Kapitel 6: Der Düsterwald

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Rhiva POV

Am nächsten Morgen lerne ich Beorn kennen. Er ist sehr freundlich und gibt uns sogar Ponys für den Ritt zum Düsterwald.

Kaum betreten wir diesen dann, zucke ich zusammen. Die böse, dunkle Aura geht mir durch Mark und Bein. Nach einer Weile wage ich mich dann hinein. Irgendwie zieht mich etwas in eine ganz bestimmte Richtung. Ich finde eine Lichtung. Überall tote Spinnen. Und die Zwerge. Elben. Einer von ihnen sticht hervor. Doch er bedroht gerade Thorin. Ein Knurren entweicht meiner Kehle und mit einer Geschwindigkeit die nur eine besorgte Mutter toppen könnte, werfe ich mich vor den Zwergenkönig. Ich lege meine Ohren an und knurre gefährlich. Gerade bin ich fast so groß wie ein Pony. "Darf ich vorstellen, Elfling? Dies ist Rhiva.", grinst Thorin. "Zeig ihnen, wie man richtig kämpft.", sagt er. Ich nehme menschliche Gestalt an und fletsche meine Zähne. "Niemand kommt ihnen zu nahe!", knurre ich. Die Elben sind noch weiter zurückgewichen. Nur der Eine steht wie vom Donner gerührt an Ort und Stelle. "Gebt ihnen ihre Waffen wieder!", zische ich, als mir eine große Spinne auffällt. Ohne zu überlegen stürze ich mich auf sie und durchbohre sie. Doch im selben Moment schnappen die Elben sich die Zwerge. Der besondere Elfling kommt auf mich zu und streckt seine Hand vorsichtig nach mir aus. Kaum berührt er leicht mein Gesicht schnappe ich nach ihm und knurre wütend. Dann laufe ich zu Thorin. Sanft schmiege ich mich an den Zwergenkönig und stelle mich neben ihn. Die Elben beginnen die Zwerge vorwärts zu treiben. Ich winsele als ich sehe, wie sie mit Thorin umgehen. Seine Wunden sind noch nicht geheilt! Brutal stoße ich einen der Elflinge weg und lege mich hin, so dass Thorin aufsitzen kann. "Mir geht es gut Rhiva.", sagt er. Ich schaue ihn einfach nur an. Die Elflinge beobachten uns mit Argusaugen. Da seufzt Thorin und schwingt sich auf meinen Rücken. "Deine Wunden sind noch nicht verheilt Thorin Eichenschild. Und ich bin hier um dich zu beschützen. Lass mich dir helfen.", sage ich. Er lacht kurz, was die Elflinge verwundert. "Ich danke dir, Rhiva. Du bist ein gutes Mädchen.", sagt er und streichelt über meinen Kopf. Ich lache in seinem Kopf fröhlich. "Du bist mein König, Thorin. Ich helfe dir, weil ich dir helfen will. Du musst dich nicht bedanken. Nicht bei mir." Die Elflinge sind misstrauisch stehengeblieben. "Was brabbelt ihr da, Thorin Eichenschild?", fragt der junge Elfling. "Ich? Nichts was für eure Ohren bestimmt ist. Ihr seid nicht mit ihr verbunden. Wir unterhalten uns lediglich.", sagt er spöttisch. Der Elfling funkelt böse. "Vorsichtig Zwerg. Ich kann euch immer noch töten." Sofort knurre ich gefährlich. "Ihr würdet Sterben ehe ihr auch nur euren Bogen hebt. Das hier ist Rhiva, nicht irgendein hirnloses Tier. Sie ist schnell, wendig, geschickt und überaus tödlich. Sie würde euch in Stücke fetzen.", sagt Thorin mit beißendem Spott in der Stimme. Dann legt er sich vor und ich verstehe auch ohne Worte. Ich springe den Elfling an  und stelle mich mit geblekten Lefzen auf ihn. "Sei gewarnt, Elfling. Krümmt ihr ihm nur ein Haar, nehme ich euren Kopf dafür.", kratze ich aus meiner Wolfskehle heraus. Dann gehe ich von ihm herunter und trage mit hoch erhobenem Haupt Thorin weiter Richtung des Waldlandreiches. Im Kerker rolle ich mich um ihn herum und starre die Tür an, hinter der der Elfling steht. Dann verschwindet er schnell. "Ich denke sie werden dich verhören wollen, Rhiva. Zeig ihnen dann, was wir von ihnen halten.", sagt Thorin leise. Ich nicke leicht. Und er hat recht. Wenig später kommen Wachen zu unserer Zelle, einer davon der Elfling von vorhin. "Eure kleine Begleiterin hat eine Audition beim König.", sagt er böse grinsend. "Ich kenne nur zwei Könige, Elfling. Thorin Eichenschild und den Tod.", knurrt es aus meiner Wolfskehle. Er blickt mich leicht genervt an. "Kommt einfach mit und BITTE hört auf mich Elfling zu nennen." Thorin lacht leise und gibt mir einen leichten Klapps auf den Rücken. "Erlöse den Elfling von seinem Leiden, Rhiva." Ich lache in seinem Kopf und setze mich schließlich in Bewegung, aus der Zelle raus und nach oben. Der Elfling seufzt kurz und führt mich dann in den Thronsaal. Dort sitzt ein kühl und distanziert wirkender Elfling auf einem Thron, hinter ihm ein mönströses Hirschgeweih. Und doch durchzuckt mich bei seinem Anblick nur ein Gedanke.

Mate!

Ich springe von dem jungen Elfling weg und trotte zu dem Elfling auf dem Thron hin und setze mich schwanzwedelnd vor ihn. "Es scheint als würde sie dich um einiges mehr mögen als mich, Vater.", sagt der Elfling. Der Elb blickt zu mir herunter, dann huscht der Schatten eines Lächelns über sein Gesicht. Er streckt seine Hand aus und streichelt über meinen Kopf. Mein Wolf schnurrt geradezu bei der Nähe zu meinem Mate. Ich lege zufrieden meinen Kopf in seinen Schoß und schließe meine Augen. "Mir wurde gesagt man nennt dich Rhiva.", sagt er. Ich öffne meine Augen und nicke leicht. "Willst du dich mir nicht zeigen?" Sofort nehme ich menschliche Gestalt an, meinen Kopf immer noch in seinen Schoß gelegt. Der junge Elfling scheint sprachlos zu sein. Sanft streicht der Elb mir durchs Haar und ich schließe wieder meine Augen. Meine Hände lege ich auf sein Bein und ich genieße die Zärtlichkeit meines Mates. "Was bist du Rhiva? Eine Hautwechslerin kannst du nicht sein. Hautwechsler können ihre Tiergestalt nicht kontrollieren.", sagt er. "Ich bin ein Wolfsblut.", sage ich leise, aber definitiv hörbar. Er nickt und fährt über meine Ohrspitzen, während ich mich so hinlege, dass er besser an sie herankommt. Der junge Elfling beobachtet uns fassungslos. "Was sind Wolfsblüter, Liebes?", fragt mein Mate mich. "Wir sind unsterbliche Elben, denen das Geschenk des Wolfes von unserer Göttin Luna gemacht wurde. Wir lebten einst in einem großen Rudel im Fangornwald. Zumeist waren wir als Wölfe unterwegs. Und dann... kamen die Menschen. Sie töteten die ersten von uns, aßen unser Fleisch, trugen unsere Felle und Schädel als Zeichen ihres Standes. Könige kleideten sich in unser Fell. Auch die Elben und Zwerge fingen bald an uns zu jagen. Sie schlachteten meine Familie ab. Mein Vater zuerst. Unseren großen Rudelführer. Dann meine Cousins und Cousinen, Tanten, Onkel, Neffen, Nichten, Jeden außer mich, meine Mutter und ihr ungeborenes Kind. Ich sah, wie Elben sie töteten, sich ihr Fell nahmen und ihre Leiche zum rotten zurückließen. Ich war alleine. Die letzte meiner Art. Tagelang lag ich neben ihrem faulenden Kadaver. Verteidigte ihn gegen Orks. Dann... Fand mich Gandalf der Graue. Er nahm mich mit sich und umsorgte mich und dann ging ich. Jetzt gibt es nurnoch ein Wolfsblut. Die letzte Alpha. Mich.", erzähle ich ihm. Beruhigend streichelt er über meinen Kopf. Dann hört er auf und ich öffne sofort meine Augen. Seine bohren sich in meine. Er lächelt leicht und hebt mein Kinn. "Und warum hilfst du dann Zwergen?", fragt er mich. "Weil es ihre Vorfahren waren, die meine Familie abschlachteten, nicht sie selbst. Und auch Menschen würde ich helfen. Bei Elben gibt es nur wenige, für die ich Ausnahmen machen würde.", sage ich und kuschele mich tiefer in den Stoff. "Warum nur wenige?" "Weil ihr Elben unsterblich seid wie ich. Ein jeder von den etwas älteren eurer Rasse könnte noch selbst einen der Meinen getötet haben.", sage ich und blicke tief in seine Augen. Er blickt zurück und ich erkenne Verständnis und Mitleid darin. Sanft beginnt er wieder mein Haar zu streicheln.. "Ich denke ich komme alleine mit ihr zurecht, mein Sohn. Geht.", sagt mein Mate. Der junge Elfling nickt und geht leicht verwirrt. Ich schließe wieder meine Augen und lasse ihn machen. Dann klopft er auf seinen Schoß. Ich blicke fragend zu ihm hoch. "Komm her.", sagt er und ich setze mich zögernd auf seinen Schoß. Er umfasst mit Beiden Händen mein Gesicht und streichelt über meine Wangen. "Rhiva, wirst du bei mir bleiben?" Ich winsele innerlich leise. Ich spüre wie sehr mein Körper einfach nur bei ihm sein will, jedoch geht das nicht. Ich habe ein Versprechen gegeben!

"Thorin hat mein Wort. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn zu einen König mache. Und ich kann deshalb nicht bleiben, auch, wenn ich eigentlich will.", sage ich und lasse es zu, dass eine Träne aus meinem Auge entflieht, über seine Hand fließt und schließlich zu Boden tropft. "Versprechen können gebrochen werden." "Nicht dieses. Wolfsblüter nennen es Seelenband. Damit gibt man dem Partner nicht nur ein unbrechliches Versprechen, sondern auch noch die Möglichkeit über eine Art Gedankenbrücke miteinander zu kommunizieren. Er kann mit meiner Wolfsform sprechen dank dieses Bandes. Wenn ich es nicht erfülle... sterbe ich.", sage ich leise. "Wirst du ihn auch mit mir eingehen und mir versprechen, zu mir zurückzukehren?" Ich blicke in seine tiefblauen Augen. "Ja."

Langfinger//Hobbit ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt