Hannah.
Deprimiert sah ich in den Spiegel. Was genau war hier in Korea verkehrt? Ich hatte gerade den ersten Teil meines Umstylings hinter mir. Und meiner Meinung nach sah ich schlimmer aus denn je. Meine Haut war gerötet von der Prozedur, in der versucht wurde meine harterkämpfte Bräune abzuschrubbeln. Und mit "abschrubbeln" meine ich wirklich, dass mein Gesicht, mein Dekoltee und alle anderen gebräunten Körperteile mit einem kratzigen Schwamm bearbeitet wurden. Unzählige Masken, Cremes und Lotionen später waren die Makeup-Artisten einigermaßen mit meiner Hautfarbe zufrieden. Diese hatte von goldig zu geisterhaft gewechselt - wenn man von den fleckigen geröteten Stellen absah. Meine Haarlänge hatte bis zu den Schultern weichen müssen und die Spitzen wurden unzälige Male gebleicht, bis diese silbern schimmerten. Immerhin besser als rosa. Meine Zähne wurden gebleecht und die Augenbrauen von einer runden Form in einen geraden Strich gezupft. Wenigstens war ich mit meinen Nägeln zufrieden, auch wenn es mir schleierhaft erschien, wie ich mich mit den leicht spitzen Krallen nicht nicht verletzen sollte. Zumindest konnte man sie gut als Brieföffner benutzen.
Der zweite Teil meines Umstylings lag zusammengefaltet auf meinem Schoß.
Seufzend sah ich mich um. War es das jetzt, oder kam noch etwas anderes auf mich zu? Das kleine Hinterzimmer der Boutique war -abgesehen von mir - vollkommen ausgestorben. Kaum einer hätte erwartet, dass noch vor 20 Minuten ein paar dutzend Leute, bewaffnet mit Scheren, Schwämmen, allen möglichen Pasten und Cremes, über mich hergefallen waren. Ehrlich, war es das überhaupt wert? Man mag sich vielleicht denken 'was jammert die so, soll froh sein, dass ihr jemand sagt was ihr steht'.. aber ganz ehrlich... es ist schmerzhaft schön zu sein, sich anzupassen und harte Arbeit obendrauf. Deprimiert faltete ich das Papier ein weiteres Mal auf. In dicken fetten Buchstaben prankte darauf DIÄTPLAN WOCHE 1.
Für meine 160 cm waren 52kg wohl zuviel. Viel zu viel, laut einer überaus unhöflichen Dame. Zwei Stunden lang wurde ich getriezt, was ich wohl alles essen müsse, dass ich eine solche Katastrophe hätte zulassen können. Kleidergröße 36 und das als Idol - unvorstellbar. Geknickt stand ich auf. Nachdem ich sicher gegangen war, dass sich niemand im Raum befand, drehte ich den Schlüssel im Schloss und verrigelte die Tür. Langsam ging ich zurück zu meinem Platz, ließ den Bademantel von meinem Körper gleiten und betrachtete mich eingehend im Spiegel. Eigentlich mochte ich was ich sah. Durch das Tanztraining hatte ich einen schönen Hintern und trainierte Beime, ja ich war nicht perfekt, aber doch eigentlich ganz normal.
Aber, ich war nicht so dünn wie andere Idols, ich würde aus der Masse herausstechen - auf die negative Art. 'Ich fühle mich, als würde ich ein Wallross behandeln, findest du nicht auch Unnie?' 'Was denkt sie eigentlich? Dass sie die Einzige ist, die berühmt werden möchte? Und dann diese Oberschenkel..' Wie paralyziert drückte ich die Haut, das Fett meiner Oberschenkel in meiner Hand zusammen. Die gemeinen, geflüsterten Worte der Makeup-Artisten wiederholten sich immer und immer wieder in meinem Kopf.
Wie sollte ich es schaffen meinen Traum zu leben und damit Geld zu verdienen, wenn jeder der mich sah automatisch dachte 'ach die Dicke, die hat doch eh keine Disziplin'
Wütend und verletzt trat mir Wasser in die Augen. Kraftlos stülpte ich mir meine Klamotten über, während die Tränen über mein Gesicht rannen. Schluchzend riss ich an der viel zu engen Hose. Größe 34. Warum? Warum? Musste man es mir auch noch so offensichtlich unter die Nase reiben? Frustriert griff ich meine Jacke vom Stuhl und donnerte sie in eine Ecke des Zimmers. Zum Glück war mein Pullover lang genug, so dass es nicht auffiel, dass der oberste Knopf der Hose sich nicht schließen ließ. Ein höhnischer Versuch mich auszubremsen?
Immer noch mit tränenden Augen blickte ich fertig umgezogen in den Siegel. "Hannah, du kannst das. Zeig diesen Biestern, dass du das kannst! Du hast schon soviel getan für deinem Traum, dann kannst du auch das!"
Ich fixierte mich so lange im Spiegel, bis die Tränen aufgehört hatten meine Wangen herunter zu laufen. Ganz darauf bemüht meine Mundwinkel hochzuziehen setzte ich meine Sonnenbrille auf.
Bevor ich den Raum verließ lies ich das mir überreichte Buch und die losen Blätter in meine Tasche fallen.
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Hannah. | BTS Suga
FanfictionHannah ist laut, lethargisch, verwirrend für die Männerwelt und ein kleines Sternchen am großen Pophimmel von Großbritannien. Um sie international bekannt zu machen schickt ihr Manager sie für mehrere Monate nach Korea, ihrer ursprünglichen Heimat...