Four

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James konnte nur hilflos zusehen und die Panik übermannte ihn. Er fühlte ihren Puls: leicht erhöht. Ihre Augäpfel zuckten unter ihren Lidern hin und her, sie warf sich von der einen auf die andere Seite des Tisches. James seufzte. Er würde Cara wieder an den Tisch fesseln müssen, sonst bestand die Gefahr, dass die Wunden aufrissen. Stunden vergingen, in denen er über sie wachte. Als das Zucken schließlich verebbte, fing sie an zu wimmern und von Zeit zu Zeit rannen Tränen aus ihren Augenwinkeln. James wusste nicht warum, aber er konnte es nur schwer ertragen, Cara so leiden zu sehen. In den letzten Stunden hatte sich dieses Gefühl aus den tiefsten Tiefen seiner Seele Schicht für Schicht langsam nach oben gearbeitet und als es die Oberfläche durchbrach konnte er nicht anders. James löste ihre Fesseln und trug sie vorsichtig zu seinem provisorischen Bett - eine auf dem Boden liegende Matratze - wo er Cara behutsam zudeckte. Er spürte ein leichtes Unbehagen in sich, als er sich neben sie legte - sehr darauf bedacht, sie nicht zu berühren - um ihr im Falle eines Schreies oder neuer Zuckungen den Mund zu verschließen oder sie festzuhalten. Doch es passierte etwas völlig anderes: Cara schmiegte sich immer mehr an James und sobald er von ihr weg rutschte, fing sie an zu wimmern. Sie schlief erst ruhig, als er einen Arm um sie legte. Dabei durchströmte James ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte es seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt und er brauchte Stunden, um zu wissen, was es war: Glück.

Am nächsten Morgen - Cara schlief noch immer tief und fest - machte sich James auf und fragte in allen Apotheken, welche er kannte, nach Gegengiften. Kaum ein Apotheker konnte etwas mit den Syptomen anfangen und so erstand er nur ein Gegengift. Als James wieder in der Wohnung war, fand er Cara in leicht benommenem Zustand auf dem Bett sitzen. Nachdem Ramlow ihr das Gift verabreicht hatte, konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Alles, was nach der Spritze passiert war, fehlte. James flößte ihr ein wenig Wasser und das Gegengift ein und kurze Zeit später fiel Cara wieder in den Schlaf.

Nach einigen Stunden kam das Fieber. Von jetzt auf gleich fing sie an zu glühen, ja, James hatte das Gefühl, dass Cara innerlich verbrannte. Das konnte ein gutes Zeichen sein: der Körper kämpfte endlich gegen das Gift. Es könnte aber auch das letzte Aufbäumen ihres Körpers sein... James verlegte Cara wieder auf den Esstisch, wo er sie mit Unmengen an feuchten Tüchern bedeckte. Der Tag verging. Er wechselte die Tücher und konnte ihr auch einiges an Wasser einflößen, denn sonst wäre sie vermutlich innerlich vertrocknet. James machte sich Sorgen: sie brauchte Hilfe, und das ziemlich schnell. Am besten wäre es in ein Krankenhaus zu gehen, aber da würden ihnen nur Ramlows Männer auflauern. Andere Alternativen gab es nicht, er musste auf Caras Kontaktperson warten.

Die Nacht verstrich und am Morgen war Cara merklich abgekühlt. James begab sich in das kleine Bad der Wohnung, um sich nach der durchwachten Nacht ein wenig frisch zu machen.


Ich schlug die Augen auf.

,,James?," fragte ich mit heiserer Stimme.

Keine Antwort.

Mühsam setzte ich mich auf. James war nicht zu sehen.

,,James?," rief ich etwas lauter und dann panisch: ,,James!"

Er stolperte aus einer kleinen Tür. ,,Was ist los?"

Erleichterung breitete sich in mir aus.

,, Hast du Wasser da? Ich habe riesigen Durst!"

Nachdem ich ganze drei Liter in mich hinein geschüttet hatte, fühlte ich mich wieder einigermaßen normal.

,,Welches Datum ist denn heute?"

,,Heute ist ... der 21. April."

,,Oh, gut, dann bin ich noch rechtzeitig aufgewacht."

Ich erklärte James, dass er sich Morgen früh um halb sieben mit meiner Kontaktperson, einem stämmigen kleinen Mann Anfang 50, treffen soll. Er würde als Tourist getarnt sein und das Erkennungsmerkmal würde ein türkiser Punkt auf seiner Kamera sein. Der Treffpunkt würde die Eingangspforte des Klosters Plumbuita sein. Ich trichterte James ein, dass so schnell wie möglich Wanda Maximoff herkommen sollte. Dann bat ich ihn um Stift und Zettel und schrieb einen kurzen Text. Den gefalteten Zettel gab ich Bucky und erklärte: ,, Das ist eine Mitteilung für die Kontaktperson, in der steht, dass du meine Vertretung sein wirst. Du sprichst in morgen einfach mit > Wann ist der nächste Gottesdienst? < an und er weiß Bescheid, okay?"

James nickte.

,,Toll, Den Zettel bringst du gleich bitte zum Lacul Plumbuita, der See liegt direkt am Kloster. Am Ufer steht eine vom Blitz getroffene Linde. Dort ist ein toter Briefkasten, also in diesem Fall eine wasserdichte grüne Tüte, die von Steinen unter Wasser gehalten wird und mit einer Schnur am Ufer festgebunden ist. Da hinein legst du bitte den Zettel, denn die Kontaktperson erhält dadurch die nötigsten Infos."

James nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Nun war ich zufrieden mit mir und nahm noch einige Schlucke Wasser, bevor ich wieder in das bodenlose Schwarz driftete.

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