Etwas kleines kitzelte meine Nase und ließ mich Niesen. Mein Gott, hab ich Kopfweh. Mein Kopf dröhnte regelrecht. Ich setzte mich auf und... sah David an? Was will der hier? Woooh, David ist doch jetzt kein Stalker, der einfach mal so in meinen Schlafsaal spaziert und mich beim Schlafen beobachtet, oder? Ich sah mich um und erkannte, dass ich gar nicht in meinem Schlafsaal war. Es war eine, naja, etwas bescheidenere Art von Schlafsaal. Überall war Staub, die Dielen des alten Holzbodens knarrten vom Wind draußen und verliehen dem Haus einen ganz eigenen Charme. ,,Guten Morgen.'', erklang es mit rauer Stimme hinter mir. Ich drehte mich langsam um und sah in das verschlafene Gesicht von David. Seine Haare waren zerzaust, einzelne Strähnen fielen ihm in die Stirn und verdeckten seine halb geöffneten Augen teilweise. ,,Morgen.'', sagte ich schmunzelnd und betrachtete ihn ein wenig. ,,Wie gehts dir?'', fragte er während er auf die Kante des Sofas rutschte und eine aufmerksamere Haltung annahm. ,,Alles okay, soweit ich weiß'', antwortete ich ein wenig verwirrt und folgte seinem Blick zu meinem Bein. Ein ,,Oh'', entfuhr mir, als ich den dicken, blutdurchtränkten Verband sah. Und dann fiel mir wieder alles ein. Die peitschende Weide, der gemeine Ast und auch das was ich so schönes von mir gegeben hatte. Jetzt findet er dich bestimmt mega scharf, so mit deinen Killersprüchen von gestern abend, wa? ,,Das hab ich schon fast vergessen.'' murmelte ich und beugte mich ein wenig vor um mein Bein abzutasten. Als ich die Stelle berührte, an der der Ast mich getroffen hatte, zuckte ich zurück. David stand auf und ging vor mir in die Hocke um sich mein Bein nochmal anzusehen. ,,Damit müssen wir auf jeden Fall zu Madam Pomfrey. Du hast viel Blut verloren.'', erklärte er und hielt mir seine Hände hin, damit ich aufstehen konnte. Mein Bein konnte ich noch nicht belasten, also stützte David mich, indem er einen Arm um meine Taille legte. Den anderen beansruchte ich für meine linke Hand, da seine Schulter ein bisschen schlecht zu erreichen war. Wir schafften es irgendwie durch den engen Tunnel wieder auf das Gelände zu klettern und lehnten uns an den Stamm. ,, Du glaubst mir gar nicht wie bescheuert ich mir gerade vorkomme.'', murmelte ich und klopfte mir den Staub von meiner Hose. David war gerade dabei, den Stamm abzusuchen. ,,Und du glaubst mir gar nicht wie bescheuert du gerade aussiehst'', fügte ich genauso leise hinzu. Nach einer Weile schien er gefunden zu haben, was er gesucht haben musste. Die Äste hielten inne, als hätte jemand auf Stopp gedrückt. Zufrieden lächelnd trat er an meine Seite und stützte mich wieder. Irgendwie schafften wir es zusammen ins Schloss. Unser Weg führte uns an der Großen Halle vorbei, wo das Frühstück gerade in vollem Gange war. Die Tür war einen Spalt weit geöffnet, sodass wir mitbekamen, wie Cedric auf Kim, Violet und Lynn einredete. Was will der jetzt? Ich war schon drauf und dran in die Halle zu gehen, als David mich zurückzog. ,, Das da hat Zeit.'', murmelte er nah an meinem Ohr und verfrachtete mich in den Krankenflügel. Die milchigen Türen schlugen sofort auf und ließen uns ein. ,,Kindchen! Wie siehst du denn aus? Habe ich dir nicht gesagt, dass du das mit dem Fliegen lieber lassen solltest?'', fing Madam Pomfrey sofort an und scheuchte uns zu einer Liege. ,, Ich weiß, ich weiß. Aber diesmal war es kein Besen, wirklich.'', sagte ich mit besänftigender Stimme und setzte mein charmantestes Lächeln auf. Madam Pomfrey schnaubte, polterte zu einem der Schränke und kramte darin herum. ,,Du bist also oft hier?'', erklang es nah an meinem Ohr. Ich schluckte schwer und nickte etwas umständlich. ,,Ähm... Jaa. Flugunfälle...'' David lächelte zufrieden vor sich hin und rückte noch ein Stück näher an mich. ,, Das gefällt mir aber nicht, Delilah.'', murmelte er direkt in mein Ohr und verschaffte mir somit eine Gänsehaut. Seine Nähe, gepaart mit seiner tiefen Stimme war einfach zu viel für mich. ,,Mr. Breen, wenn sie sich jetzt bitte von meiner Patientin entfernen würden.'', krakehlte die Heilerin und wedelte mit den Armen. ,, Wir sehen uns.'', sagte er noch, dann war er auch schon weg. ,,Hübsches Kerlchen...'', murmelte Poppy und fing an, vorsichtig den Druckverband zu entfernen. ,,Tante P!'', rief ich schockiert. Ja, Madam Pomfrey war meine Tante. Das wussten aber nur meine Freunde, und das würde auch erstmal so bleiben. ,,Was? Darf man sich jetzt nicht mehr zum Aussehen der Männer auf Hogwarts äußern?'', antwortete sie ungerührt und betrachtete die Wunde etwas länger. ,, Meine Güte, hast du gesehen wie er mit dir geflirtet hat?'' ,,Ähm logischerweise jaa....neiin?'', stotterte ich und sah weg, als sie meine Wunde mit etwas besprühte, das ein schmerzhaftes Brennen verursachte. Tante P lachte vergnügt und verband die Wunde wieder mit einem leichten Verband. ,,Ganz konnte ich es nicht heilen, dafür habe ich gerade nicht genug Essenzen hier. Dein Schienbein wird weiterhin geprellt sein, aber die Fleischwunde ist weg. Tu mir einen Gefallen und lass dein ständiges herumgeturne...'' ,,Also findest du nicht, dass du jetzt etwas übertreibst? ,,... mal sein.'', befahl Poppy und half mir aufzustehen. Ich ging ein paar Schritte Probe und stellte fest, dass es leicht schmerzte, aber ich nicht mehr humpeln musste. ,,Danke Tantchen.'', sagte ich und umarmte sie kurz. Ich verabschiedete mich und verließ den Krankenflügel.