4. Die erste Phase

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4. Die erste Phase

Er hatte Rina seit jener Nacht nicht mehr gesehen. Sie war erstaunlich gut darin, ihm aus den Weg zu gehen. Fast schon so gut drin, wie ihm am Tag „zufällig" zwanzig Mal über den Weg zu laufen. Im Moment fragte er sich welche Art ihm lieber war. Aber dann verdrängte er die Zweifel mit eiserner Vernunft und widmete sich wieder seiner Arbeit.

Es gab viel zu tun, wenn man der Leiter des Zentrums für Innere Sicherheit war. In zwei Stunden würde es wieder ein Treffen mit den restlichen drei Anführern geben. Und Marek, sein bester Freund und Leiter des Kontrollzentrums, hatte ihm einige Informationen rübergeschickt, die ihn nicht wirklich beruhigten. Es kam in einem bestimmten Gebiet am Rand der Stadt immer öfters zu Auseinandersetzungen. Eric hatte sich die Protokolle, der dort stationierten Ferox zusenden lassen. Die Hälfte hatte er schon durchgearbeitet. Seufzend ließ er sich wieder an seinem Schreibtisch nieder und machte sich wieder an die Arbeit.

Nach einer Stunde blieb ihm nur ein tiefe Stirnfalte und eine böse Vorahnung. Die Streitigkeiten waren nie groß ausgeartet und auch nichts besonderes gewesen. Nur zwei Personen sind in den letzten drei Wochen wirklich verletzt worden. Es kam immer Mal zu kleineren Schlägereien oder Streitigkeiten, aber das waren alltägliche Dinge, die in der Stadt vorkamen. Wie zum Beispiel zwei Jungen die sich vor der Schule prügelten, eine Frau die einen Fraktionslosen als Dieb entlarvte und zur Selbstjustiz überging... Solche Sachen passierten ständig und dann mussten eben die Ferox eingreifen und wieder die Ordnung herstellen.

Diesmal jedoch hatte er ein flaues Gefühl im Magen. Etwas stimmte nicht, das musste auch Marek bemerkt haben, denn eine Sache ließ die gehäuften Vorfälle in diesem einen Teil der Stadt aus ihrem Muster fallen. Die Gründe der Auseinandersetzungen war immer die gleichen: Streit zwischen verschiedenen Fraktionen und sie hatten auch immer denselben Hintergrund: Die Ideologie ihrer eigenen Fraktion und der Hass auf die anderen Fraktionen. Es gab diese Ideologien in jeder Fraktion, diejenigen die „Fraktion vor Blut" etwas zu wörtlich nahmen, diejenigen die ihre Fraktion als die einzig Richtige sahen und alle anderen nach den jeweiligen Vorurteilen verteufelten.

Die Altruan waren die Schwachen, die Ken die Machthungrigen, die Ferox die Aggressiven, die Candor die Penetranten und die Amite die Scheinheiligen.

So waren nun eine Mal die Vorurteile und wer dumm genug war sie zu glauben, verfiel schnell dieser verkappten Ideologie.

Und genau diesem Problem sah er sich jetzt gegenüber.

Ob es wirklich solche Zusammenhänge zwischen den Vorfällen gab, war nicht gewiss, weshalb er auch im Moment noch nicht richtig eingreifen konnte.

Aber er musste verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in dem betroffenen Teil der Stadt ergreifen und verdächtige Personen überwachen lassen. Er musste den Ursprung des Zwietrachts finden.




Man sollte eigentlich denken, dass es leichter werden würde mit der Zeit... aber das war eine Lüge. Mila hatte sich seither bei den Trainings vor Anstrengung fünf mal fast übergeben... und einmal tatsächlich. Dass sie jetzt ihre Grenzen kannte, war ja schön und gut, aber sie wusste mittlerweile auch, was hinter ihren Grenzen lag... komplette Zerstörung. Das Training wurde immer härter, also egal wie viele Muskeln sie aufbaute oder wie gut ihre Kondition geworden war, sie musste immer stärker, schneller und besser werden.

Und Luke kannte absolut keine Gnade.

Du hattest den Muskelkater des Todes? Dann läufst du erst einmal eine Stunde im Gelände um die Grube. Es gab zwar abwechselnde Trainings- und „Ruhe"-tage, damit der Körper Zeit hatte sich zu regenerieren, aber im Grunde war Mila seit dem ersten Training kein einziges Mal mehr ohne Muskelkater aufgewacht und zu Bett gegangen. Anfangs war das Training ein Tanz auf der Klinge und man wusste nie wie lange man sich noch halten konnte.

Die letzte Stadt - Eric & MilaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt