Kapitel 7

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"Komm heute nachmittag zum Strand, wir sollten miteinander reden, ohne dass wir belauscht werden." flüsterte sie mir zu und warf einen skeptischen Blick auf Lilly, die ihrem mehr oder weniger auffälligem Geflüster mit leichtigkeit folgte.
"Das ist natürlich jetzt etwas ungeschickt, wenn sie alles mit angehört hat.."
Die Dorfälteste rollte mit den Augen.
“Dann nimm Lilly halt mit“

Die Alte enfernte sich wieder und verschwand so plötzlich im Gebüsch, wie sie aufgetaucht war.
Lilly blickte mich verwirrt an.
Schweigend machten wir uns auf den Weg nach Hause. Es war bereits recht hell und das Dorf hatte sich versammelt. Sie waren von dem Beben wachgeworden. Die Dorfälteste stand in ihrer Mitte und versicherte allen, es gäbe kein Problem.
Wir schlichen im Schatten der Häuser an ihnen vorbei und ins Haus, das unsere Mutter bereits verlassen hatte. Ich zog mich um und wusch mir den Dreck und das Blut von der Haut. Dann gingen wir zu dem Strand, den die Dorfälteste gemeint hatte.

Am Strand der Bucht, im Schatten der Bäume, war mein lieblingsort. Außer mir kannte ihn niemand. Dafür musste man allerdings auch quer über die Insel laufen.
Ich vergrub meine Hände im Sand und zog sie wieder heraus.
Ich lies den Sand durch meine Finger rieseln.
Das machte ich immer, wenn ich nachdachte.
Das Rauschen des Meeres beruhigte und der sanfte Wind, der in den Blättern raschelte regte zum Nachdenken an.

Still schweigend saß Lilly ein paar Meter entfernt
Ich würde warscheinlich nie wieder hier so sitzen können..

Ich würde fort müssen..

Eine Hummel landete auf meiner Hose

Ich frage mich, warum ich mir keine kleine Hütte hier hin gebaut hatte, wenn ich doch so oft herkam.

Ich erinnerte mich wieder an diesen Traum.
War ich in dem Traum an diesem Strand gewesen? Ich konnte mich nur an den Sand und an das Rote Meerwasser erinnern, in dem ich gestanden hatte.

Die Hummel flog weg.

Der Sand rieselte durch meine Finger.

Hinter mir hörte ich die Schritte von  der Dorfältesten.
Wie hatte sie mich hier gefunden?

"Sayo, du musst diesen Ort bald verlassen"

Ich sah weiter in die Wellen des Meers.

Das hatte ich schon vermutet
Ich wollte nicht weg.

Sonst war ich immer so überzeugt, eines Tages aufs Meer raus zu fahren und die Welt zu entdecken, doch als es nun soweit war, wollte ich nicht mehr weg.
Vermutlich lag es an den Umständen.. Die ganze Geschichte aus der Nacht kam mir auch mittlerweile wie ein Traum vor.

"du weist bereits von der Welt da draußen. Ich habe gesehen, wie du dir ein Buch darüber ausgeliehen hast."

Ich drehte mich um.
"Komme ich jeh wieder zurück?"
Fragte ich verzweifelt.

"das kann ich dir nicht beantworten.." gab sie zu.
"ich mag zwar weise sein, aber ich bin nicht alwissend. Es hängt von dir ab. Wenn du umbedingt wieder kommen möchtest, kannst du zurück"

Und so kam schweren Herzens der Abschied. Ich stand mit feuchten Augen am nächsten Morgen am Strand des Dorfrandes.
Alle hatten sich versammelt, um der ersteb Person in ihrem Leben eine gute Reise zu wünschen.
Die Dorfälteste hatte ihnen erzählt, ich ginge zu den Göttern im Himmel, um mit ihnen über das Ungeheuer zu reden.
Alle riefen mir gutes Gelingen zu, und auf Wiedersehen, sie warfen mit Blumen nach mir, wie nach einer Leiche bei einer Beerdigung.
"Auf nimmer wiedersehen.. " flüsterte ich so leise, dass es niemand hörte.

Die Dorfälteste überreichte mir das Schwert, mit dem ich gekämpft hatte, ein paar Klamotten und ein bisschen Proviant. Außerdem eine kleine Tonfigur, die eine Schildkröte zeigte. Auch bekannt bei uns als Glücksbringer.
Lilly überreichte mir ein unbedrucktes Buch und einen Stift.

Ich sah meine Eltern, die ganz vorne standen, und mir stolz zunickten.
Und Lilly, der im Verborgenen die Tränen über die Wangen liefen.
Ich würde sie vermutlich nie wieder sehen.

Ich stieg in das Boot, das meiner Vermutung nach von der Außenwelt kam.

Das Boot setzte ab.

Die Insel verschwand langsam am Horizont.

KosalyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt