Kapitel 3: Wahre Größe

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Rhiva POV

Der nächste Tag beginnt verregnet. Das Wasser schüttet nur so über uns, versucht uns vom Angesicht der Erde zu spülen. Ich habe mich klein gemacht. Wirklich klein. Gerade Mal die Größe eines Welpen. Ruhig sitze ich bei Thorin auf dem Pony unter seinem großen Mantel. "Erzähl mir von dir, Rhiva.", sagt er. "Wenn du das wünschst. Ich bin wie du nun weißt ein Wolfsblut. Mein Vater war Alpha unseres Rudels. Also der 'König' unseres Stammes. Er war groß und stark mit schwarzem Fell und großen, stechend grünen Augen. Drei Narben über dem einen Auge. Sein Name war Hithon. Meine Mutter hieß Vaiwa.

Wir regierten einst den Fangorn Wald und das Tal des Isen bis zu dem Turm des weißen Zauberers und auf der anderen Seite all den Wald bis zu den Grauen Bergen. Wie lebten in wunderschönen Städten aus lebendigem Stein und Holz. Doch dann entdeckten die Menschen uns. Sie erlegten meinen jüngeren Bruder, zogen ihm das Fell ab, aßen sein Fleisch und verkauften sein Fell. Wenig später begann man uns zu jagen. Wolfsblutfelle waren so begehrt, dass selbst einige Könige oder reiche Adlige sie sich nicht leisen konnten. Dann nahmen sie meine Mutter und meine ungeborene Schwester. Und nurnoch ich und mein Vater blieben übrig. Dann kamen drei Zwerge, ich erinnere mich nicht an ihre Namen, aber ihre Gesicht würde ich überall erkennen. Sie schlugen meinen Vater zu Tode. Dann zog einer ihm das Fell ab. Und die ließen seinen toten Körper zurück zum verrotten. Und ich musste all das mit ansehen. Ich lag tagelang, wenn nicht wochenlang neben dem faulenden Körper. Ich war zu jung um mich selbst zu versorgen oder zu schützen. Und auch zu schwach. Als Orks sich Vaters Leiche holen wollten, verteidigte ich sie mit allem, was ich noch hatte. Dann.. kam Gandalf. Er hob mich hoch und brachte mich fort mit ihm bis zu seinem Haus. Er versorgte mich und ich wurde älter, lernte mehr und schließlich ging ich. Ich lernte alles, was man lernen kann. Ich sah alles. Sogar die unsterblichen Lande. Ich sah ganz Mittelerde. Ich sah sogar den Erebor. Ich war sogar einst in diesem. Hallen voll mit goldenem Licht. Wänden aus lebendigem Stein und ein Thron mit einem Juwel, dass vor Macht strahlte. Ich sah dich. Deinen Vater. Deinen Großvater. Du warst noch ein kleiner Spitzbube von vielleicht 8 Jahren. Und du bist damals in den Goldmünzen versunken. Ich hatte ziemlich Mühe, dich da raus zu ziehen, musste sogar Menschengestalt annehmen dafür. Ich sah auch deine jüngere Schwester Dis. Kilis und Filis Mutter. Ein Säugling noch.

Nun ja. Als junge Frau kämpfte ich einst auch im ersten Ringkrieg. Im dunklen Zeitalter. Ich kämpfte einst in Mordor. Doch das ist so lange her. Ich wüsste nicht mehr zu erzählen. Nur eins noch. Ich habe viel gesehen und spüre nun etwas. Thorin, uns droht Gefahr. Ich fühle es.", erzähle ich. Den letzten Teil besonders ernst. "Du hast viel durchgemacht, Rhiva. Verzeih, was mein Volk dir einst antat. ", sagt er. Ich reibe meinen Kopf an ihm. "Du bist nicht wie sie. Du hast ihre Taten nicht zu verantworten. Ich vertraue dir, Thorin. Nicht alle Zwerge sind so grausam und widerwertig. Du bist eins der lebenden Beispiele dafür.", antworte ich ihm. Er lacht leise. "Danke... Das ist definitiv eine bessere Antwort als ich erwartet hatte."
Ich lache leise in seinem Kopf und lehne mich an ihn. "Bedanke dich niemals wieder für etwas das selbstverständlich ist. Du bist für nichts verantwortlich außer für deine eigenen Aktionen."

