Kapitel 42 - Starke Gefühle in Richtung Liebe

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"Nein! Nein! Nein! Nein! Und nochmals Nein!"

"Doch das ist die einzige logische Antwort."

"Für dich ja. Für mich eindeutig nicht!"

"Warum wehrst du dich denn dagegen?"

"Ich wehre mich doch gar nicht!"

"Und was machst du dann anstatt zu Argumentieren?"

"Deine These verneinen, da sie unmöglich ist!"

Ich drehte mich wieder um und ging weiter meinen Weg durch das geräumige Zimmer. Clyde wollte alles wissen. Jedes einzelne Treffen. So gut es eben ging habe ich es ihm erklärt. Für ihn scheint es im Moment sehr eindeutig zu sein. Was ich dabei denke oder glaube spielt dabei keine Rolle.

"Aber du musst wenigstens zugeben, dass es logisch ist!", gab er jetzt wieder von sich und erhob sich endlich von seinem Stuhl. Ich wollte gar nicht wissen wie viel Zeit wir jetzt schon so verbracht haben? Dieses Ja, Nein Gespräch geht mir auf den Wecker.

"Clyde, nein."

"Evelyn, doch."

Ich musste lachen als er das sagte. Es war so dumm. Es war einfach nur bescheuert das wir diese Unterhaltung führten. Ich fühle mich wie in der Grundschule, wo ich immer über jedem kleinen Krame einen neuen Streit angezettelt habe. Jedes Mal wieder. Aber jedes Mal habe ich mich auch wieder mit den Personen vertragen. Zum Glück.

"Hörst du dir jetzt auch mal meine Theorie an?", fragte ich und verschränke die Arme vor der Brust. "Hast du das nicht schon vor einer halben Stunde gemacht?"

Clyde schien mich nicht ernst zu nehmen. Er stellt sich genau vor mich hin, äffte meine Stimme nah und machte dann noch so eine komische Kopf Bewegung. Ich schüttelte darauf nur grinsend den Kopf. "Wir sind nur Freunde. Nichts weiter. Eine ganz normale Freundschaft."

"Für mich hören sich aber über die Hälfte der Treffen wie Freundschaft plus an."

"Wir haben einmal zusammen die Sterne beobachtete. Na und? Was soll da schob bei sein? Ich gebe dir ja auch kostenlose Nachhilfe in Chemie."

"Mein liebe Evelyn. Das ist nicht dasselbe. Muss ich jetzt den Vater spielen und dir erklären wir das mit der Liebe läuft mein Schätzchen?"

Er nahm meine Hände in seine und grinste mich breit an. Die belehrenden Worte von Professor Lee konnte ich mir gerade wirklich sparen. Melinda und Colin haben wahrscheinlich diese Freundschaft plus etwas. Aber ich und Colin? Was erwartete er bitte von mir?

Ich reise in eine andere Zeit und sehe einen jungen, sehr attraktiven, Mann am See der mich anstarrt wie ein Fisch und küss ihn direkt, weil ich ganz genau weiß da sich ihn nie wiedersehen werde? Nein danke. Das brauche ich eindeutig nicht.

"Evelyn Stevenson. Ich, Clyde Lee, glaube das sie für Colin Bextter ganz starke Gefühle haben die in die Richtung Liebe tendieren. Ich vermute außerdem das Mister Bextter genau dieselben Gefühle für sie entwickelt hat. Mein Resultat der Gespräche zwischen uns ist: Gegenseitige Lieben. Steigen sie zusammen in ein Bett, treiben es miteinander und gestehen sie sich dann bitte die Liebe. Wenn sie dann Schwanger sind, bitte vor der Geburt des Kindes Heiraten. Das wären meine Vorschläge. Irgendwelche Einwände?"

Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Clyde grinste nur durchgängig und ließ dann meine Hände los. "Gut. Damit ist die Sitzung zum heutigen Thema "Die Gefühle zwischen Colin Bextter und Evelyn Stevenson" abgeharkt. Kommen wir zum nächsten.", sagte er wie ein Nachrichten Moderator.

Lachend lies ich mich in einen der Sessel fallen und schloss meine Augen. Diese Dunkelheit war angenehm. Sie beruhigte mich und brachte mich auf andere Gedanken. Diese ausführlich beschriebene Diagnose von Clyde machte mir Angst. Es verunsicherte mich, dass es für alle so offensichtlich war. Für mich war es alles andere als das. Ich weiß ja selber nicht was ich über Colin fühlen, geschweige denn denken soll.

Warum muss ein Teenager Leben immer nur so schwierig sein? Überall sind immer diese scheiß Stolpersteine und ich nehme wirklich jeden einzelnen mit. Ohne Ausnahme.

"Gut Mister Lee." Ich setzte mich auf und sammelte mich wieder. Ich bin dran und er wird das jetzt alles zurückbekommen. Jede einzelne Frage. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und räusperte mich. "Können sie sich vorstellen noch einmal eine Beziehung mit Carolina Melodie Noris zu führen? Eine ernstere Beziehung."

Clydes Mund öffnete sich einen Spalt weit und seine Augen öffneten sich. Auf seiner sonst so glatten Haut bildeten sich Falten. Tja, Mister Ich-Stelle-Immer-So-Tolle-Fragen. Jetzt bin ich am Zug!

"Ich ähm... das ist eine sehr intime Frage!", wehrte er sich und trat nervös auf einer Stelle herum. Jetzt hatte ich ihn. "Dann erzählen sie mir doch mal von ihrem ersten Treffen. Vielleicht kann ich ihnen dann ja, gegebenenfalls, einen sehr intelligenten Ratschlag geben."

Sein Kiefer spannte sich an und er schien sehr genau über seien nächste Äußerung nachzudenken. Innerlich lachte ich mich schon über ihn kaputt aber ich durfte mir von außen nichts anmerken lassen. Er bekommt alles wieder zurück.

"Okay ich habe die Massage verstanden.", murmelte er beleidigt und setzte sich auf Sessel der gegenüber von meinem stand. Ich grinste ihn an. Wenigstens hatte er für heute etwas gelernt. "Aber du musst zugeben. Etwas verliebt klingt das alles schon.", sagte er und schaute mich sehr komisch an.

Er hatte ja irgendwie schon recht. Wo ich so das ganze Gespräch noch einmal in meinem Kopf abspielen lasse merke ich selber wie verdächtig das alles klingt. Aber das ist noch nicht einmal das Schlimme daran.

Es ist nur Schlimm das ich es nicht eher bemerkt habe und ab dem Zeitpunkt gestoppt habe. Ich hätte einfach aufhören sollen zu reden. Am lieben würde ich mir ein Buch nehmen und es so lange an meinen Kopf schlagen bis ich das hier alles vergessen würde.

Clyde machte es sich in seinem Sessel bequem und schaltete den kleinen Fernseher vor uns an. Gut das wir uns schon so lange und vor allem auch so gut kennen. Er wusste einfach was man in solchen angespannten Situationen machen muss. Einfach den Fernseher einschalten und irgendeine Serie anschauen. Egal wie Kitschig oder Brutal sie ist.

Aber mir persönlich hilft es immer zu entspannen. Ich legte meinen Kopf gegen die lehne und schaute verträumt auf den Bildschirm. Ich möchte ihm helfen. Ich möchte es so gerne. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht einfach wieder zu Charles und Ethan gehen.

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