Three

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Der Tritt presste die Luft aus ihm heraus und er krümmte sich sich noch stärker am Boden. Er sah gerade noch, wie der Kerl ihr eine gelbe Flüssigkeit injizierte. Nein! Er brauchte sie doch noch! Augenblicklich hasste er diesen Kerl. Er hatte ihn schon vor einigen Monaten bei einer Berichterstattung gesehen und dort schon nicht gemocht. Aber das jetzt... er sah rot. Neue Energie floss durch seine Adern, sein Metallarm vibrierte. Dann sprang er auf, so schnell, dass der Kerl es nicht mitbekam. Er packte ihn an der Kehle und drückte zu. Sein Gegner schlug auf den Metallarm, dann auf den gesunden Arm, aber es half nichts. Der Kerl röchelte noch einmal, dann glitt er bewusstlos zu Boden. Genugtuung durchströmte ihn, dann stieg er über den Körper hinweg und löste die Frau aus ihren Fesseln. Sie sackte in seine Arme und war nicht ansprechbar, also legte er sie sich auf die Schulter und verlies den Ort. Ständig schaute er sich um, schlich an Häusern entlang, nutzte kleine Nebengassen, duckte sich in die Schatten. Nach mehreren Umwegen verschwand er dann in einem mehrstöckigen Haus und öffnete eine der Wohnungstüren. In den sichersten vier Wänden, die er momentan kannte - die Leute stellten hier einfach keine Fragen - legte er den schlaffen Körper der Frau behutsam auf dem Esstisch ab und schaute sie nachdenklich an.

Was nun? Ihre Wunden mussten versorgt werden und irgendwer - am besten Steve - müsste erfahren, was mit ihr passiert war. Steve...         

Energisch schob er den Gedanken beiseite. Dafür war später noch Zeit. Es gab dringendere Dinge, um die er sich kümmern musste. Er stutzte. Er wollte der Frau helfen ohne ihren Namen zu kennen. Kamen da die Züge des fast vergessenen James Buchanan Barnes hervor? Grübelnd wandte er sich seinem Rucksack zu. Neben seinen Notizbüchern befanden sich auch noch andere nützliche Dinge darin, wie auch Verbandsmaterial. Er untersuchte die Frau: am Oberschenkel und Arm hatte sie zwei glatte Durchschüsse, die anderen Verletzungen waren mehr oder weniger tiefe Streifschüsse. Der Schütze war miserabel gewesen, wenn er sie hätte töten wollen. Vorsichtig untersuchte er die Wunden. Ein paar Muskeln waren angerissen und sie hatte einiges an Blut eingebüßt. Er musste die Wunden säubern, ehe er sie weiter verarztete.

Die noch namenlose Frau band er an den Tisch fest, denn er wollte nicht noch weitere Wunden riskieren. Er hielt ihr den Mund zu und goss hochprozentigen Alkohol über ihre Wunden. Sie riss die Augen auf, zerrte an den Fesseln und ihre Schreie drangen dumpf zwischen seinen Fingern hervor. Als die Prozedur vorbei war, keuchte sie immer noch. Er bedeutete ihr leise zu sein und verband ihre Wunden. Erst dann konnte sie sich aufsetzen. Misstrauisch beäugte sie ihre Umgebung, dann sah sie ihn an und fragte: ,,Wo bin ich?"

,,In meiner Wohnung."

Er zuckte leicht mit den Schultern.

,,Du bist verwundet, also habe ich dich mitgenommen. kannst du...",  er musste schlucken, ,,kannst du Steve kontaktieren? Du, oder Sie...?"

Fragend sah er sie an und sie musste schmunzeln.

,,Du", sagte die Frau. ,, Ich heiße Cara."

Sie musterte ihn. ,, Wie soll ich dich nennen?"

,,J... James", sagte er ohne sie anzusehen. ,, Naja, auf jeden Fall brauchst du medizinische Hilfe und die kann ich dir nicht wirklich geben."

Cara seufzte. ,, Ich kann Nachrichten nur über eine Kontaktperson weitergeben, die ich alle drei Tage an zuvor abgesprochenen Orten treffe. Und das letzte Treffen war gestern Vormittag", setzte sie hinzu.

,,Mist."

James rieb sich über die Stirn und tigerte durch den kleinen Raum.

,, Dann musst du wohl noch ein paar Tage bei mir bleiben."

Keine Reaktion. James drehte sich um und sah, dass Cara abwesend in die Luft starrte. Er trat näher heran. ,, Cara?"

Ihr Blick klärte sich ein wenig und sie sah James verwirrt an.

,, Ich wurde von Steve Rogers geschickt, um dich zu finden. Du solltest schon längst bei ihm sein, aber es lief alles schief..."

Ungläubig schaute Cara auf ihre Hände.

,, Das Gift ist immer noch in mir, oder?"

James begann sich Sorgen zu machen. Erst ihre Abwesenheit, jetzt diese Themensprünge.

,,Ja", sagte er, ,, ich weiß nicht, wie ich es herausbekommen soll."

Cara wandte sich ihm zu, zuckte ruckartig mit dem Kopf und meinte:,,Das erklärt wenigstens meine Alpträume."

James sah sie irritiert an, worauf sie sich erklärte:,, Ich sehe immer einen Totenschädel mit roter Haut, dann fällt diese Haut ab und zwei rote Augen erscheinen in den Höhlen. Dem Schädel wachsen dann Fangarme mit Saugnäpfen, die meine Familie und Freunde packen und zu dem riesigen Gebiss ziehen."

Sie schauderte. James musste schlucken. Was hatte ihr dieser Ramlow gegeben? Plötzlich fing sie an zu schielen, ihr Oberkörper schlug krachend auf der Tischplatte auf und sie fing an unkontrolliert zu zittern. James war mit wenigen Schritten bei ihr. Kalter Schweiß stand auf Caras Stirn, als sie matt eine Hand ausstreckte und James packen konnte. Er schaute in ihre Augen, sie waren trüb vor Schmerz. Cara hauchte:,, Hilf mir!", dann rutschte ihre Hand von seinem Arm und ihr Kopf fiel leblos zu Seite.

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Der AuftragWo Geschichten leben. Entdecke jetzt