Mein kompletter Körper spannte sich bei diesen Worten an und ich konnte meine Überraschung nicht verbergen. Als hätte ich nicht schon genug Probleme. Nein, offenbar hatte außerdem noch jemand eine überhebliche Nephilim auf mich angesetzt, die ihrer Ausstrahlung nach zu urteilen aber wirklich so stark war, wie sie sagte. Sie zog ihre weißen Flügel ein und zückte stattdessen eine leicht gebogene Klinge, die wohl ihre Waffe darstellte. Ich selbst verfestigte den Griff um das Heft des Schwerts und gab nur ein abfälliges Knurren von mir. "Selbst jetzt noch scheint mir deine Rasse lediglich mit Arroganz gegenüber zutreten." knurrte ich, während mein Kopf auf Hochtouren arbeitete. Ihre Augen, zusammen mit den Haaren, der Haltung und der Ausstrahlung, das alles kam mir viel zu bekannt vor. Aurora schnaubte nur belustigt und wir begannen, einander zu umkreisen, wie zwei Raubtiere, kurz bevor sie angriffen.
"Nephilim?" begann ich in einem abfälligem Ton. "Wer ist dein Vater?" Aurora lachte auf und wechselte ihre Sichel von einer Hand in die andere. Ein hinterhältiges Grinsen zierte ihr Gesicht, als sie plötzlich nach vorne schoss und ich nur gerade so ausweichen konnte. Mit Sicherheit konnte sie sich schneller bewegen, sie wollte mit mir spielen. "Wer hat gesagt, dass mein Vater der Engel war?" antwortete sie nur. Die Art, wie sie dies sagte, verriet mir, dass es sehr wohl ihr Vater gewesen war, der ihr die Engelsseite vererbte. Das kann doch wirklich nicht wahr sein. Nicht jetzt, nicht, wenn ich keinerlei Kräfte besitze. Ihre Waffe erlaubte ihr schnelle Angriffe, während mein großes Schwert zwar mehr Schaden verursachte, doch würde mich Aurora mit ihrer Klinge treffen, so wäre das mein sicherer Tod. Ich rammte mein Schwert in den Boden, woraufhin eine kleine Erschütterung durch diesen ging und kurze, tentakelartige Arme aus dem Boden schossen. Natürlich war Aurora zu schnell, um sich davon treffen zu lassen und sprang lediglich außerhalb meiner Reichweite. Sie könnte mich jederzeit mit ihren Kräften töten, allerdings schien sie dieses Katz-Maus-Spiel zu sehr zu genießen. Wir wussten beide, dass ich keine Chance hatte. Aufgeben kam aber dennoch nicht in Frage. "Vielleicht sage ich dir ja wer mein Vater ist, wenn du es schaffst, mir einen Kratzer zuzufügen." lachte sie vom Dach eines Hauses auf mich herab.
Zähnekirschend sah ich mich um, fand aber nichts, was mir helfen könnte. Noch nie hatte ich mich in einem Kampf so hilflos gefühlt und ganz ehrlich, es war ein schreckliches Gefühl mit der Gewissheit zu kämpfen, dass man am Ende sowieso tot sein würde. "Haben die Engel so viel Angst vor mir, dass sie nun ein wertloses Wesen wie dich schicken, dessen Tod ihnen sowieso egal ist?" fragte ich schnaubend und beobachtete ihre Reaktion, aber sie ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern kam nun aus ihrer hockenden Position und stellte sich aufrecht hin. "Es ist mir egal, was die Engel von mir denken. Am Ende sind sie sich alle nur zu fein ihre Flügel dreckig zu machen, sie wird es nicht einmal stören, dass dich jemand umbrachte, der nicht ihrem Bild entspricht. Ich werde dich töten und anschließend alle deine ach so tollen Freunde, einem nach dem anderen." säuselte sie und sah mich zuckersüß an. Ein tiefes Knurren kam mir über die Lippen, was ohne die dämonische Seite wohl nicht halb so furchteinflößend klang. "Niedlich, der stärkste Dämon der Hölle hat sich an das unbedeutende Fußvolk gebunden. Oder sollte ich dich überhaupt einen Dämon nennen?" überlegte sie und fuhr sich nachdenklich übers Kinn. "Schließlich bist du ja auch nur ein Halbmensch, wie ich. Wertloser Abschaum, der in den Augen vieler Engel und Dämonen lieber tot sein sollte. Obwohl du ja mittlerweile nicht mehr als ein einfacher Mensch bist." Krampfhaft verstärkte ich meinen Griff, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Sie wollte mich lediglich provozieren, damit ich angriff und den Kampf nicht durch ein Gespräch immer mehr verlängerte.
Ich stellte mich selbstbewusst hin und sah sie herausfordernd an. "Raphael war genauso überzeugt von sich, wie du und wie sieht er jetzt aus?" fauchte ich. Aurora machte eine wegwerfende Handbewegung, sprang von dem Dach und täuschte einen Hieb an, ging dann aber doch wieder zurück. Als Antwort drückte ich mich vom Boden ab, nutzte meine Kraft, und ließ die Klinge niederfahren. Eine Druckwelle lief durch den Boden, allerdings war Aurora selbst hochgesprungen, hatte ein Schwert aus Licht entstehen lassen und kam nun wieder hinunter. Gerade noch rechtzeitig konnte ich meine Waffe heben und den Angriff blocken, auch wenn es mich in die Knie zwang. Mit einem kurzen Schrei stieß ich sie zurück und ging ein paar Schritt rückwärts. Sie wollte ihre Dominanz in diesem Kampf zeigen, aber ich ließ mir das nicht so einfach gefallen.
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Mein Name ist Abendstern
Fantasy2. Teil, nach "Mein Name ist Morgenstern" "Schlage sie mit ihren eigenen Waffen, zerstöre sie und lass sie leiden, bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Jeder Krieg muss enden, egal wie lang er gedauert hat. Und am Ende kann es nur einen Gewinner geb...