Entspannt pustete ich mir die dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht und sah dem Sonnenuntergang zwischen den Türmen der Kathedrale zu. Das gigantische weiße Gebäude war das wohl größte seiner Art auf der gesamten Erde. Noch jetzt war der Trubel groß, selbst mehrere Wochen, nachdem sich die Tochter Luzifers dort drinnen einen Kampf mit Raphael geliefert hatte. Die Menschen sammelten sich zu Scharen in dem Gotteshaus, weil dort einige Federn eines Engels gefunden wurden. Natürlich wurde alles gleich als eine Botschaft Gottes aufgefasst, obwohl er sie bloß im Kampf verloren hatte.
Ich saß einige Straßen entfernt, auf dem Dach einer kleineren Kirche und ließ die Strahlen der Sonne von der Klinge meines Wurfmessers widerspiegeln. Schöne Gravuren, die weiß glühten, durchzogen den Griff des Messers und verliehen ihm ein edles Aussehen. Es war mit der Magie von Engeln aufgeladen und Weihwasser eingerieben worden.
Meine Beine baumelten über den Rand des Daches, welches sich in, für Menschen bereits tödlicher, Höhe befand. Glücklich atmete ich den wärmer werdenden Wind ein, der den kommenden Frühling ankündigte und dachte nach. Vor einigen Tagen war der Krieg endgültig ausgebrochen, die Hölle sollte schwere Verluste davon getragen haben. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich an all die Toten Dämonen dachte. Sie waren durchaus zäh, und den Engeln auch gewachsen, doch ließen sie sich zu leicht reinlegen. Seit Kriegsbeginn hatte ich so gut wie keine Nachrichten mehr erhalten, was mich aber nicht groß wunderte. Traurig, dass ich nicht hatte mitkämpfen dürfen, war ich nicht, meine Aufgabe würde eine andere sein. Seit Jahren wurde ich ausgebildet, nicht um Schlachten zu kämpfen, sondern um zu Jagen. Meine Beute würde keine Chance haben. Wie ein wehrloses Lamm, sie wird tot sein, bevor sie es überhaupt merkt.Lächelnd sprang ich von dem Gebäude und lief durch die Stadt. Meine dunklen Haare reichten mir ungefähr bis zu den Schulterblättern, während mein Pony leicht schräg über meine Stirn verlief. Ich sah mein Spiegelbild in einem Schaufenster und grinste mich selbst an, bevor ich ernst guckte und dann wieder lächelte. Ich war schön, anders konnte man es nicht sagen. Viele sagten mir ich sähe aus wie ein Model, womit sie auch absolut recht hatten.
Zufrieden lief ich weiter und sah mir dabei die verschiedenen Sachen in den Geschäften an. Verschiedene Leute kamen mir entgegen, Mütter mit ihren kleinen Kindern, alte Pärchen, die einen Spaziergang unternahmen und Jugendliche, die sich an ihren Treffpunkten versammelten. Diese Stadt war so friedlich, die Harmonie war schon fast greifbar. Aber nicht auf eine lästige Art und Weise, es war ein wirklich angenehmes Klima, in der gesamten Stadt. Natürlich gab es hier auch Probleme, aber die Leute lösten sie hier gemeinsam, anstatt sie zu vergrößern.Vor einem Laden mit Hunde- und Katzenwelpen im Schaufenster blieb ich stehen. Verzückt sah ich auf die kleinen Pfoten und drückte meine Hand gegen die Scheibe. Der kleine graue Hund sah mich aus grünlichen Augen zutraulich an und kläffte vor sich hin. Ich lachte aufgrund der Niedlichkeit auf und ging weiter.
Unterwegs entschied ich mich spontan dazu mir noch eine Kette aus dunklem Holz zu kaufen, die genau die Farbe meiner Haare hatte. Danach ging ich dann zur Kathedrale.Der Platz vor ihr war voller Menschen, die sich hier trafen, um die letzten Reste des Tages gemeinsam zu verbringen. Einige grüßten mich, andere lächelten mich auch einfach nur an, doch alle wirkten zufrieden. Kurz beobachtete ich das rege Treiben, wie Kinder durch die Wasserspiele liefen, und die Pärchen sich ein Eis teilten. Dann richtete ich meinen Blick auf die Kathedrale, deren weiße Steine auch auf der Schattenseite wunderbar leuchteten. Das Gebäude strahlte etwas Beruhigendes und Befriedigendes aus, weshalb ich mich immer dorthin zurück zog, wenn es mir schlecht ging. In aller Ruhe betrat ich das Gotteshaus, in welchem man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Die Sonne fiel genau durch das runde Buntglasfenster über dem Altar und ließ alles in den verschiedensten Farben erleuchten. Überall befanden sich Kerzen, die die Atmosphäre noch verschönerten. In regelmäßigen Abständen verbanden schön dekorierte Säulen den Boden mit der Decke des Kirchenschiffs. Schnell lief ich an den dunklen Sitzbänken mit betenden Leuten vorbei und gelangte in den hinteren Teil der Kathedrale. Hinter einer Ecke verbarg sich eine unscheinbare Holztür, hinter welcher eine enge Wendeltreppe nach oben führte. So schnell wie möglich erklomm ich den Turm. Zwar hatte ich die nötige Ausdauer, aber dennoch waren es sehr viele Stufen, weshalb es etwas Zeit in Anspruch nahm.
