Wenn es am schönsten ist

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(703 Wörter || cn / Tod, sad end)

"Er wird nicht rechtzeitig hier sein, Klengel..."
"Nein- doch, du kannst das, du... du kannst kämpfen, Flo, ich weiß es..!"
"Timon.." Seine Stimme ist brüchig, zittert, er redet leise, gerade so, dass ich es verstehe. Er hebt vorsichtig seinen Arm und damit seine Hand an, legte sie mir auf die Wange und streicht etwas darüber. "Das kannst du mir nicht antun..." Seine Mundwinkel zucken zu einem Lächeln nach oben. "Jetzt bin ich sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen.. danach kann ich dich zumindest beschützen, damit du nicht so endest wie ich.." Ich merke, wie sein Arm beginnt zu zittern, wie es ihm schwer fällt, ihn oben zu halten. Ich lege meine Hand auf seine, streiche mit dem Daumen vorsichtig über seinen Handrücken und platziere unsere Hände dann um. Ich umschließe seine fest, aber vorsichtig, weil ich immernoch das Gefühl hatte, er wäre aus Glas und würde zerbrechen, wenn ich sie zu fest drücke. Ich sehe, wie er sich bemüht, die Augen offen zu halten, ich spüre, wie er vorsichtig Druck auf meine Hand ausübt, damit ich weiß, dass er da ist. Ich streiche ihm mit meiner Hand über die blutverschmierte Stirn, über seine Wange und lasse sie dort ruhen. "Man... warum musste das alles passieren..? Du darfst noch nicht sterben, Flo, ich... ich brauch dich doch bei mir..." Er lacht leise, auch wenn es eher an ein seltsames Ausatmen grenzt. "Im Prinzip bleib ich doch bei dir. Nur nicht als ich selbst"
"Das weiß ich doch... aber ich brauch dich so bei mir, so, wie du warst, ich brauch den Flo, den ich damals kennengelernt habe... ich brauche dich, weil.. ich dich liebe, über alles liebe verdammt nochmal.." Er lächelt, es sieht trotz dass er im sterben liegt einfach immernoch wundervoll aus.
"Ich liebe dich auch, Klengel.." Eine Weile lang sehe ich ihn nur an, er sieht mich nur an, die Stille zwischen uns ist irgendwie angenehm und gleichzeitig beunruhigend, weil ich Angst habe, er könnte plötzlich nicht mehr blinzeln.
"Du bist ganz kalt..." stelle ich leise fest und merke wie ich einen Kloß im Hals bekomme. "Ich weiß" haucht er kraftlos und bemüht sich zu lächeln. "Bald ist es vorbei... aber man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, nicht..?" Meine Unterlippe beginnt zu beben und Tränen quillen mir aus den müden Augen. "Das stimmt... wenn es am schönsten ist, ja..." Ich beginne zu schluchzen, lege meinen Kopf auf unsere ineinanderliegenden Hände. "Hey... ist schon gut, Timon, ist schon gut.." Ich sehe ihn an, mein Blick tränenverschleiert, während ihm immernoch ein seichtes Lächeln auf dem Gesicht steht. "Komm her.." Er drückt meine Hand, eigentlich spüre ich es kaum, er ist schwach, das merke ich. Er kämpft, und das nur für mich.. Ich lehne mich zu ihm vor, komme näher an sein Gesicht heran. "Noch näher, Mensch du Drecksdepp" flüstert er und erst jetzt kapiere ich so wirklich, was er damit meint. Vorsichtig lege ich meine Lippen auf seine, immernoch darauf bedacht, ihn nicht zu zerbrechen. "Ganz richtig, bin stolz auf dich, Kleiner.." Er grinst etwas. Sein Atem wird schwerer und ich sehe deutlich, wie ihm die Augen immer wieder zu fallen wollen, er sie trotzdem offen hält, nur, damit ich beruhigt bin. "Flo..?" Er brummt auf, sieht mich mit seinen leeren Augen an. ''Ich sehe doch, wie sehr du leidest... ich sehe, wie sehr du dich bemühst..." Erneut atmet er tief und hustet ein wenig. "Ich bin müde..." haucht er und so sehr es mir gerade weh tut und so sehr es mich verletzt und zum weinen bringt, ich umschließe seine Hand fester und atme tief durch. "Geh... ich will nicht, dass du schmerzen hast... geh, wenn es besser ist." Er sieht mich an, lächelt wieder. "Danke..." Kurz schweigen wir uns an, sein Atem wird leiser und der Druck, den er auf meiner Hand hatte wurde weniger. "Bis bald, Timon.." haucht er und schließt die Augen. Wieder weine ich, schreie ich, vermisse ihn jetzt schon. Und ich sitze da. Halte seine Hand. Und während ich von weitem die Sirenen der Krankenwagen höre denke ich an die Zeit zurück, die ich mit ihm hatte, an alle schönen und lustigen Momente. "Ich liebe dich..." flüstere ich, bevor ein Notarzt mich von ihm weg zerrt.

#kleider-Schrank (Eine Sammlung an #kleider Oneshots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt