Lautes Kreischen reißt mich am nächsten Morgen unsaft aus dem Schlaf. Übermüdet schlage ich die Augen auf und setze mich auf. Vor meinem Bett tanzt ein kleiner Wecker in Kreisen über den Boden und gibt Kreischlaute von sich. Was zum...?! ,, Was zum...?! Was ist das?'', spricht Lynn, meine Bettnachbarin und Freundin meine Gedanken aus. Ihr braunes Haar nestelt sich in bizarren Formen um ihren Kopf und ihre grünen Augen schauen müde aus ihrem runden Gesicht. ,, Ein Wecker, der tanzt und uns alle weckt. Ist das nicht toll? Den hab ich gestern verzaubert.'', erklingt es völlig begeistert und kein bisschen müde aus einer anderen Ecke des Raumes. Kim, unsere Chaotin, strahlt über das ganze Gesicht und eilt auf den Wecker zu, um ihn einzufangen und ruhig zu stellen. Ich schaue sie ungläubig an. ,, Hättest du uns nicht sagen können, dass du so etwas machst? Das ist ziemlich unangenehm Kim.'', sage ich und lächle leicht um ihr zu zeigen das ich nicht böse. Das sind Lynn und Violet auch nicht. Violet war die Vierte Bewohnerin dieses Schlafsaals und unser Nesthäkchen. ,,Alles klar.'', trällerte Kim gewohnt fröhlich und verschwand im Bad. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte stand auch ich auf, sammelte meine Schuluniform auf und zog mich zurück um mich fertig zu machen.
Die Große Halle war erfüllt vom Duft nach Eiern und Speck und dem vertrauten Geräusch von klapperndem Besteck. Von irgendwo her hörte man lachende Schüler. Zielstrebig steuerten wir unseren Haustisch an und ließen uns an ihm nieder. Es war jedes mal anders die Halle zu betreten. Von Mal zu Mal wurde es schöner. Am Anfang kam mir nichts vertraut vor. Alles war neu. Jetzt, nach 5 Jahren, gibt mir die Halle ein Gefühl von Geborgenheit und veranlasst mich dazu, Hogwarts mein Zuhause zu nennen. Denn das ist es, und das wird es auch immer bleiben.
,,Hast du schon von deinen Eltern gehört?'', fragt Lynn und sieht mich an. ,, Nein noch nicht.'' Meine Eltern, beide Psychologen, meldeten sich mindestens einmal die Woche und teilten mir mit, was ich in meinem anderen Zuhause verpasste. Sie lebten in einem beschaulichen kleinen Haus in einem der älteren Stadtviertel Londons. Mein kleiner Bruder Lucas ist erst 5 Jahre alt, und wohnt deshalb noch bei ihnen zu Hause. Alles in einem waren wir die perfekte Familie. Mir sollte jedoch erst später klar werden, wie schnell sich alles verändern kann.
,, Ich denke sie melden sich am Ende der Woche. Die Arbeit nimmt sie zur Zeit völlig ein.'' Lynn faltet einen Brief auseinander und fängt an zu lesen. Im Gegensatz zu meinen Eltern schreiben ihre alle paar Tage einen Brief. ,,Du wirst übrigens beobachtet.'' sagt sie leise und völlig verteift in ihren Brief. Mein Kopf schnellt herum und trifft auf den neugierigen Blick Cedrics. Unverwandt blickt er mich an. Ich starre zurück und hebe leicht die Augenbrauen. Was wird das? Er schüttelt kaum merklich den Kopf, sieht jedoch nicht weg. Auch nicht, als ich es tue. Seine Blicke scheinen mich durchbohren zu wollen. Verwirrt sehe ich wieder hoch und muss feststellen, dass Cedric sich wieder seinem Frühstück widmet. Hatte ich mir das nur eingebildet? Lynn hat es doch auch gesehen...
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