Oben angekommen stieß ich die winzige Tür auf und befand mich an der Spitze einer der vielen Türme des Gebäudes. Um das spitze Dach herum gab es eine kleine Plattform zum laufen, doch dann ging es steil runter. Ich konnte direkt auf das Dach des Kirchenschiffs sehen, in welches ab und zu bunte Fenster eingelassen waren. Die Sonne kitzelte meine Haut und der Wund fuhr mir durch die Haare, wie als wöllte mich die Natur begrüßen.
Hinter mir ertönte lautes Flügelschlagen und ich ging um das kleine Dach herum. Vor mir flog der Erzengel Michael und sendete ein schwaches Leuchten aus. Er trug lediglich eine zerrissene Jeans, wieso auch immer, weshalb die Narben, die seinen Oberkörper bedeckten, deutlich zu sehen waren.
Ich versuchte ein überraschtes Aufkeuchen zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht ganz. "Mir geht es gut." beschwichtigte mich der Erzengel. "So leicht verletzt mich keiner." Ich nickte, sah ihn aber dennoch leicht besorgt an. "Wie ist der Kampf gelaufen, wieso bist du schon wieder zurück?" fragte ich verwirrt. Michael seufzte und fuhr sich durch die kurzen Haare. Seine Schwingen stellten sich leicht auf und er wirkte etwas beunruhigt. "Die Dämonen waren uns tatsächlich komplett unterlegen, aber wir haben seine Tochter unterschätzt." knurrte er und eine Spur Reue schlich sich in seine Augen. "Inwiefern?"
"Sie besitzt die Kräfte eines Dämons und eines Engels, nicht wie ihre Geschwister. Sie hat gegen Raphael gekämpft, welcher sie einfach nicht ernst nahm. Nun, als Bestrafung dafür nahm sie ihm die Flügel." Zum Ende hin wurde er immer leiser und er wirkte etwas unsicher. Ich selbst konnte nicht ganz glauben, was ich gehört hatte. Hatte man mir doch gesagt sie sei nicht zu stark. "Sie hat was?" brachte ich nur entsetzt heraus.Doch Michael beschäftigte sich nicht mit meinem Entsetzten, sondern sah mich ernst an. "Dafür schafften wir es Leviathan gefangen zu nehmen, er ist jetzt im Himmel." Ich nickte und versuchte nicht allzu enthusiastisch darüber zu wirken, schließlich durfte ich mich nicht immer wie ein Mensch benehmen. "Sie wird auf jeden Fall kommen und dann wirst du an der Reihe sein, Aurora. Wir werden die Hölle in Schach halten und sie zurück drängen, während du ihnen ihre wichtigste Waffe nimnst." Zufrieden grinste ich, während er seine Hand auf meine Schulter legte. "Töte Luzifers letztes Kind und vernichte ihn."
Lächelnd sah ich der untergehenden Sonne zu, während der Erzengel im Himmel verschwand und dachte darüber nach, wie ich es dieser Schlampe am besten heimzahlen könnte.
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So hier ein etwas kurzer Prolog, der sich zwar nicht allzu sehr vom Epilog unterscheidet (ich gebs zu), aber dennoch aus der Sicht einer anderen Person ist.
Ja, ich habe es nicht lange bis zum neuen Teil ausgehalten, tut mir leid. 😂
Jedenfalls könnten zwischen den Kapiteln hier, zumindest am Anfang, größere Abstände herrschen, da wir jetzt gerade extrem viele Arbeiten schreiben, unter anderem BLF nächste Woche...
Aber am Jahresende wird es dann wieder besser, versprochen.
Viel Spaß mit dem neuen Teil. ^-^
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Mein Name ist Abendstern
Fantasy2. Teil, nach "Mein Name ist Morgenstern" "Schlage sie mit ihren eigenen Waffen, zerstöre sie und lass sie leiden, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Jeder Krieg muss enden, egal wie lang er gedauert hat. Und am Ende kann es nur einen Gewinner geb...