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Clay lief, nachdem er etwas mit Jessica geredet hatte, zu seinem Spind. Er beachtete die Blicke, die ihn förmlich durchbohrten, nicht. Sollen sie doch schauen. Er könnte nicht schon wieder ausrasten, dass gäbe dann bestimmt eine härtere Strafe als eine Suspendierung. 
Er gab seinen Zahlencode ein und öffnete die metallene Tür. Aber irgendwas stimmte nicht, nichts fehlte, im Gegenteil, es war etwas Unbekanntes da. 

Um genauer zu sein, ein Schuhkarton. Nicht schon wieder, dachte er.

Wieso, wieso? Er wusste zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, was in dieser Kiste drinnen war, konnte es sich aber denken. Aber wie kam es in seinen Spind? Niemand, wirklich niemand kannte seinen Code. Aber es war doch Möglich. Er atmete tief durch bevor er den Karton kurz öffnete. Natürlich war er noch im Spind, niemand sollte es mitbekommen. Und tadaa, als hätte Clay es geahnt, sah er die nur allzu bekannte Schutzfolie. Und es waren zwei Kassetten vorhanden. Er hatte Tony zwar den Walkman noch nicht zurückgegeben, jedoch war er sich sicher, dass er diese Kassetten nicht anhören würde. Er klappte den Karton zu, holte seine Bücher für den nächsten Kurs und begab sich zum Klassenzimmer. "Tony!", rief er als er sich neben ihn setzte. "Clay? Geht es dir gut? Du siehst ziemlich blass aus!" das war Tony, immer besorgt. Aber das schätzten so viele an ihm. Er war ein herzensguter Mensch. "Warst du an meinem Spind?", fragte Clay während er Tony musterte. "Warte, wieso sollte ich?" Tony zog eine Augenbraue nach Oben. "Da ist ein verdammter Schuhkarton in meinem Spind und es sind genau zwei Kassetten darin!", flüsterte er so leise wie möglich.

"Wie?" Tony schien etwas überfordert aber das war Clay auch. "Wer würde sie dort reinlegen? Und vor allem was ist auf den Kassetten aufgezeichnet?", fragte Tony. 

"Ich weiß es nicht, was ich aber weiß ist, dass ich sie nicht anhören werde. Ich kann das nicht!", erklärte Clay seinem Freund. "Aber sie sind für dich, denkst du nicht, dass es vielleicht einen Grund hat, dass sie in deinem Spind sind?", fragte Tony. "Wenn du willst, kannst du sie haben, Tony."

Tony kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, denn die Lehrerin, gefolgt von Mr. Porter, betrat den Raum. "Clay Jensen?", fragte Mr. Porter. Clay schnaufte, na toll. Jetzt müssten sie sich auch noch darüber unterhalten. Er hat Mr. Porter zwar die Kassetten gegeben, jedoch wollte er nicht mehr darüber reden. 

"Ja?", fragte der Junge. "Kommen sie bitte mit." und damit verließ Mr. Porter den Raum. Clay erhob sich und folgte ihm. "Ja?", fragte er nochmal. "Wir bereden das in meinem Büro!", erklärte der Ältere. 

Im Büro angekommen, wies Mr. Porter Clay an, sich zu setzten. Clay setzte sich, ihm gegenüber. "Du hast mir die Kassetten gegeben, ich habe sie alle angehört, auch deine.", fing er an. "Und was haben sie entschieden?", fragte Clay. Er war neugierig, keine Frage.

"Genau das wollte ich mit dir besprechen, du schienst für Hannah Baker wichtig gewesen zu sein, darum solltest du auch entscheiden, ob das nun an die Öffentlichkeit kommt, ob wir die Kassetten den Bakers geben..-", doch er wurde unterbrochen. "Hannahs Eltern haben die Kassetten, auf einem USB-Stick."
"Na gut, also-", doch schon wieder wurde er unterbrochen. "Nehmen sie es mir nicht übel Mr. Porter, aber ich  denke, Hannah Bakers Eltern sollten das entscheiden, wir haben nicht das Recht dazu. Und auch wenn einige Schüler nun ungestraft davon kommen, wenn die Bakers sich gegen eine Veröffentlichung weigern. Es war ihr Tochter, sie sollten es entscheiden.", Clay stotterte öfters während dieses Satzes aber es war nun Mal seine Meinung, die ihm nebenbei nicht leicht fiel

Ja, zu gern wollte er, dass Alle wissen was Bryce getan hat, aber es lag nicht in seiner Hand. "Findest du wirklich?", wollte sich Mr. Porter versichern. Clay nickte zur Bestätigung. "Darf ich gehen?", fragte Clay. "Ja."

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Nach dem Unterricht, als er endlich alle Kurse hinter sich hatte, entschied er sich noch einmal an seinen Spind zu gehen. Er musste sogar, um seine Bücher hinein zulegen. Und der Karton war immer noch da. 

"Du solltest ihn mitnehmen.", riss Clay eine Stimme aus den Gedanken, Tonys Stimme. "Meinst du?", fragte er noch einmal nach um sich zu versichern. "Ich glaube, sie hätte es so gewollt."
"Sind sie über haupt von ihr? Woher wollen wir das wissen?", Clay kniff die Augenbrauen zusammen. Er dachte nach, niemand sonst machte diese Kassetten und auch wie sie da rein kamen wusste er nicht. Aber er wusste ganz genau, dass es schwer werden würde sie anzuhören, falls er es tun würde.
Hannah hatte ihm viel bedeutet und das ganze machte ihm zu schaffen. Er hätte in dieser Nacht einfach nicht gehen sollen. Sie hatte ihn gebeten, und das ziemlich laut, zu gehen. Aber wenn er nur nicht so dämlich gewesen wäre. Vielleicht wäre sie noch am leben. Jeden verdammten Tag machte er sich Vorwürfe deswegen. Er wusste nicht, das Hannah ihn so gemocht hatte, wie er sie. Aber nun war es zu spät, er konnte nichte mehr tun.
Sie war tot. Weg.
Und das für immer.
"Ok, ich hör sie mir an aber ich brauche Zeit.", entschied Clay.

13 reasons whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt