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Der Gemeinschaftsraum war verlassen. Einzelne Kerzen beleuchten den Raum und verleihen ihm eine behagliche Atmosphäre. Da ist sie wieder. Die Magie, die man hier nur Nachts spürt. Der Grund, aus dem ich mitten in der Nacht aufstehe. Vorsichtig, als bestünde sie aus Glas, steige ich die Treppe hinunter und sehe mich um. Ich sehe mir die Gemälde an, fahre bedächtig über Sofas, Sessel. Als sähe ich alles zum ersten Mal.

,,Ich wusste das du kommst.'' Cedric lehnt scheinbar lässig an der Wand und sieht mich an. Ich halte in meiner Bewegung inne und sehe ihn ebenfalls an. Was sollte ich darauf antworten? ,, Was machst du hier Delilah?'', fragt er mit tiefer Stimme. ,,Was machst du hier Cedric?'', frage ich zurück. Er zieht die Augenbrauen leicht zusammen, so dass eine kleine Falte auf seiner Stirn entsteht. Er denkt nach. Leise stößt er sich an der Wand ab und geht einen Schritt auf mich zu. ,, Ich habe hier auf dich gewartet.'' Erstaunt sehe ich ihn an. Auf mich gewartet? Warum? ,, Warum?''

,, Weil'', setzt er an und geht noch einen Schritt auf mich zu, ,,du ein Rätsel bist. Anders als erwartet.'' Ich lache kurz bitter auf. Anders als erwartet? Ist das sein Ernst? ,, Als Rätsel hat mich noch Niemand bezeichnet. Du bist der erste, also erklär mir, warum ich eins bin.'', sage ich leise. Mein Blick wandert zur Decke und bleibt dort hängen. Ich betrachte die Gelben und Schwarzen Leinen, die dort hängen und die Decke schmücken. Eine Lächeln huscht mir über die Lippen als ich sie genauer betrachte. Wieder etwas neues, das zur Schönheit dieses Raumes beiträgt. ,,Du bist ein Rätsel, weil du anders bist. Deine Reaktionen sind anders als erwartet. Du bist ein Rätsel, weil ich nicht weiß, wieso. Weil du nicht das bist, was du auf den ersten Blick zu sein scheinst.'' Seine Worte reißen mich zurück in die Wirklichkeit. Lächelnd sehe ich ihn an. ,, Ich bin hier, weil der Gemeinschaftsraum in der Nacht anders ist, als am Tag. So anders, dass es sich lohnt dafür aufzustehen.'' Stille. Eine Weile blicke ich um mich, doch als er nichts sagt sehe ich ihn wieder an. Seine Gefühle scheinen förmlich aus seinem Gesicht springen zu wollen. Seine Augen funkeln verwirrt und sein Mund ist zu einem Lächeln verzogen. ,, Du wolltest eine ehrliche Antwort, hier hast du sie.''. Ich sah auf die Uhr. 3:05. ,, Ehrlich, und doch bleibst du weiter ein Rätsel.'' Ich nicke grinsend und beuge mich ein wenig nach vorne, damit er meine Worte hört. ,,Toll, nicht?'', flüstere ich und grinse ihn an. Meine Stimme verrät, dass ich es ernst meine. Er grinst leicht und geht noch einen Schritt auf mich zu. ,, Dein Rätsel wird jetzt aber auch schlafen gehen.'' Ich drehe mich um und steige, so wie in der Nacht zuvor, langsam die Treppen zu meinem Schlafsaal hoch. Ich, sein Rätsel. ,, Gute Nacht Cedric.''

Und wieder kann ich sein Gesicht sehen ohne mich umdrehen zu müssen. Er lächelt in meine Richtung. ,, Gute Nacht Delilah.''

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