicht. Langsam drehte ich meinen Kopf und die braunen Haare kamen in mein Sichtfeld. "Daniel!" freute ich mich und sprang meinem großen Bruder um den Hals. Er fing an zu lachen und strich mit mit seiner Hand, während der Umarmung, vorsichtig über den Rücken. "Alina, ich habe dich vermisst!" er strich mir mit der Hand über die Haare und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Unser Wiedersehen wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Hilfesuchend schaute ich zu meinem Bruder. Unsere Mutter rief an! Zielstrebig nahm er mir das Telefon aus der Hand und wischte über den Bildschirm. "Es ist meine Schuld, dass Alina noch nicht zu Hause ist" sagte er als ersten Satz, bevor er unsere Mum begrüßte. Ich hätte schon vor einer halben Stunde zu Hause sein müssen, und eine 30 minütige Zugfahrt lag noch vor mir!

Nach etwa 5 Minuten hatte das Gespräch sein Ende gefunden und so ging mein Handy wieder in meinen Besitz über. "Also Schwesterherz, erzähl mir mal was die letzten zwei Jahre passiert ist, als ich in New York war". Ich überlegte kurz und fing dann gleich mit der Erkenntnis an, dass ich immer noch die gleiche Musik liebe, leider aber alle Karten für seine Konzerte ausverkauft waren, und das, obwohl er zwei Konzerte in London geben würde. Als nächstes informierte ich ihn über den Verlust unseres Familienhundes, dessen Ersatz ein Kätzchen wurde.

Und so ging die Fahrt relativ schnell um und wir stiegen gemeinsam aus dem Zug. "Oh, und Tante Marie ist schwanger! Und das war so ziemlich alles Interessante. Aber jetzt erzähl mal du! Wolltest du nicht nur 3 Monate in Amerika bleiben?" ich wackelte mit meinen Augenbrauen weil ich ahnte, dass eine Frau dahinter steckte. Daniel lief allerdings schweigend die Treppe nach oben und zog seine Karte durch den Automaten. Das Drehkreuz bewegte sich und unsere Mum fiel ihm um den Hals. Ich tat es ihm gleich, blieb allerdings neben ihm stehen und stemmte die Arme in die Hüfte. "Name, Alter, Wohnort" sagte ich knapp und schaute ihn erwartungsvoll an. "Ich bin gerade erst angekommen und schon habe ich wieder meine kleine, nervige Klette an mir hängen!" grinste er und lief in Richtung Auto. "Mum!" sagte ich empört, diese ließ mich allerdings auch nur stehen.

Ich setzte mich letzten Endes auf die Rückbank und lauschte dem Radio. Passanger. Welches Lied? Keine Ahnung! Aber man konnte ihn gut an seiner Stimme erkennen.

"Junge Dame, du weißt, das du vor einer Stunde zu Hause sein solltest! Und das dein Bruder dich aufgehalten hat, glaube ich dir, beziehungsweise euch nicht!" die Stimme meiner Mum übertönte das Radio. "Musst du ja auch nicht!" genervt kramte ich wieder meine Kopfhörer aus der Jackentasche. Ich drehte die Musik voll auf und lehnte mich mit dem Kopf gegen die kalte Fensterscheibe.

'Hey... can you hear me?
I just wanted to let you know...
Hmm...
I hope you can hear what I write to you'

Ich beobachtete wie die zum Teil noch beleuchteten Häuser an mir vorbei zogen. Ich schloss kurz die Augen und spürte einfach nur noch, wir sie Schwingungen der Musik durch meinen Körper strömten. Ich mochte das Lied sehr. Es war von No. 5 Collaborations Project. Goodbye to you. Es war ein recht trauriges Lied. Allerdings wurden dadurch auch viele Gefühle geweckt, diese sich auch in meinen wässrigen Augen wieder spiegelten. Aber nicht nur ich weinte, sondern auch der Himmel. Die Wolken brachen auf und ich beobachtete, wie die Regentropfen an der Scheibe nach unten flossen. Das Licht der Stadt spiegelte sich im Wasser. Ich schloss die Augen wieder und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

Es klopfte an der Türe, allerdings ignorierte ich es gekonnt. Die Musik dröhnte wie so oft aus meinen Musikboxen. Allerdings hatte meine Mutter es schon lange aufgegeben mir zu sagen, ich solle die Musik leiser machen. Die Tür wurde geöffnet und Daniel schaute herein. Zielstrebig wie immer kam er herein und schaltete die Musik ab. Einfach so. Mitten in Bloodstream. Genervt schaute ich zu ihm hoch. Er setzte sich neben mich auf das Bett. Genervt atmete ich aus, ignorierte ihn weiter und konzentrierte mich auf mein Buch, welches auf meinen Beinen lag. "Alina, was ist los?". Ich ignorierte ihn immer noch und fing an, Scars zu summen. Etwas genervt atmete er aus, rutschte aber näher an mich heran. "Ich weiß, ich habe mich die letzten zwei Jahre nicht oft gemeldet. Und ich weiß, dass es meine Aufgabe als großer Bruder ist, auf dich aufzupassen. Ich weiß, ich kann nicht mehr das Verpasste nachholen, aber vielleicht möchtest du morgen mit mir auf Das ausverkaufte Ed Sheeran Konzert gehen?". Bei den Worten 'Ed' und 'Sheeran' wurde ich hellhörig. Ich schaute zu ihm auf in sein Grinsen. "Ich zähle das mal als ein Ja" lachte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Wie?" fragte ich immer noch ungläubig. Er lachte erneut. "Ich habe sie dir zum Geburtstag gekauft. So als vorgezogene Geschenk... und als nachträgliches. Aber ich wollte es dir persönlich geben und die nicht über Post schicken". Ich beobachtete jeden seiner Gesichtszüge. "Morgen?" "Ja, Einlass ist glaub um 18 Uhr, aber so wir Mum erzählt hat, wirst du Schule schwänzen und um 10 Uhr dich vor dem Stadium einrichten"

Es war bereits 3 Uhr morgens als ich immer noch meinen Schrank durchwühlte um meinen Hoodie zu finden. Heute war also das Konzert. Ich hatte noch sieben Stunden, um zu schlafen, essen, mich anziehen und um zum Stadium zu gehen. Wurde knapp aber ich konnte es schaffen. Als ich ihn dann endlich fand, legte ich ihn auf mein Sofa und ging ins Bett.

Sheerans SheerioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt