1. Eltern

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Liebe Mama,

soweit ich mich zurück erinnern kann, fallen mir nur positive und schöne Momente ein. Na gut, zwei negative Erinnerungen sind auch dabei, aber die gibt es doch immer. Früher hattest du keinen Beruf, was John und mich nicht sonderlich gestört hatte, denn so blieb mehr Zeit für uns. Immer vor dem zu Bett gehen hast du uns eine Geschichte vorgelesen, du hast wahnsinnig viel mit uns gebastelt, bist mit uns spazieren gegangen und manchmal hast du uns eine Freude gemacht, indem wir zum Frühstücken nach McDonalds gelaufen sind. Damals war das Essen da noch schmackhaft, nicht so wie jetzt, viel Geld für kleine Portionen. Egal ich will ja nicht vom Thema abschweifen, hier geht es schließlich um dich, nicht um McDoof.

Am liebsten erinnere ich mich zurück an die Mutter- Kind- Kur. Da waren John und ich noch im Kindergarten und doch weiß ich noch fast alles. Es war im Winter an der Ostsee oder war es Nordsee? Gut dann weiß ich eben doch nicht mehr alles, verzeih mir. Ich weiß noch, dass ich dort gesessen und die Puppen umgekleidet hab, du mich überrascht hast und ich mich dann, nachdem ich es gecheckt habe, so sehr darüber gefreut habe. Immer wieder, kommt mir die Szene, wo du mit uns alleine in der Schwimmhalle warst und Eisenbahn im Wasser gespielt hast, in den Sinn. Auch das John und ich krank waren und er ganz schön schwierig war, trotzdem hast du das alles ohne Papa gemeistert. Du hast mir viel später erzählt, dass er total traurig war nicht mitkommen zu dürfen und das er jeden Tag angerufen hat und wir geheult haben, als er aufgelegt hat. Achja und vergessen wir das Meeresmuseeum mal nicht, wo ich durch die Halle gerannt bin und dir zugerufen hab "Mama, Mama, guck mal da sind Pinkeln". Dir und Papa war das mega peinlich, mir im Nachhinein irgendwie nicht.

Als ich dann nun endlich Schulkind geworden bin, war ich echt anstrengend, schon früh habe ich mir über viele Sachen einen Kopf gemacht, z.B. über den Tod. Ständig hatte ich Angst davor zu sterben oder das einer von euch stirbt, dann habe ich dir fast jeden Tag ein Bild gemalt, dir gesagt das ich dich lieb habe und schlussendlich musste ich heulen. Sein wir mal ehrlich, ich war ne Heulsuse.

Je älter, desto mehr Probleme. Nach zwei Jahren Gymnasium, musste ich auf die Realschule, wegen meinem nervigen ADS, trotzdem hast du mich unterstützt und mir jegliche Hilfe gegeben die ich brauchte. Alles konnte ich dir erzählen, du warst wie eine beste Freundin. Als ich dann mit dem ritzen angefangen hab und du es herausgefunden hast, warst du unendlich traurig, ich hab dir versprochen aufzuhören, aber natürlich war das nicht so einfach. Einmal hab ich dich deswegen weinen sehen, mein Hass war so groß, dass es schlimmer wurde. Ich habe das überwunden mit deiner und Papas Hilfe, dir zu liebe.

Danach habe ich mich ohne dich nirgendwo mehr hin getraut. Du standest mir immer zur Seite, warst mein Beziehungsberater, mein Problemelöser und meine Entspannung, bei unseren Mutter- Tochter- Tagen, auch als wir zusammen den Führerschein gemacht haben. Du hast mit mir zusammen gelernt und mir Mut zugesprochen. Nach einer verhauenen theoretischen Prüfung und einer sofort bestandenen Fahrprüfung, hatte ich ihn endlich in den Händen. Mir zu liebe hast du verschwiegen, dass du deine Fahrprüfung beim ersten mal nicht geschafft hast, damit ich nicht in Panik verfalle. Von dir habe ich das meiste geerbt, ich habe die selbe Stimme, sehe aus wie du und mein Charakter ist deinem sehr ähnlich, darauf bin ich mega stolz und mit Stolz gebe ich dir einen Kuss auf die Wange, egal ob jemand zusieht oder nicht, jeden Abend gebe ich dir einen Gute- Nacht- Kuss und jeden Tag, sage ich dir mindestens fünf mal, dass ich dich lieb habe. ICH HAB DICH LIEB!

Lieber Papa,

trotz das du uns kaum gesehen hast, weil du oft den ganzen Tag arbeiten musstest, warst oder bist du für mich ein super tolle Papa, den besten den ich mir wünschen kann. Bei uns passt das ganz gut mit dem "Daddys Princess". Zwar wurden wir relativ streng erzogen, haben nicht immer alles bekommen was wir wollten, jedoch war das für mich kein Problem. Da du Schwimmmeister bist, hast auch du mir das schwimmen beigebracht und seit dem, war Wasser mein Lieblingselement. Jetzt nicht mehr, ich denke ich bin zu faul zum schwimmen.

Weißt du Papa, ich kann mich an eine Sache richtig gut erinnern, man kann sie als positiv oder auch als negativ betrachten. Ich kam von der Grundschule, mein Weg war nie weit gewesen und ich bin immer mit Florian nach Hause gelaufen, da er nicht weit weg gewohnt hatte. Ich war schon fast zu Hause, da hast du mit dem Auto angehalten und gesagt, das wir Mama von Arbeit abholen wollen. Super Idee fand ich und so haben wir das auch gemacht, du hast mich ins Auto eingeladen, dann sind wir dorthin gefahren und haben gewartet und gewartet, doch Mama ist nicht aufgetaucht. Nach Ewigkeiten haben wir dann mal jemanden gefragt wo sie ist und die meinten, Mama sei schon zu Hause. Okay, also wieder zurück dorthin, unterwegs hast du einen Anruf von Mama bekommen wo du bist, schnell hast du ihr alles erklärt und dann ärger von ihr bekommen, bis dato wusste ich gar nicht warum. Daheim kam uns Mama total aufgelöst entgegen und hat dich voll gemeckert, sie dachten mich hätte jemand entführt, weil ich nicht nach Schulschluss Heim gekommen bin. Sogar John hatte geweint, ist den Weg zur Schule abgelaufen, hat in der Schule nachgefragt. Nichts, die meinten ich wäre schon weg. Als sie dann Flo fragten, war seine Antwort, ich wäre in ein rotes Auto eingestiegen. Ich will mir nicht vorstellen, was in den Köpfen der beiden vorging und wir wollten Mama doch bloß überraschen. Na gut, vorbei mit Trübseligkeit.

Wir hatten zwar nicht solche Gespräche, wie Mama und ich, jedoch hast du sofort gemerkt, wenn etwas nicht stimmte. Egal was war, hast du mich getröstet, mir Mut zugesprochen, mich an die Hand genommen und mich abgelenkt. Du hast immer versucht mir was beizubringen, auch wenn ich nicht immer darauf gehört habe. Früher hat Mama immer alles erlaubt und ich habe mich nicht getraut dich zu fragen, jetzt ist das anders herum. Auch wir hatten unsere schwierigen Zeiten, da ich genauso sturköpfig bin wie du, einmal haben wir uns so doll gezankt, dass wir drei Tage nicht miteinander geredet haben, ich weiß überhaupt nicht mehr worum es ging, aber irgendwann haben wir uns zusammengerafft und waren das Vater- Tochter- Gespann wie immer. Nur gut, denn ohne dich Papa, ohne deine Witze, die schon einen meterlangen Bart haben, und auch deine Fürsorglichkeit, bei der du es oft genug, zu gut meinst, wäre das Leben nicht mehr so schön. ICH HAB DICH LIEB!

15 Tage- 15 BriefeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt