Golem

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Überarbeitete Version

Der Golem (hebräisch "Lehmklumpen" "unvollendete Masse", גולם ), ist ein Wesen der jüdischen Mythologie. Es handelt sich hierbei um ein humanistisches Wesen aus Lehm, was von Menschen erschaffen wird. Die Vorstellung eines Golem kommt aus den Mysterinschriften des Kabbala und taucht seit dem 12. Jahrhundert auf, dort zuerst in einem religiösen Kommentar zum "Sefer Jazira", ein Ritual aus Zahlen und Buchstaben, mit dem man angeblich ein solches Wesen erschaffen konnte.  Der Golem gilt als übermenschlich stark, ist seinem Erschaffer unterlegen und muss ihm gehorchen. Laut einigen Quellen ist das nur möglich, wenn der Erschaffer einen Zettel mit seinem eigenen Namen, in hebräischer Schrift, unter die Zunge des Golems legt.  In jedem Fall ist der Golem stumm. Besonders Beachtung fand das Motiv in der deutschen Romantik.

Rabbi Löw und der Golem aus Prag:

Warum die Golemsage so fest mit der Stadt Prag verknüpft ist, ist nicht genau bekannt. Doch gerade zu Zeiten des Nationalsozialismus und der damit eingehenden Judenverfolgung gewann die Sage immer mehr an Wert. Egon- Erwin Kisch schrieb dazu:

"So einen Golem würden wir brauchen, wenn die Nazis auf uns losgehen werden. ich würde ihm auch befehlen: Erhebe dich und geh, die Feinde rücken auf mein Prag zu!" (Kisch, Böhmen am Meer, 1938)

Auf der Internetseite www.kafka-prag.de findet sich die interessante Schlussfolgerung aus diesem Zitat, dass die Golemsage im generellen einem kollektiven Bedürfnisses nach Schutz des in der Geschichte so oft verfolgten Judentums widerspiegelt. Das ist vereinbar mit der Geschichte des Judentums in Tschechien, die gerade im frühen 20. Jahrhundert von Diskriminierung und Verslamung jüdischer Viertel und geprägt war.

Kisch geht zudem auf eine ganz bestimmte Sage in Bezug auf Golems ein: Diese besagt, dass der Rabbi (gelehrter des Judentums) Judah Löw (ca.1525-1609) im 16. Jahrhundert einen Golem in Prag erschaffen habe, der der jüdischen Gemeinde dienen sollte. Doch das Wesen geriet außer Kontrolle und Löw war gezwungen es zu verstören. Dies ist mit Sicherheit die bekannteste Legende um die Figur des Golem und die Stadt Prag widmete der Legende auch eine Statur im Stadtzentrum. Erstmals ging diese Version 1836 in den Druck und tauchte 1847 in einer Sammlung jüdischer Märchen auf. Er gilt längst als Bestandteil der städtischen Folklore.

                                                                Statur des Rabbi Löw mit Golem in Prag

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                                                                Statur des Rabbi Löw mit Golem in Prag

Es gibt verschiedene Visionen der Legende. Auslöser der Golemerschaffung seien Spannungen zwischen jüdischen und nicht jüdischen Bürgern Prags gewesen, in manchen Versionen sogar der rituelle Mord an jüdischen Kindern. Rabbi Löw sei, so die meisten Versionen, zum Ufer der Moldeau gegangen und hätte aus dem Lehm ein Wesen mit glühenden roten Augen geformt und zum Leben erweckt, das seine Befehle ausführte, sobald er ihm einen Zettel in den Mund steckte. Der Begriff "Golem" für dieses Wesen tauchte jedoch erst im 18. Jahrhundert auf. Besonders Beachtung fand er in dem Roman "Der Golem", welcher 1915 von Gustav Meyrink geschrieben wurde.

Nach einigen Varianten habe der Golem seine Arbeit erfüllt und sei daraufhin von dem Rabbi wieder dem Flusslehm übergeben wurden. Nach einer anderen Variante, die spekulativ antisemitischen Ursprung hat, befahl er dem Golem Amok zu laufen und wahllos Leute umzubringen. 

Der Lehm und das Anhauchen des Lebens

Die Erschaffung eines lebenden Wesens aus Lehm ist keine exklusiv jüdische Vorstellung.  Tatsächlich finden sich schon in der Antike parallele Erzählungen über die Erschaffung des Menschen. In Hesiods "Werke und Tage" beispielsweise beginnt die Geschichte der Pandora damit, dass die Götter sie aus Lehm formen.

Aber auch der christlich-judäische Schöpfungsmythos kennt eine Version der Geschichte, in der Gott den Menschen aus Lehm formt und ihm eine Seele gibt.

"Und Gott der HERR machte den Menschen aus einem Erdkloß, und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele." (1 Mose 2,7)

Die Vorstellung ist also weder neu noch unbekannt, was sie dem damaligen Volk sicherlich näher und leichter Verständlich machte.

Jedoch drückt sie einen gewissen Wunsch nach Schutz aus, der sicherlich aus der Geschichte der jüdischen Bevölkerung insbesondere in Prag resultiert.

Quellen (Auswahl):

Bildquelle: https://www.schwarzaufweiss.de/Prag/images1/dr10106.jpg

Textquellen: Stadtführung in Prag 
ww.kafka-prag.de
Radio Praha: Die jüdische Gemeinde in Prag im 20.
 Böhmen am Meer  (1938)
Werke und Tage (Hesiod)
Bibel (Lutherübersetzung)

P.M. History 05/2019 (Zeitschrift)

Und ja, für die hebräischen Buchstaben auch Wikipedia. Ich schäme mich selber.

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