Die Entscheidung

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Astrids Sicht:

Ungläubig starre ich das Stück Papier in meiner Hand an. Niemals. Das ist einfach unmöglich. "Du solltest dir eine Decke nehmen und nicht in meinem Zeug herumschnüffeln." Mit ausdrucksloser Miene tritt Hicks an meine Seite und nimmt mir die Schriftrolle aus der Hand.

Fassungslos beobachte ich, wie er sie zurück in die Kiste legt. "Es war Viggo stimmts? Die ganze Zeit über. Der Vorratsschuppen, das Waffenlager, einfach alles." Sprachlos schüttle ich den Kopf. "Das ist...unglaublich." Doch gleichzeitig drängt sich ein anderer Gedanke in den Vordergrund. "Weisst du, was das bedeutet? Hicks, du und Ohnezahn, ihr müsst diese Beweise nur Haudrauf zeigen und dann könnt ihr zurückkommen. Das wird sogar er verstehen."

Aufgeregt sprudeln die Worte aus mir heraus, während ich bereits Anstalt mache, das Zelt zu verlassen. "Ich werde nicht zurückkommen." Wie erstarrt bleibe ich stehen. Langsam drehe ich mich zu ihm um. "Was...?"

Seufzend schüttelt Hicks den Kopf. "Astrid, ich werde nicht zurück nach Berk gehen." Verdattert blicke ich ihn an "Wieso nicht? Das da beweist Ohnezahns Unschuld." Mit dem Kopf deute ich auf die Kiste voller Papiere. Verbittert tritt Hicks einen Schritt zurück. "Toll, dann ist diese Sache geklärt, aber was ist damit, dass Ohnezahn jemand getötet hat?"

Stimmt, das habe ich vergessen. "Da finden wir sicher eine Erklärung, immerhin wollten sie ihn zuerst töten." Fast schon bettelnd versuche ich Hicks zu überzeugen, doch dieser schüttelt mit trauriger Miene den Kopf. "Sie werden immer den Drachen die Schuld geben. Das ist schon so oft geschehen. Ich kann ihnen nicht verzeihen, dass sie Ohnezahn töten wollten. Nicht nach alldem..."

Auch wenn ich es nur ungern zugebe, aber ein kleiner Teil von mir gibt ihm Recht. Für die Wikinger sind die Drachen Bestien und werden es auch immer bleiben. Trotzdem kann ich Hicks nicht verlieren. "Du kannst doch nicht einfach davonlaufen! Du bist Haudraufs Sohn, wenn er stirbt übernimmt du sein Amt." Panik steigt in mir hoch, doch bei meinen Worten verschwindet die Traurigkeit aus Hicks Blick. Stur blickt er mir in die Augen.

"Ich wollte nie ein Anführer sein und insbesondere nicht von einem Volk, das nicht auf mich hört." Plötzlich macht sich Wut in mir breit. "Das ist wohl das Einzige, dass du kannst ja? Davonlaufen und bei der ersten Schwierigkeit aufgeben. Das sind Wikinger, verdannt noch mal! Die sind nicht ganz helle im Kopf, daran kann man nichts ändern."

Ich weiss, dass ich unfair bin. Hicks ist der Letzte, der von einem Problem davonläuft, aber ich kann die Worte nicht mehr kontrollieren, welche meinen Mund verlassen. Auch in Hicks Augen sehe ich Wut aufflackern, doch bevor das Ganze in einem Streit Enden kann, durchbricht das unruhige Krächzen von Sturmpfeil die Luft.

Durch unsere lauten Stimmen sind die Drachen nervös geworden und so treten wir ins Freie. Schweigend stehen wir nebeneinander, bevor ich erneut spreche: "Du weisst, dass du dann unser Feind bist?" Ein mieser Versuch ihn umzustimmen, doch mir sind die Argumente ausgegangen. Wortlos starrt Hicks geradeaus. Erst nach einigen Sekunden des Schweigens, richten sich seine grünen Augen auf mich. "Ich weiss."

Seine Worte hängen schwer in der Luft, bis ich nickend die Schultern straffe. Ein kurzer Pfiff und schon kommt Sturmpfeil zu mir hinüber getrabt. Stumm steige ich in den Sattel und sammle all meine Kraft, um Hicks erneut anzusehen. "Halt dich von Berk fern. Ich will nicht gegen dich kämpfen."

Meine Stimme ist distanziert und ich versuche alle Gefühle hinunterzuschlucken. Bevor ich Sturmpfeil den Befehl zum Abheben geben kann, macht Hicks einen Schritt auf mich zu. "Vergiss mich, Astrid."

Mit belegter Stimme, atme ich tief ein. "Du weisst, dass ich das nicht kann." Dann stösst sich die Nadder-Dame vom Boden ab und fliegt davon.

Dragons-wenn alles auseinanderbrichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt