Kaffeebrause

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Die Sache im Schwimmbad ist jetzt schon ein paar Tage her. Seitdem war ich nicht mehr dort. Ich habe einfach zu große Angst davor, irgendwie. Außerdem möchte ich nicht wie ein Stalker rüber kommen oder so, wenn ich immer wieder nach Craig und seiner Clique Ausschau halte, würde ich doch dorthin gehen. Denn ohne einen von den dreien, auch wenn mir Craig – oder auch Clyde – am liebsten wären, fühle ich mich im Schwimmbad einfach nicht mehr sicher. Sowas wie neulich möchte ich auf keinen Fall wieder mit machen! Ich dachte wirklich, ich müsse sterben! Wobei es nicht mal meine Mutter interessiert hat..!

Heute ist Donnerstag. Das heißt: Einkaufstag. Ich begleite meine Mutter eigentlich immer zum Einkaufen, weil ich nichts Besseres zu tun habe. Und außerdem darf ich mir immer irgendwas Süßes aussuchen und mitbestimmen, was es die Woche zu Essen geben soll. Darüber bin ich immer sehr froh, weil es sonst manchmal total komische Sachen bei uns zu essen gibt.

Heute hat Mom aber keine Zeit – warum auch immer – also hat sie mich alleine losgeschickt. „Du bist ja schon ein großer Junge", hatte sie gesagt. Sowas hasse ich..! Ich bin 16! Sechzehn und nicht mehr sechs! Sowas sagt man nicht zu einem 16-jährigen! Natürlich kann ich alleine einkaufen, ich werd' schon keine Drogen oder sonst was davon besorgen. Denke ich jedenfalls... Wenn mir jemand mit Schläge drohen würde, würde ich die Drogen nicht nehmen, dann vielleicht... Oder mir könnte das Geld gestohlen werden oder die Lebensmittel...

Seufzend blicke ich hinab auf den Einkaufszettel, den mir Mom vorhin in die Hand gedrückt hatte. Butter steht dort in ihrer nicht grade leserlichen Handschrift. Aber okay, ich kenne sie schon so lange ich denken kann, also entziffer ich dieses Gekritzel im Handumdrehen und mache mich auf den Weg zum Kühlregal. „Butter, Butter, Butter", murmel ich vor mich hin und suche die Abteilung nach der Butter ab, die wir sonst immer kaufen. „Ah", mache ich, als ich die bekannte Packung entdecke. Schnell greife ich danach und lasse sie in den Einkaufskorb fallen.

„Hey, Tweek." Ich erschrecke mich furchtbar, als mich plötzlich jemand – von hinten!!! – einfach so anspricht, und schreie fast den ganzen Laden zusammen. Dass die Leute hier mich nicht richtig kennen, wundert mich nicht im Geringsten. „Alter, kein Grund sich so zu erschrecken!" Ich wende mich um und vermeide es diesmal in diese großen Saphire zu blicken. „C-Cra-gah-Craig!", stottere ich nervös. Wie peinlich!

Wie neulich lacht Craig kurz und lächelt mich schließlich ungewöhnlicher Weise an. „Auch einkaufen?", fragt er ganz normal. „J-ja", antworte ich und bringe nur ein karges Lächeln zustande. Plötzlich kommt er mir näher, oh Gott, was soll das?! Was will er von mir? Ich bin innerlich fast am Durchdrehen! Aber Craig greift an mir vorbei ins Regal. Ich kann wieder diesen Geruch-Mix von neulich wahrnehmen. Meine Wangen färben sich rot. Als ich es bemerke, erschrecke ich – mal wieder.

Als er die Butter, die er sich grade neben mir aus dem Kühlregal genommen hatte, in seinen Einkaufskorb gelegt hat, sieht Craig mich etwas verwirrt an. „Alles klar?", fragt er, sein Tonfall klingt für mich besorgt, aber gut möglich, dass er es nicht ist. Ist mir eigentlich auch ziemlich egal. Ich starre ihn mit meinen großen, kaffeebraunen Augen an und bringe erst mal kein Wort mehr raus, außer den Lauten, die ich eigentlich immer von mir gebe. Craig sieht mich nun wartend an. „Ä-äh... J-ja!", stotterte ich schließlich als Antwort und versuche mich zu einem Lächeln durchzuringen. Gott, der Kerl bringt mich nochmal um den Verstand! „Na dann", grinst er und wendet sich ab.

Gut, er sieht mich nicht mehr an! Also versuche ich diese Gelegenheit zu nutzen und mich schnell aus dem Staub zu machen. Craig muss ja nicht merken, dass ich wegen ihm so nervös bin, wenn man es überhaupt bemerkt, da ich immer nervös bin.

Als ich wieder auf meine Liste sehe, steht dort Cola. „Cola", kommt es auch plötzlich aus der Richtung, in der Craig eben noch stand. Ich drehe mich um und sehe, wie sich genannter zu mir umwendet, da die Getränkeabteilung in dieser Richtung liegt. Oh Gott!, denke ich nur wieder und flüchte. Schnell die Cola holen und weg!

JuliWhere stories live. Discover now