Kapitel 20 - Sebastian Moran

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Sherlock betrachtete Sebastian mit weit aufgerissenen Augen. John warf Sherlock einen fragenden Blick zu.

"Wer ist er?", fragte er. Laut Sherlocks Gesichtsausdruck war dieser Mann nicht ungefährlich. Sherlock starrte Sebastian weiter an und antwortete zuerst nicht. "Wer ist er?", wiederholte John.

"Ich habe dir vor langer Zeit davon erzählt, dass ich andere Feinde außer Moriarty habe, erinnerst du dich?", fragte Sherlock, ohne den Blick von Sebastian zu lassen. "Ich habe dir von dem Mann erzählt, dessen Bruder von einem Polizisten angeschossen wurde, weil ich seine Taten aufgeklärt habe. Doch ich habe dir nie seinen Namen verraten. Nun, hier steht er. Sebastian Moran." John starrte Sherlock mit offenem Mund an. Sherlock hatte ihm tatsächlich von diesem Mann erzählt. Dass er ein Scharfschütze war und ihn mehrere Male versucht hatte, umzubringen. Aber...

"Aber du hast gesagt, er sei im Gefängnis", erinnerte sich John. Sherlock nickte.

"Ganz genau. Wie hast du es geschafft, zu entkommen?", fragte er jetzt an Sebastian. Dieser grinste ihn teuflisch an. So nett wie er auch jetzt geschienen hatte, jetzt hasste John ihn mehr als alles auf der Welt. Sebastian richtete die Waffe weiterhin auf Sherlock.

"Sherlock... du dummer Idiot", lachte er. "Ich bin nicht entkommen, ich wurde herausgeholt. Von einem sehr netten Mann. Jemandem, der mich verstand, der genauso dachte wie ich."

"Spar uns deine Liebesgeschichten", knurrte Sherlock. "Welcher Mann könnte dich aus deiner Zelle befreien?" John rückte instinktiv ein kleines Stück näher zu ihm. Sherlocks Anwesenheit machte diese Konversation etwas angenehmer, doch John zitterte beinahe bei dem Gedanken, wie einfach es jetzt für Sebastian wäre, Sherlock einfach zu töten. Doch der wollte offenbar plaudern.

"Ich gebe dir einen letzten Tipp, Sherlock. Ich wurde nicht in irgendeinem Gefängnis festgehalten. Es war das Pentonville - Gefängnis", grinste er. Sherlocks Mund öffnete sich kurz, dann nickte er plötzlich.

"Moriarty. Er hat dich da rausgeholt, als er die Kronjuwelen gestohlen hatte", flüsterte er. Plötzlich fiel John wieder etwas ein.

"In der Zeitung stand, dass sie noch einen Gefangenen suchen würden. Das waren Sie?", rief er. Sebastian nickte. "Schön und gut, aber warum wollen Sie Sherlock umbringen? Wir wissen, dass Gift in dem Kuchen war, es hat nicht funktioniert!" Sebastian lachte laut.

"Das Gift war ein bescheuerter Plan. Ich hätte euch beide gleich erschießen sollen. Sherlock Holmes hat meinen Bruder getötet. Und meinen Ehemann", rief er bitter. "Ich will Rache. Ich will dich leiden sehen, Sherlock. Du sollst denselben Schmerz spüren, wie ich ihn gespürt habe, und dann daran sterben!" Sherlock betrachtete ihn wütend.

"Dein Bruder wurde nicht von mir angeschossen, sondern von einem Polizisten. Und wann habe ich deinen Mann umgebracht, wenn ich noch nicht einmal weiß, wer es ist?", sagte er. Sebastian lachte wieder auf.

"Sherlock, du bist so dumm", sagte er. "James und ich, das perfekte Team. Er hat mich geliebt. Und du hast ihn umgebracht!" Sherlock schüttelte seinen Kopf.

"Er hat sich selbst die Waffe in den Mund gehalten und abgedückt, damit ich mich vom Dach stürze. Wie soll ich dafür verantwortlich sein?", rief er. Sebastian starrte ihn an.

"Wage es nicht, zu versuchen, mich zu überzeugen, dass du nicht Schuld an seinem Tod bist! Du versuchst nur, dein armseliges Leben zu retten! Doch ich falle nicht darauf rein. Er ist gestorben, damit du es auch tust. Und ich werde sein Werk vollenden", rief er und ging einen Schritt nach vorne. John, der noch immer seine Waffe in der rechten Hand hatte, richtete sie auf Sebastian. Der lachte kurz.

"Wieso mischst du dich da ein, Idiot?", fragte er mit einem schüttelnden Kopf. "Tu nicht so, als wärst du wichtig. Du bist sowieso immer nur der Nebencharakter. Seit wann glaubst du, du würdest dem hier irgendetwas bedeuten?" Sherlock betrachtete ihn wütend.

Johnlock - Mein Schutzengel (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt