14.Kapitel

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Ich habe das Gefühl, dass die Zeit aufhört zu laufen und die Welt sich nicht mehr dreht. Liam sieht mich erbost mit zusammen gepressten Lippen und gekrausten Augenbrauen an, bevor sein Blick zu seinen Freunden und dann zu seiner Schwester gleitet.

Kyle, welcher schlacksig und befremdlich aussieht mit seiner hohen Stirn, der Schmolllippe und der zusätzlichen Zahnlücke, nickt seinem Kumpel zu. Tyler, der Latino mit den dunklen Locken, hält Liam dagegen an der Schulter fest und schüttelt den Kopf. Alles kommt mir wie in Slow Motion vor.

»Ich will!«, ruft auf einmal Zoéy dazwischen und macht gigantisch große Augen, während sie zu ihrem Bruder aufsieht. »Ich will, dass er mit mir ausgeht. Also ich will mit ihm ausgehen. Was ich meine, ich will nicht, dass du dich da einmischt!«, sagt sie. Zum ersten Mal erlebe ich Zoéy vollkommen aus dem Konzept geworfen und ohne richtige Worte.

Ihre Wangen sind so knallig rot, dass sie mit einer Tomate mithalten könnte und ihre bernsteinfarbenen Augen blitzen verunsichert auf. Sie meint was sie sagt, hat aber Angst vor der Reaktion von Liam. Genauso wie ich.

Zögernd sehe ich von dem süßesten und spektakulärsten Mädchen, dass mir je begegnet ist zu ihrem Bruder. Dieser scheint allerdings nicht zufrieden zu sein, da er mit zwei großen Schritten vor mir steht und einen ordentlichen Kinnharken verpasst. Chad und Elijah sind sofort an meiner Seite und wehren Tyler und Kyle ab, die ihren Freund ebenfalls unterstützen wollen.

Ich bekomme einen Schlag auf mein Jochbein und merke, wie der Schmerz sich durch mein gesamtes Gesicht zieht. Die Prügelei artet immer mehr aus, sodass ich mich irgendwann nicht mehr in ihr befinde. Stattdessen hat Chad meinen Platz eingenommen und konkkurriert jetzt mit Liam, während Kyle an den silbernen Mercedes gelehnt sitzt und ebenfalls zusieht. Elijah schlägt sich in der Zeit mit Tyler rum.

Mein Blick schweift suchend umher, bis ich finde, was ich suche. Zoéy sitzt auf der Autohaube meines Dodge Charger von 1970 und spielt mit einer ihrer Haarsträhnen, während sie mich nicht einmal aus den bernsteinfarbenen Augen lässt. Sie beißt sich auf ihre Unterlippe und und verkneift sich das Grinsen.

Mit einem letzten Blick auf die Jungs, die sich noch immer prügeln, obwohl es nicht ihre Angelegenheit ist, wende ich mich ab und laufe auf das Mädchen zu, dass ich einen Monat nicht gesehen habe. Dabei werden meine Ohren wärmer als je zu vor und mein Herz pumpt zusätzliches Blut durch meine Gefäse.

»Romeo, ich habe auf dich gewartet!«, sagt sie, als ich nur noch einen Meter von ihr entfernt zum stehen komme. Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Romeo?

»Woher-«, ich breche ab. »Elijah?« frage ich fassungslos und schüttel den Kopf. Doch Zoéy strahlt umso breiter.

»Er hat mich versehentlich Julia genannt und ab da war ich so neugierig, dass er mir alles erzählen musste.«, beichtet sie und zieht mich an meinem schwarzen Pullover näher zu sich. Mein Atem trifft auf ihre bereits erwärmte Haut und ich höre kurz auf Luft zu holen.

»Wie lang' schon?«

»Drei Wochen.«

»Und wieso hast du nichts gesagt?«

»Jedes Mädchen möchte von dem Jungen in den sie verliebt ist erobert werden und kein Mädchen hat etwas dagegen, wenn man sich um sie prügelt!« Meine Augen werden groß als ich realisiere, was Zoéy da gerade gesagt hat und ich kann das Lächeln nicht verhindern, dass sich auf meinen Lippen ausbreitet.

»Heißt das, du hast mich die ganze Zeit zappeln lassen, damit ich ein blaues Auge kassiere? Nur um mir dann ganz nebensächlich zu sagen, dass du dich genauso in mich verliebt hast, wie ich mich in dich?«

»Richtig, Romeo.«

»Nun, Julia. Würdest du mir dann die Ehre erweisen und meine Freundin werden?«, frage ich flüsternd und sehe dabei zwischen ihren bernsteinfarbenen Augen und ihren vollen, rosa Lippen hin und her.

Diese verziehen sich zu einem überlegenen Grinsen. »Klar, wenn du mich heute küsst.«, sagt sie leise.

Genau auf diese Aufforderung habe ich gewartet. Ich beuge mich zu ihr vor und drücke meine Lippen sanft aber bestimmt gegen ihre. Zusätzlich vergrabe ich meine rechte Hand in ihrem Haar, welches wieder nach grünen Apfel und Zimt riecht, während sich die linke auf ihren Rücken legt und näher zu mir zieht. Zoéy lächelt in den Kuss hinein und schlingt ihre Arme um meinen Hals, wobei sich eine ihrer Hände in mein Haar verirrt und dort Unordnung schafft. Endlich, hab ich das Mädchen.

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