Der Fall ZYRION

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Mit dem Stift in der Hand starrte er auf das leere Blatt vor sich. Es wollte ihm einfach kein gescheiter Anfang für seinen Zeitungsartikel zu ZYRION einfallen. Nachdenklich lehnte er sich zurück. ZYRION, jemand der kein Geheimnis daraus machte, dass er in der Stadt war. Wer auch solche Monument und den Hafen baute, wollte alles andere als nicht nicht-bemerkt zu werden. Der überdimensionale Banner aus Glas und Licht war selbst von seiner Haustür aus zusehen gewesen. Eine schwarze Raute auf dunkelrotem Grund hatte meterweit in den Himmel geragt. Und davor, ein kleinerer Turm aus Stein und bestückt mit Enderaugen. Auch der steinerne Sockel des Banners war mit Enderaugen verziert gewesen.

Ob es wohl eine Bedeutung für ihn hatte oder sein Symbol war? Er wusste einfach nichts damit anzufangen. Dennoch landete sie zusammen mit den anderen Infos und einigen kleinen Skizzen von eben jenem Banner, Turm und den Enderaugen auf dem Papier. Mal wieder. Mittlerweile hatte er einige Blätter voll mit Informationen und auch Skizzen, in der Hoffnung dadurch irgendwie einen ordentlichen Anfang zu finden. Bis jetzt jedoch ohne wirklichen Erfolg.

Dann waren da noch die Briefe. Einen an einen so genannten Master, welchen ZYRION als billigen Abklatsch des Rätselmannes betitelte. Einen an den "Spielemeister", der laut ihm ein Nachahmer war und einer Ideologie folgte, die keine war. Einen an den Bürgermeister,der aus ZYRIONs Sicht keiner war, da er nicht gewählt wurde und die Bürger nur belog und terrorisierte. Und einen an den Rätselmann,den er daran erinnerte was ihn schon mal erwartet hatte und wieder erwarten würde. Es klang im ersten Moment wie ein persönlicher Rachefeldzug, auch wenn er persönlich mehr als bloße und einfache Rache hinter den Briefen von ZYRION vermutete.

Und dann war da noch dieser Satz, der wie eine Signatur oder ein Mantra unter jedem Brief stand.

"Exhoc momento pendet aeternitas ... An diesen Augenblick hängt die Ewigkeit."

Was hatte es mit diesem Satz auf sich? War es einfach nur eine weitere,wenn auch versteckte Warnung an die Personen in den Briefen? Oder war es gar ein Hinweis darauf, was ZYRION eigentlich wirklich wollte?

"Exhoc momento pendet aeternitas.", leise hallten die Worte im kleinen Büro nach. Ein Satz der, einmal gehört, im Gedächtnis hängen blieb und zum Nachdenken anregte, doch gerade verursachte er bei ihm eher Kopfschmerzen. Seufzend erhob er sich vom Schreibtisch.Er brauchte erstmal frische Luft um seine Gedanken wieder neu zuordnen, wie jedesmal wenn er sich mit dem Thema ZYRION beschäftigte.Er hatte irgendwann immer das Gefühl, sich in etwas zu verrennen und nicht mehr auf das große Ganze dahinter zu achten. Etwas, was für den Beruf des Journalisten tödlich war. Frische Luft würde ihm wirklich gut tun.

Kaum hatte er jedoch sein Haus verlassen, musste er auch schon aufpassen nicht umgerannt zu werden. Denn Devil, eine der Selleristen, hastete mit einigen Bilder in den Armen an ihm vorbei und rief ihm nur noch eine schnelle Entschuldigung zu, bevor sie um die nächste Ecke verschwand. Etwas verwundert sah er ihr nach, machte sich dann aber auf den Weg Richtung Hafen. Ungewollt war dies seit dem Vorfall immer seine erste Station, wenn er einen Rundgang durch die Stadt machte.Und immer war dies der Ort, an dem man neue Nachrichten von ZYRION fand. So war er auch nicht wirklich überrascht dort wieder einen Zettel zu finden. Wieder mit der selben filigranen, wenn auch leicht sonderlich anmutenden Handschrift, mit der auch die Briefe geschrieben gewesen waren.

"Eine Wirklichkeit zu schaffen, deren Existenz nicht nachvollziehbar scheint,

indem Wissen, dass es real ist, ist konvergent.

Ist er oder scheint er nur? Eine falsche Realität... Ein echter Trug..."

Denunciatium - Eine falsche Realität. Ein echter Trug.Where stories live. Discover now