8.Kapitel

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Ich lebe mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder seid ich denken kann in dieser Stadt, trotzdem war ich bis jetzt ein einziges Mal auf einem der Aussichtspunkte. Umso mehr freut es mich, dass ich beim zweiten Mal mit Zoéy auf meiner Autohaube sitze und die Stadt bei Nacht betrachte.

»Es ist schön hier.«, sage ich in die Stille hinein und sehe zu Zoéy, welche die Arme um sich geschlungen hat und vertieft ins Leere guckt. Ein Lächeln spiegelt sich auf ihren Lippen wieder und mit noch benebelten Augen sieht sie zu mir, bevor sie aus ihren Gedanken hervor kommt und blinzelt. »Mein Papa kam immer mit mir hier her. Er meinte, dass man nur hier so viele Sterne sieht, weil die Stadt sie durch die Lichter vertreibt.«

Ich schlucke und beobachte, wie sie sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr streicht. Habe ich schon erwähnt wie süß sie mit der Plastikkrone auf dem Kopf aussieht? »Du sprichst in der Vergangenheit von ihm.«, schlussfolger ich zögerlich und versuche meine Gedanken zu ordnen. Ich kann und darf nicht ständig daran denken, wie schön und süß sie ist und wie gern ich mich zu ihr beugen würde, um ihr einen einziegen Kuss zu stehlen.

In ihren Augen blitzt kurz der Schmerz auf. »Er hatte vor vier Jahren einen Herzinfarkt. Die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun.«

»Das tut mir leid.«, bedauer ich.

»Du kannst nichts dafür. Am Anfang tat es noch weh, aber jetzt denke ich gern an ihn. Mein Papa war der beste den es je gab.« Ihre Augen fangen wieder an zu leuchten und sie strahlt mich an, sodass ich ihr jedes Wort glaube. Ich wünschte mein Vater wäre genauso ein toller Papa gewesen.

»Meiner ist abgehauen, als mein kleiner Bruder geboren wurde. Und davor war er ständig Arbeiten, sodass ich ihn kaum gesehen habe.«, erzähle ich Zoéy und sehe hinunter zur Stadt.

»Das tut mir leid.«

»Du kannst nichts dafür.«

»Es tut mir für ihn leid, West. Wenn dein kleiner Bruder nur ansatzweise so ist wie du und deine Mama euch allein zu so guten Jungs erzogen hat, dann hat er euch nicht verdient.«

Wärme durchflutet mich, als sie ihre kleine Hand auf meine legt und leicht zu drückt. Sie beißt sich auf die Unterlippe, wie wenn sie sich nicht sicher sei und wird leicht rot.

Ich würde gern aufspringen und Chad oder Elijah anrufen, um ihnen zu sagen was hier gerade passiert. Halte mich allerdings zurück und versuche lediglich meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. 

›Wir sollen wieder los.«, sage ich stattdessen und denke daran, was ihre Freundin gesagt hat. Wenn wir zu lang weg bleiben, würde Liam nicht nur auf mich los gehen, sondern seine Wut auch an seiner Schwester auslassen. Und das wollte ich ihr nicht an ihrem Geburtstag zumuten.

Sie nickt und löst ihre Hand von meiner, wobei ich merke wie sofort der Drang in mir herrscht, sie wieder zu ergreifen. »Wer fährt?«, fragt sie.

Ich verdrehe übertrieben die Augen und reiche ihr den Autoschlüssel. Im Hintergrund läuft leise das Radio als sie den Motor startet und wir uns auf den Rückweg machen. Auf der Landstraße, die vollkommen gerade ist, sage ich ihr, dass sie ruhig einmal Vollgas geben kann, wenn sie will.

Sie sieht mich erst skeptisch an, überwindet sich dann aber und bremst ab, um schneller zu beschleunigen. Sie grinst genauso wie ich, doch dann passiert das, was nicht hätte passieren dürfen.

Ein Reh kommt aus dem Wald geschossen, viel zu schnell, sodass Zoéy keine Chance hatte zu reagieren und knallt mit ordentlicher Wucht gegen die Schnauze des Dodge Charger. Der Aufprall ist hard und da es sich hier um einen alten Wagen handelt, befindet sich kein Airbag im Amaturenbrett. Oder sonst irgendwo.

Wir stürzen beide nach vorn, doch bin ich der einzige, der sich danach wieder aufrichtet. »Zoéy?«, frage ich besorgt und rüttel an ihrer zierlichen Gestalt, wodurch ihr Kopf sich mehr in meine Richtig bewegt und mir einen unschönen Blick gewährt.

Blut tropft aus einer nicht gerade kleinen Platzwunde und mich ergreift die Panik. Ich rüttel weiter an Zoéy in der Hoffnung sie würde wach werden und fische zeitgleich mein Handy hervor, um Chad anzurufen.

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