"Wie du willst. Ruh dich noch ein wenig aus.", sagt er. Ich schließe meine Augen genießerisch und falle in einen sanften Schlaf.

Erst am späten Abend wache ich auf. Doch... Niemand außer mir ist hier am Feuer. Thorin! Ich schnüffele aufgeregt und finde auch bald seine Fährte. Doch dann weht ein schrecklicher Gestank in meine Nase. Trolle! Ich laufe bis ich sie finde. Und sehe die Zwerge gefesselt. Die Waffen ein Stück von ihnen entfernt.

Ich wachse im Schatten auf die maximale Größe eines Alpha Wolfsblutes. Viel größer als ein Troll, beinahe die Größe eines Drachen.  Meine Augen werden blutrot und ich stecke mit einem gefährlichen Knurren meinen Kopf aus dem Gebüsch. "Ähm.. Bert.. ich glaube wir haben ein Problem. Das Haustier der Zwerge ist aufgetaucht.", sagt einer der Trolle.

Ich stürze mich auf sie und zermalme diese stinkende Kreatur zwischen meinen Zähnen. Dann werde ich mehr menschlich, jedoch noch mit spitzen Reißzähnen und einem riesigen Körper. Ich säbele mich durch den nächsten Troll, als Gandalf dann auch schon einen Fels spaltet und der letzte zu Stein wird. "Thorin!", rufe ich besorgt aus und werde kleiner, dann befreie ich ihn aus dem Sack, nur um ihn an mich zu drücken. "Na Onkel, da hast du es aber geschafft dass jemand ganz versessen in dich ist.", spricht Kili provokant aus. "Sie würde mich genau so behandeln. Sie sind verbunden, du Narr. Sie wird ihr Leben für ihn geben, wenn sie ihn so retten kann, genau wie sie es für mich geben würde. Sie hat ihm den Seelenbund gewährt. Das bedeutet, dass er nun einer der Wenigen ist, die sie kontrollieren können und für die sie alles tun würde.", schimpft Gandalf den armen, jungen Zwerg.

"Wer sind die Anderen?", fragt Bilbo neugierig. "Ich, Herr Beutlin, und ihr Mate. Ihr Seelenverwandter. Wolfsblüter haben genau wie normale Wölfe nur einen oder eine Mate. Und dies ist die Person mit der sie auf ewig zusammen bleiben. Die Person, dessen Kinder Rhiva eines Tages gebären wird.", sagt Gandalf. "Und wer ist diese Person?" "Das weiß ich selber nicht, mein lieber Bilbo Beutlin. Ich kenne ihn noch nicht, sonst würdet ihr alle nicht mehr leben. Sobald sich Mates gefunden haben, tötet der Mann jedes männliche Wesen das seiner Mate auch nur einen Schritt zu nahe kommt. Auch wenn es ein Mensch oder ein Elb oder ein Zwerg wäre. Sie würden von Luna, unserer Göttin des Mondes und unserer allmächtigen Mutter geführt und ihnen wird unglaubliche Kraft gegeben, die nur ein Alpha bezwungen kann. Da ich jedoch ein Alpha Weibchen bin, ist es auch gut möglich, dass ich ihn zurück halten könnte.", erkläre ich dem Halbling. Er nickt um zu zeigen, dass er verstanden hat.

"Trotzdem wollte ich mich noch für unsere Rettung bedanken, Lady Rhiva."

Ich schmunzele. "Ich bin keine Lady. Ich bin eine Kämpferin. Aber gern geschehen, Bilbo. Nicht sonderlich erwähnenswert."

Langfinger//Hobbit ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt