Wie hypnotisiert starrte ich auf die orangenen Flammen, die immer wieder knackend und zischend aufbegehrten, nur um sich dann erneut auf ihr Opfer zu stürzen. Um mich herum zirpten die Grillen, die wie stille Beobachter überall hockten.
Das Feuer zischte erneut und fraß sich tiefer in das Leder, dass unter dem Hunger der Flammen nachgeben musste. In dem kleinen Scheiterhaufen vor mir lag meine Rüstung, die ich leider nicht mehr hatte behalten können. Ich war mitten in der Nacht aufgestanden, hatte sie genommen und mich an einen ruhigen Ort nahe eines Waldes begeben. Jetzt stieg mir der Geruch von verbranntem Leder in die Nase, als ich weiter auf das unruhig umherzuckende Feuer sah.In den letzten vier Wochen war im Großen und Ganzen nicht allzu viel passiert. Kyle hatte mir die Grundlagen des Fahrens beigebracht, ich hatte einem Jungen die Nase gebrochen, weil er sich als der größte aufspielte und ein paar Mal war ich im falschen Unterricht gelandet, doch abgesehen von der Peinlichkeit war es nie zu schlimm gewesen.
Natürlich war auch die Polizei dagewesen und hatte mich befragt, doch noch immer litt ich angeblich unter Gedächtnislosigkeit. Sie hatten meine Fingerabdrücke und Personalien gewollt, aber als sie mich mit aufs Präsidium hatten nehmen wollen hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitten. Der Gedanke, dass die Engel in irgendeiner Weise dort rankamen und es ihnen irgendwie helfen konnte, schließlich waren einige von ihnen auch jahrelang auf der Erde gewesen, hatte mich so fertig gemacht, dass es mir nicht schwergefallen war wirklich etwas hysterisch zu werden. Sie hatten mich gehen lassen, allerdings war ich aus der Sache noch nicht raus.Das Fehlen meiner Kräfte ging mir wirklich auf den Leim. Mehr als ein Mal hatte ich mich dabei erwischt, wie ich auffordernd in eine dunkle Ecke starrte, oder meine Klauen benutzen wollte, um eine Dose zu öffnen. Auch hatte ich mir Gedanken über die Tatsache gemacht, wie ich sie wiederbekommen sollte, nur leider wusste ich nicht Mal wirklich, wie ich sie verloren hatte. Es hatte etwas mit dem Schwert zu tun, mit dem ich mich immer noch nicht hatte verbinden können, doch was genau blieb mir verborgen. In meiner gigantischen Bibliothek gab es bestimmt ein gutes Dutzend Bücher zu solchen Fällen, aber hier in der Menschenwelt fand sich natürlich nichts.
Früher oder später würde ich jemanden finden müssen, der mir bei dieser Sache weiterhelfen konnte, vorzugsweise ein Dämon.Jetzt stand ich hier und sah den letzten Überresten meiner Rüstung zu, wie sie von den Flammen verschlungen wurden. Danach setzte ich mich neben den von Steinen begrenzten Kreis und sah der Glut beim Verglimmen zu. Obwohl ich es in den letzten Wochen unterdrückt hatte, so machte sich jetzt langsam ein gewisses Heimweh in mir breit. Ich begann sogar das eintönige Grau der Pflanzen und die fast immer gleichen Temperaturen zu vermissen. Doch vor allem machte ich mir Sorgen um Namrael. Gewiss war er mittlerweile aufgewacht und machte sich riesige Sorgen um mich. Hoffentlich kam er nicht auf die Idee auch noch auf die Erde zu kommen. Er sollte stark sein und weiter gegen den Himmel kämpfen, statt seine Gedanken unnötig an mich zu verschwenden. Doch das war nur Wunschdenken, denn ich wusste es war anderes. Mein Vater war wahrscheinlich schon total ausgeflippt, Namrael und Arya machten sich Vorwürfe und Satan sah es noch als gut so an. Bei dem Gedanken sie traurig zu stimmen und sie im Ernstfall ablenken zu können, keimte in mir wiederum Sorge auf, doch ich schluckte sie hinunter und richtete meinen Blick auf den Halbmond, der hell am Himmel prangte. Der Himmel, dessen eine Bedeutung für Freiheit und Unbeschwertheit war und unter dessen Sternen ich so gerne meine Schwingen wieder ausbreiten würde. Und seine andere Seite, die ich nur zerstört sehen wollte, die der Grund für meine Situation und meine Trauer war. Doch gleichzeitig würde es ohne ihn mich überhaupt nicht geben. Mein Vater wäre nie erschaffen worden und die Hölle wäre ebenfalls nicht entstanden. Aber es war egal, wie man darüber dachte, der Himmel war unser Feind und wir mussten alles daran setzten ihn zu vernichten.
In den letzten Tagen war im Fernsehen vermehrt von merkwürdigen Funden und Vorfällen berichtet worden. Jedoch wurden sie stets als unwichtig angestempelt, bis überhaupt nicht mehr von ihnen berichtet wurde. Allerdings hatte es meine Freunde nicht minder als mich interessiert, weshalb sie beschlossen hatten etwas mehr im Internet nachzuforschen. Auch dort hatten wir nicht allzu viel gefunden, offenbar wurden diese Informationen streng unter Verschluss gehalten. Lediglich dass manchmal Leichen gefunden wurden, die eine ungewöhnliche Haut aufwiesen, angeblich sogar mit Hörnern. Natürlich stempelten sie es als Fake ab, was mir gerade recht sein sollte. Zwar interessierte es mich nicht wirklich, was die Menschen herausfanden, doch verlegte sich der Krieg zunehmend auf die Erde, so wäre auch ich davon betroffen.
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Mein Name ist Abendstern
Fantasy2. Teil, nach "Mein Name ist Morgenstern" "Schlage sie mit ihren eigenen Waffen, zerstöre sie und lass sie leiden, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Jeder Krieg muss enden, egal wie lang er gedauert hat. Und am Ende kann es nur einen Gewinner geb...