„Hastdu es schon gehört?"
„Wasdenn?"
„Zweineue Schüler. Beide in unserer Klasse. Sie sollen ziemlich gutaussehen."
Ichblieb stehen und blickte in Elviras strahlend blaue Augen.
„Und?",fragte ich schließlich.
„Wasund?", lachte sie. „Wie schon gesagt, sie sollen ziemlich gutaussehen. Da scheint jemand Bryan Konkurrenz zu machen. Jedenfalls,der eine hat angeblich rabenschwarzes Haar, und ist mit seinerFamilie gerade aus Frankreich her gezogen. Ach, er hat bestimmt soeinen süßen Akzent! Franzosen, die deutsch reden, da könnte ich jaschmelzen - aber Briten sind noch besser. Die sind so höflich, undgebildet und - tut mir leid, ich schweife schon wieder vom Thema ab.Der andere Neue kommt erst in ein paar Tagen, er ist noch mitumziehen beschäftigt. Hab ich jedenfalls gehört. Ich glaube diezwei sind Cousins, oder so.", trällerte sie auf dem Weg inunser Klassenzimmer. „Ach, und habe ich dir schon erzählt dassBryan sich von Miriam getrennt hat? Die Arme hat sich vier Tage inihrem Zimmer eingeschlossen. Und es geht das Gerücht herum, dassBryan ziemlich viel mit einer Cecilia verbringt, vielleicht ist sieja seine neue Flamme. Der hat ja alle drei Wochen eine Neue. Ichversteh einfach nicht, wieso er der Schulschwarm ist. Wahrscheinlichsind den ganzen Mädchen die Kilos Schminke ins Gehirn gestiegen, unssie sehen nur noch sein tolles Aussehen, und vergessen dabei ganz wasfür ein Arsch er eigentlich ist." Sie kam wieder in ihralltäglichen Redefluss, weshalb ich nun nur noch halb zuhörte. Wirwaren im Klassenzimmer angekommen, ich ließ mich auf meinen Platzfallen, ganz hinten, um nicht aufzufallen, und spielte mit meinenkupferfarbenen Haaren. Ja, was Fakten und Gerüchte anging, warElvira immer Informantin Nummer eins, und wenn sie über etwassprach, dann redete sie wie ein Wasserfall, und hörte so schnellauch nicht mehr auf.
Vonihrem neuen Schüler war bisher nichts zu sehen, was sie anscheinendnervös machte, da sie und Ivana, die soeben zu uns gestoßen war,sich ständig nach einem schwarzen Haarschopf umschauten, was Elvirajedoch nicht davon abhielt über unsere alte Geschichtslehrerin zulästern. Ihre blonden Haare hingen ihr in sanften Wellen über dieSchultern und den schwarzen Blazer, der ihr augenbetontes,saphirblaues Oberteil leicht verdeckte, während Ivana ihrehellbraunen Haare wie immer zu einem straffen Zopf zusammengebundenhatte, was ihr so oder so schon schmales Gesicht noch schmaleraussehen ließ, und die Tatsache, dass sie nicht mal annäherndMake-Up trug, ließ sie ein paar Jahre jünger erscheinen, als sieeigentlich war. Sie trug ein eng anliegendes, figurbetontes grünesTop mit der Aufschrift „Believe in who you are", und darübereine cremefarbene Cardigan. Elvira hatte an Make-Up wie immer nichtgespart, sah aber dennoch wundervoll aus, mit ihren großen Augen undden ausgeprägten Wangenknochen.
Alssie soeben davon reden wollte, wie toll Eric, ihr Schwarm, heutewieder aussah, wurde sie von der sich öffnenden Tür unterbrochen,in der eine kleine, ältere Frau stand, und uns mit strengem Blickmusterte, bevor sie den Raum betrat und sich vorne an die Tafelstellte. Sie war neu an der Schule, hatte ihre grauen Haare zu einemfesten Dutt zusammengeknotet, und trug einen grauen Anzug mit weißerBluse. Sie bat um Ruhe und sagte scharf: „Guten Tag Klasse 10 b,ich bin eure diesjährige Klassenlehrerin, Frau Hieb. Zu Beginnmöchte ich festlegen, dass während meines Unterrichts wedergeredet, noch getrunken oder aufgestanden wird, wenn es nichtausdrücklich verlangt ist. Zudem werde ich jetzt, während ihr eureStundenpläne und Uniformen abholt, einen Sitzplan erstellen, derstrengstens eingehalten wird. Es setzt sich niemand um, und dieTische werden ebenfalls nicht bewegt. Verstanden? Aber zuvor möchteich euch euren neuen Mitschüler vorstellen, Ryan Biraz. Ryan, kommdoch bitte herein!"
Niemandhatte auch nur annähernd die Chance, etwas gegenüber Frau Hieb zuerwähnen, oder zu tun, denn der Junge, der sich neben sie stellte,allen die Sprache verschlug. Es war der, von dem Elvira gesprochenhatte, nur besser. Er war groß, etwa eins achtundachtzig, muskulös,breite Schultern, aber keinesfalls zu aufgeblasen, hatterabenschwarze Haare und Augen, die aussahen, als spiegelten sie denOzean wieder. Seine Augen suchten unmerklich den Raum ab, mustertenaufmerksam jeden einzelnen Schüler, doch schließlich blieb seinBlick an meinem hängen. Wenige Sekunden starrten wir uns an, doch daer nicht den Anschein machte, wegzublicken, schloss ich meine Augenund schaute schließlich verlegen zu Boden.
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Drachenherz *wird überarbeitet*
FantasyZu vergessen, wer man ist, das war meine Aufgabe, mein Schicksal. Ich habe alles verloren, was mir je etwas bedeutet hatte. Meine Familie. Meine Freunde. Mein Leben. Meine Existenz. Sie haben mir alles genommen. Für einen hohen Preis. Für etwas, das...