»Dieses Mädchen ist ein Genie.«, lobt Chad Zoéy, als diese sich die leicht beschmutzten Finger an einem Tuch abwischt und ich auf die beiden zulaufe. »Also konnte sie dir helfen?«, frage ich.
Chad nickt und Zoéy erklärt: »Wir haben den Scheinwerfer ausgebaut und getrocknet, um ihn anschließend wieder einzubauen und die Abdichtung mit einem Streifen Panzerband versiegelt. Bei meinem Papa ist nie wieder nur ein Tropfen Wasser im Scheinwerfer gewesen.«
Ich staune kurz über ihr Wissen, fasse mich dann aber schnell und nicke unbeeindruckt. Vielleicht sollte ich versuchen nicht ganz so viel Zuneigung gegenüber diesem Mädchen zu empfinden. »Cool. Ich bin soweit auch fertig. Wollen wir dann?«, wechsel ich das Thema und fahre mit dabei mit der Hand durch die Haare.
Zoéy sieht nicht begeistert aus bei der Vorstellung die Werkstatt verlassen zu müssen, stimmt allerdings zu und verabschiedet sich mit einem Lächeln von meinem besten Freund.
»Hammer Braut, aber ziemlich dünnes Eis, Alter.«, sagt Chad als sich meine Begleitung in den Dodge Charger gesetzt hat ernst. Genervt verdrehe ich die Augen und frage mich, ob Elijah und er sich mit den Sprüchen abgesprochen haben. Es ist doch meine Entscheidung wie viel ich für ein Mädchen, dass ich wohlbemerkt kaum kenne, riskiere oder eben nicht.
»Lass das mal meine Sorge sein.«, entgegne ich mürrisch und reiche ihm zum Abschied meine Hand zum abschlagen. Dann mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe auf die Fahrerseite, um mich in mein Baby sinken zu lassen und anzuschnallen.
»Ich mag ihn. Er ist nett.«, spricht Zoéy ihre Gedanken aus, als ich aus der Werkstatt und vom Hof fahre. Sie sieht wieder zu mir herüber und trägt ein leichtes Schmunzeln im Gesicht.
»Nett ist die kleine Schwester von Scheiße, aber Chad ist wirklich ein toller Kerl.«, erwider ich keck.
»Bist du es auch?«
»Sag du es mir.«
Da ich weiß wo Liam wohnt brauch Zoéy mir keine Richtung angeben und allem Anschein nach weiß auch sie, dass ich weiß, wo sie wohnt, weil sie gar nicht erst ansetzt mir die Straßen zu nennen, die ich langfahren müsste.
Nach ihrer Frage ist es still zwischen uns geworden. Ich hätte gern eine Meinung von ihr über mich gehört, weiß aber, dass es dafür noch zu früh ist. Ich stelle den Motor ab.
Wir stehen am Straßenrand gegenüber von ihrem Haus, in dem Zimmer von ihrem Bruder brennt noch das Licht, genauso im Wohnzimmer. Nicki hatte mir erklärt wo sich welche Räume befinden als wir einmal hier waren, um ihre letzten Sachen abzuholen. Wieso sie dies tat verstand ich damals wie heute nicht.
»Danke das du mich gefahren hast.« Zoéy streicht sich eine lose Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hat, hinter das Ohr und beißt sich verlegen auf die Unterlippe. Der Regen hatte bereits aufgehört als wir bei der Werkstatt angekommen waren, doch ist mir dies gar nicht aufgefallen.
Meine Ohren werden warm und ebenso verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. »Immer gern.«
Sie greift nach ihrem Eastpak Rucksack und betätigt die Türklinke, sodass sie innerhalb weniger Sekunden draußen neben dem Wagen steht. Bevor sie allerdings die Tür zuschlägt rufe ich ihren Namen.
»Ja?«, fragt sie und kurz bilde ich mir ein, dass ihre Stimme höher ist als zuvor. Als wäre sie aufgeregt oder hätte nur darauf gewartet, dass ich sie noch einmal anspreche.
Ich kann mir bei ihrem Anblick das Lächeln nicht verkneifen. Sie lehnt sich vor, um mir noch ins Gesicht sehen zu können und hält dabei ihren Rucksack umständlich fest, damit dieser ihr nicht von der Schulter rutscht. Ich habe mich leicht über die Mittelkonsole gebeugt. »Wann sehen wir uns wieder?«
Die Frage schwirrte mir schon die ganze Zeit durch den Kopf, immerhin wurde unser heutiges aufeinandertreffen von Elijah eingefädelt und war somit kein reiner Zufall. Unsicher knabber ich an einem Hautfetzen, der sich von meiner Lippe löst.
Zoéy ihre bernsteinfarbenen Augen blitzen auf und sie verkneift sich das Grinsen, kommt um ein Schmunzeln aber nicht drum herum. »Womöglich schneller als du denkst.«
Ich will nachfragen was sie damit meint, doch schlägt sie da schon die Beifahrertür zu und läuft zur Haustür, um hinter dieser zu verschwinden. Seufzend greife ich in meine Jackentasche und hole mein altes LG hervor.
Das Eis ist verdammt dünn, aber das Mädchen ist es alle Mal wert
Gesendet 20:41 Gelesen 20:42Ich schließe die WhatsApp Gruppe wieder und fahre nach Hause, wo ich meiner Mama beim Tischdecken helfen muss und die Hausaufgaben von meinem kleinen Bruder korrigiere, soweit ich dies kann.
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like Romeo and Juliet
Conto»Ihr seid wie Romeo und Julia, nur moderner. Und ohne Tod.« Eine Party, ein abgefahrenes Auto und ein hübsches Mädchen das die Felgen säubert. Schade nur, dass sie die Schwester des Typen ist, der dich abgrundtief hasst. Alle Rechte vorbehalten.