One

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Ich schlenderte an den Marktständen auf einem Platz in Bukarest entlang. Es roch nach Gewürzen und frischem Brot; die Sonne war an diesem Apriltag schon sehr mild. Junge und Alte, Frauen und Männer gingen an mir vorbei. Ich aber hielt nur nach einer Person Ausschau: Bucky Barnes. Laut Cap war er hier in Bukarest untergetaucht. Rogers hatte mir auch den Auftrag erteilt, seinen verschwundenen Freund zu finden. Doch das würde schwierig werden: Bukarest war groß und ich kannte nur Buckys Gesicht. Und deswegen war ich seit drei Tagen in der Stadt und lief mir die Füße platt. Bis jetzt hatte ich aber keine Hinweise gefunden und auch die wenigen Menschen, welche ich bisher befragt hatte, wussten keine Antwort.

Ich öffnete meinen Rucksack, nahm eine Wasserflasche heraus und ließ die letzten Tropfen meine Kehle hinabrinnen. Es wurde Zeit, meinen Proviant aufzufüllen. Außerdem war es schon Nachmittag und so durfte ich mir eine kleine Pause genehmigen. Ich schlug den Weg zu einem kleinen, zentral gelegenen Hotel ein, in dem ich mir ein Zimmer gemietet hatte. Den Platz verlassend bog ich in eine kleine, von hohen Häusern begrenzte Straße ein. Meine Füße trugen mich über das abschüssige Kopfsteinpflaster und ich plante in Gedanken schon den kommenden späten Nachmittag, als ein Mann hinter einer kleinen Biegung auftauchte. Er hatte langes dunkelbraunes Haar und einen Stoppelbart, trug eine Basecap, einen dunkelroten Pullover, eine dunkle Hose, eine recht dicke Jacke und einen Rucksack. Doch das Interessanteste an ihm waren seine blaugrauen Augen: als ich ihn aufmerksam musterte, weiteten sie sich und der Mann blieb geduckt stehen, bereit, jederzeit davon zu laufen. Da durchfuhr es mich wie ein Blitz: ich hatte Bucky gefunden! Doch wie sollte ich ihn überzeugen, mit mir zu kommen?

Cap hatte mir vor der Reise einen Briefumschlag zugesteckt, in dem auf einem kleinen Zettel die Worte  'til the end of the line   standen. Das würde Bucky verstehen, hatte Cap gesagt. Den Briefumschlag trug ich seit Beginn der Reise mit mir herum und so ging ich langsam auf Bucky zu, zog behutsam den Umschlag aus meiner Jackentasche und streckte ihm den Brief entgegen. Vorsichtig, so als könne das Papier in der nächsten Sekunde explodieren, nahm Barnes ihn an sich und schaute mich prüfend an. Dann öffnete er den Umschlag. Als Bucky las, weiteten sich seine Augen und er stieß ein Keuchen aus.

Nach langen Minuten fragte er dann: ,,Du kennst ihn?"

Seine tiefe Stimme zitterte. Ich nickte.

,, Ich soll dich zu ihm bringen. Steve will dich beschützen."

Zögerlich ging er einen Schritt auf mich zu, dann noch einen. Ich atmete erleichtert auf. Da hörte ich ein leises Plopp!  und fühlte plötzlich einen segenden Schmerz in der rechten Wade. Ich stieß ein Zischen aus und schaute zu den Fenstern hoch. Dann ging alles sehr schnell: ich sah gerade noch einen Pistolenlauf hinter einer Gardine hervorragen, da spürte ich auch schon höllische Schmerzen im linken Oberschenkel, an der Hüfte, im Oberarm und am Schlüsselbein und mir verging Hören und Sehen. Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts und sah Bucky, der sich an die gegenüber liegende Hauswand presste. Unsere Blicke trafen sich, dann gaben meine Knie nach und ich sackte in mich zusammen. Aus dem Augenwinkel sah ich noch eine Bewegung im Hauseingang neben mir, dann wurde mir schwarz vor Augen.

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Ich bin noch neu hier, also schreibt mir gerne eure Meinung oder Kritik  :)


Der AuftragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt