5. Vino

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5. Vino

„Hey, Kleiner!" Verwirrt drehten alle den Kopf um. Ein schlanker, großer Rothaariger grinste breit in die Runde. Jason nickte zurück, schien aber nicht unglaublich glücklich über den Neuankömmling. Mila und Liz hingegen starrten abwechselnd Jason und den Anderen fragend an. Jason gab sein schiefes Grinsen zum Besten. Mila blickte zwischen Jason und dem großen Rothaarigen hin und her. Sie sahen sich so ähnlich... Und da fiel ihr wieder ein, dass Jason ihnen ja erzählt hatte dass sein Bruder Marek ein Anführer der Ferox war. Sie hatten die gleichen langen Gesichtszüge und dasselbe Lächeln. Jasons Bruder, Marek, blickte schelmisch auf Jason hinab, er war fast einen ganzen Kopf größer, als sein kleiner Bruder. „Na, wie läuft die Probezeit so? Haben sie dich noch nicht rausgeschmissen?", scherzte er. Marek hatte eine angenehme Stimme. Tiefer als Jason und er sprach viel langsamer und bedachter. Es war unübersehbar, dass sie trotz der engen Verwandtschaft sehr gegensätzliche Persönlichkeiten hatten. Jason hatte einige Piercings im Gesicht und sich seine Haare fast neonblau gefärbt, er war laut und lustig. Und schien nie ruhig sitzen zu können. Wohingegen sein älterer Bruder sein Gesicht unversehrt und seine Haare in ihrem natürlichen Orange-Rot gelassen hatte. Seine ganze Ausstrahlung und Haltung waren auf eine Art jungenhaft und gleichzeitig aber auch sehr erwachsen und bestimmt.

„Naja, du weißt schon, der Beste auf der Rangliste wird nicht so schnell gekickt.", gab Jason schließlich provokant zurück. „Hört, hört.", lachte Marek. „Wen hat er da wohl mit seinem Hundeblick bestochen?", fragte plötzlich eine andere Stimme hinter Jasons Bruder. Ein Schnauben erklang, das den Ansatz eines Lachens verbarg und plötzlich trat der Redner neben Marek. Milas Augen wurden ein Stück größer, als ihr klar wurde, wer da stand. Sofort korrigierte sie ihre Haltung und stellte sich gerade hin. Sie dachte daran, wie sie gerade wohl aussehen musste und wollte sich plötzlich am liebsten nur noch irgendwo verkriechen. Sie musste schrecklich aussehen. Und aus irgendeinem Grund bereitete ihr der Gedanke, dass Eric sie auch schrecklich finden könnte, Magenschmerzen. Sie versuchte unauffällig zu ihm zu blicken. Und scheiterte. Er hatte sie genau erwischt. Sie zwang sich, nicht sofort wieder wegzuschauen, wie bei einer frischen Tat ertappt, sondern lies ihren Blick unauffällig in die Menge hinter und um ihn wandern.

Es musste so offensichtlich gewesen sein. Wieso konnte sie nicht einfach, auf der Stelle tot umfallen.

Die Schamgefühle stiegen ihr wie Hitze ins Gesicht und sie betete, dass sie nicht zu rot werden würde.

Plötzlich griff Liz sie am Arm und riss sie aus ihrer Trance. „Komm, Mila! Wir bekommen, was neues zu trinken! Hör auf zu träumen!", lachend zog sie Mila mit sich und hüpfte währenddessen von einem Fuß auf den anderen, sodass ihre pinken Korkenzieherlocken mit tanzten. Verwirrt kniff Mila kurz die Augen zu und ließ sich von Liz führen. Gut, es war wahrscheinlich niemandem aufgefallen. Wieso hatte sie sich auch solche Gedanken gemacht? Was wäre schon so besonders daran, dass sie Eric angeschaut hat, er würde immerhin nach der Probezeit einer ihr Anführer sein. Sie hatte nur aus reiner Neugierde gehandelt und noch dazu hatte er sie an ihrem ersten Tag auf einer lebensmüde Aktion über den Abgrund geschickt.

Da sollte mehr Zorn und Wut in ihr kochen... Aber vielleicht war es auch nicht ihr Recht irgendeine Meinung dazu zu haben. Sie war ja schließlich nur eine Initiandin.

„Mann, Mila, wach auf!" Liz schnipste vor ihrem Gesicht herum und warf ihr einen skeptischen Blick zu. Dann drehte sie ihren Kopf leicht und deutete auf des Bild vor ihnen: Jason, Marek und Eric standen an der Theke eines Ladens und unterhielten sich. „Sie haben gesagt wir sollen hier warten." Der beleidigte Unterton war deutlich aus ihrer Stimme zuhören. „Und warum stört dich das so sehr?" Seufzend drehte Liz sich wieder zu ihr. „Ach mann, Mila. Das ist die Elite. Es sind beides Anführer der Ferox und sie sind jung und verdammt noch Mal heiß." Sie riss theatralisch die Arme hoch und stemmte sie dann wieder seufzend in die Taille. „Hoffentlich brichst du Jason nicht das Herz, wenn du dir seinen Bruder angelst." Ihr Blick verriet, dass sie sich mit dem Thema tatsächlich schon auseinandergesetzt hatte. Vielleicht hatte sie ja sogar schon länger ein Auge auf Marek geworfen. Aber wie dem auch sei, Jason würde es so oder so nicht gefallen.

Die letzte Stadt - Eric & MilaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt