2 Das fängt ja gut an!

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Als Peter erwachte, war es ihm nicht möglich, sich zu rühren und das lag an dem Belagerungszustand der gerade hier im Bett in Emanuels Wohnung herrschte.

In seinem linken Arm lag Ebendieser, fest schlafend, den Kopf auf Peters Schulter gebettet und einen Arm um dessen Taille geschlungen.

Der Atem des jungen Mannes ging ganz regelmäßig.

Er war vollkommen entspannt; sogar so sehr, dass er ein wenig auf Peters T-Shirt sabberte.

Und dabei sah er so jung, unwiderstehlich und lieb aus, dass es kurz das Raubtier in Peter auf den Plan rief.

Peters rechter Arm hingegen war vollkommen in Beschlag genommen von einem fünfzehnjährigen Mädchen, welches sich daran festklammerte, als habe sie Angst, ihr Großonkel ehrenhalber könnte ihr möglicherweise weglaufen.

Loba war mitten in der Nacht zu den beiden Männern ins Bett gekrochen, auch wenn das kein wirklich altersentsprechendes Verhalten sein mochte. Doch so etwas konnte man von einem Kind in Lobas besonderer Situation wohl auch kaum erwarten, wo sie doch die ersten zwölf Jahre ihres Lebens völlig ohne Zuwendung und Förderung auskommen musste; Jahre, in welchen die kleine Werwölfin in einer Freakshow als Attraktion ausgestellt und misshandelt worden war.

Wenn man diesen Umstand berücksichtigte, grenzte es an ein Wunder, wie dieses Kind sich in den drei Jahren danach entwickelt hatte. Dank der Unterstützung ihres Rudels und insbesondere der von Stiles, hatte sie binnen weniger Monate zu sprechen gelernt, zu rechnen, zu buchstabieren und zu schreiben. Mittlerweile konnte sie sogar mit Gleichaltrigen zur Schule gehen; etwas, was niemals jemand erwartet hätte.

Was machte es da schon aus, dass ihr Verhalten immer noch das eines Kindes und nicht das einer Heranwachsenden war? Sie hatte so unendlich viel nachzuholen und diese Chance sollte man ihr auch geben; darin war sich das ganze Rudel einig und sie ließen ihr ihr eigenes Tempo für das Erwachsenwerden.

Als Peter nun versuchte, seinen Arm auch nur ein kleines bisschen zu bewegen, fuhr die kleine Werwölfin im Schlaf die Krallen aus, also machte er lieber keine weiteren Anstalten, sich zu befreien und erlaubte ihr weiterhin, sich anzukuscheln, auch wenn ihm langsam der Arm einschlief.

Gerade fragte Peter sich, was in seinem Leben nur geschehen war? Wie war es bloß möglich, dass der böse Wolf von einst nun hier lag und über den Schlaf des doppelten Rotkäppchens wachte, anstatt fröhlich Intrigen zur Erlangung der Weltherrschaft zu spinnen, oder da draußen einfach nur so zum Spaß und für den Stressabbau ein paar Kehlen aufzureißen?

Sein Bett hatte eine Ewigkeit lang immer nur ihm allein gehört, mit Ausnahme von den Nächten in denen er sich jemanden mitgenommen hatte, um sich für ein paar Stunden zu amüsieren. Nur vögeln; bloß nichts, was irgendwie nach Gefühlen roch!

Er blickte noch einmal hinab in das Gesicht von Emanuel, welches dem von Stiles so sehr ähnelte und da hatte er seine Antwort!

Seit er Stiles Stilinski als hyperaktivem sechzehnjährigen Spinner zum ersten Mal begegnet war, hatte dieser scheinbar nichts anderes zu tun gehabt, als Peter das Monster auszutreiben.

Und dabei war Stiles noch nicht einmal SEIN!

Nein, unverschämter Weise verweigerte dieser Junge sich ihm bereits von Anfang an und hatte sich stattdessen mit seinem Neffen, diesem öden Lahmarschwolf zusammengetan.

Er mochte wetten, dass Stiles und Derek sich abends nur allzu gern händchenhaltend eine RomCom anschauten und dazu ein Tässchen Kamillentee tranken! Höchstwahrscheinlich trugen sie dabei eine Feuchtigkeitsmaske im Gesicht und ließen ihre bemalten Fußnägel trocknen, damit es später besser in den Sandalen aussah.

Die Schwachen und die SkrupellosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt