Kapitel 25 - Ein einziges, riesiges Fragezeichen

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Langsam nervte mich diese Schwerelosigkeit. Ich wollte endlich wieder den Boden unter meinen Füßen spüren. Ob ich meine Augen geöffnet oder geschlossen hatte machte auch keinen großen Unterscheid mehr. Es blieb alles schwarz.

Die Stimmen um mich herum blieben aber klar und deutlich. Hier war eindeutig die Hölle mit Charles und Ethan. Ich ließ mich treiben und starrte währenddessen an die nicht vorhandene Decke. Wie kann ich bitte nach einem winzigen ungewollten Ausflug in eine andere Zeit so enden. In der Schwerelosigkeit und mit Armen und Beinen die so schwer waren Steinen bestanden.

Ich seufzte und drehte meinen Kopf. Wenigstens das konnte ich. Ist das vielleicht so eine Art Koma? Irgendwie wollte und konnte ich mir nicht vorstellen, dass einige Menschen so ihr Leben lang daliegen. Das muss doch schrecklich sein. Nicht nur die Leere und die Dunkelheit, sondern auch alles andere.

Etwas Kaltes war wieder auf meiner Stirn. Es nervte mich so Gott verdammt und am liebsten wollte ich es von meiner Stirn reißen und gegen die nächste Wand werfen. Wenn ich das nur könnte.

"Was meinst du?"

"Die Typischen Anzeichen."

"Bist du dir sicher, dass sie uns nicht hören kann?"

"Nein eigentlich nicht."

"Und was, wenn doch?"

"Wir werden es merken und schneller Handeln müssen."

"Charles."

"Ethan, nein. Du kennst das Risiko und unsere Aufgaben!"

Ethan und Charles. Was hatten sie vor? Diese Konversation ergab für mich einfach keinen Sinn. Trotzdem machte sie mir auf eine unbeschreibliche Art und Weise Angst. Was meinten sie mit den typischen Anzeichen? War das etwa ein typisches Anzeichen schwebend durch einen Raum zu schweben und zu hoffen das man nicht Lebt? Und warum müssten sie dann schneller Handeln, wenn ich sie hören konnte? Das ergab alles keinen Sinn. Doch ich hatte ja jetzt genügend Zeit um darüber nachzudenken.

Automatisch verkrampfe sich mein ganzer Körper und ich kniff die Augen zusammen. Es war ein schreckliches Schmerzendes Gefühl, was sich durch meinen ganzen Körper zog. Meine Knochen knackten und ich schmeckte Blut in meinem Mund. Liebend gerne würde ich jetzt vor den ganzen schmerzen Anfangen zu schreien.

"Halt sie fest!"

"Was mache ich denn bitte die ganze Zeit?"

"Dann halt sie besser fest damit sie sich nicht noch mehr weh tut."

Warum mussten sie mich festhalten, wenn ich doch in der Luft schwebte? Warum ist das alles so und warum bekomme ich nie Antworten auf meine Fragen?

Die schmerzen nahmen immer mehr zu und verhinderten das ich mich weite rüber mich selbst aufrege. Was passierte bloß gerade mit mir? Warum ist plötzlich alles so anders? Hatte Colin genau dasselbe durchgemacht? War es so eine Art Ritual?

Und noch mehr Fragen die mich belasteten. Konnte das nicht einfach einmal aufhören? Nur einmal kurz.

Mein Rücken Knackte erneut und ich riss meine Augen auf. Es war immer noch alles Dunkel um mich herum aber vom weiten Sah ich das Licht am Ende des Ganges. Ich glaube um von dieser Starre erlöst zu werden müsste ich einfach nur dorthin kommen.

Aber was wäre überhaupt passiert, wenn ich direkt auf das Licht zu gerannt wäre? Würde ich dann genau dasselbe erleiden müssen wie jetzt gerade? Was wäre passiert, wenn ich einfach stehen geblieben wäre?

Ich sollte mir keine Fragen mehr stellen. Sie werden doch eh nicht beantwortet. Aber Ethan und Charles konnte ich auch nicht einfach fragen. Sonst müssten sie ja "schnell Handeln".

Mein Leben war im Moment ein einziges, riesiges Fragezeichen. Ich stellte mir selber immer und immer mehr Fragen. Dabei hoffe ich natürlich darauf das sie mir jemand beantwortet oder ich es selber irgendwie herausfinden werde. Do das einzige was ich herausfinde sind neue Fragen auf die ich keine Antworten bekam.

Ein leises seufzen entwich mir. Selbst diese rätselhaften Ereignisse wo ich Colin glaube zu hören oder wahrzunehmen waren kompliziert und darauf bildeten sich nur weitere Fragen.

Ich hoffe Colin geht es gut. Am meisten Hoffe ich aber das er nicht von den Dorfbewohnern als Hexer oder Magier verurteilt wurde. Ich glaube ich mache mir viel zu viele Gedanken darum. Im Moment sollte ich mir mehr Gedanken darum machen, wie ich zu diesem Licht komme. Laufen geht schlecht und auch irgendwie mich hinziehen war unmöglich.

Das einzige was mir bleibt ist Hoffen. Hoffen, dass ich in die richtige Richtung treibe und nicht weiter weg von dem Licht. Das wäre alles andere als gut.

-

Die Minuten vergingen. Sie Strichen an mir vorbei ohne, dass ich die wirklich war nahm. Eine einzige Minute fühlte sich so an wie eine halbe Ewigkeit. Eine halbe Ewigkeit auf dem Weg zum Licht. Während ich hier so rum triebe dachte ich an alles Mögliche. Was passiert wäre, wenn ich zuhause geblieben wäre, was passiert wäre, wenn ich Colin nie kennen gelernt hätte, was passiert wäre, wenn ich nie von meine Fähigkeiten erfahren hätte und und und...

Es gab so viele Sachen über die ich nachdenken konnte, doch was kann ich den schon daran ändern? Nichts. Egal was ich versuche leider kann ich die Zeit nicht zurückdrehen. Und auch wenn ich wieder Reisen könnte dürfte ich auch nicht die Vergangenheit verändern. Wer weiß was das für Folgen hätte.

Mit jedem Herzschlag wurde mir bewusste, dass das was ich hier sah, der Gang und das Licht am anderen Ende, nur eine Einbildung sind. Ich hoffe es zumindest. Doch könnte ich das Charles fragen?

Eigentlich dürfte ich ihm nicht vertrauen. Das sage ich auch schon so oft zu mir. Aber warum tue ich es dann immer wieder? Ich kenn ich nicht und er auch nicht mich. Ich weiß noch nichtmal mehr wo wir waren und Charles hatte es anscheinend auch nicht vor mir zu sagen. Irgendwas war hier Faul. Aber ganz schön. Nur ich wusste nicht was.

Und auch wenn ich es herausfinden würde, wem sollte ich es sagen? Sollte ich nachhause gehen?

Und damit waren meine Gedanken wieder bei meiner Familie. Dieser Zettel ist verschwunden. Warum? Habe ich ihn fallen gelassen? Aber dann hätte spätestens die Polizei das finden müssen.

Suchen sie denn immer noch nach mir oder wurde das Verfahren schon längst eingestellt? Ich hatte Angst. Angst, das mich keiner mehr vermisste. Wo würde ich dann hingehen? Wir sich überhaupt noch jemand an mich erinnern? Wollen sie mich dann überhaupt noch?

Ein helles Licht umschloss mich und ich kniff meine Augen zusammen. Ich hatte das Gefühl das ich erblinde. Hatte die Dunkelheit endlich ein Ende?

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